Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Augen um das Gefährt herum vermehrten sich. Die zahlreichen Radar- und Warnanlagen, mit denen der Luftraum überwacht wurde, brachten Frank das Spinnennetz aus seinem Alptraum wieder ins Gedächtnis. „Europa-Mitte“ war nah.
Doch es geschah nichts. Keiner bemerkte die ungewollten Gäste, die in das komplett überwachte Gebiet eindrangen. Wenn irgendwer den Flieger wirklich gescannt hatte, dann fand er nur einen nichtssagenden Namen in der Registrierungskartei der Maschine. Das Große Auge blickte jedenfalls an ihnen vorbei, obwohl sie direkt vor seiner Pupille herflogen.
Die Stunden vergingen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug und Frank, Alfred und Steffen atmeten kurz auf, als sie auch beim Passieren der alten Grenze nach Frankreich kein Funkspruch der Flugüberwachung erreichte. Compiegne war jetzt nah und de Vries machte sich zum Landeanflug bereit.
Sie erreichten den Boden ohne Zwischenfälle, doch ein Gefühl größter Unsicherheit schlug ihnen entgegen, als sie aus dem Flugzeug ausstiegen. Es war so wie in früheren Zeiten, als sich die Menschen Europas in der Masse noch Urlaubsflüge in die südlichen Länder leisten konnten. Wenn man den kalten Norden verlassen hatte und nach einigen Stunden im Süden aus der Maschine trat, dann war man oft mit einer ungewohnten Wand aus schwüler Hitze konfrontiert. Heute war es anders, denn die Wand, die hier im Zentrum Frankreichs auf Frank und Alf wartete, war nicht aus Hitze gemacht, sie bestand aus Misstrauen.
HOK hatte in seiner akribischen Art ein kleines Dorf außerhalb der Stadt ausgesucht, damit sie hier, fern von allzu großer Aufmerksamkeit durch die Einheimischen, in Ruhe landen konnte. Der Belgier wählte ein großes Feld am Rande des Dorfes aus, ließ die beiden aussteigen, ihre Sachen aufnehmen und startete so schnell er konnte wieder in die Lüfte.
Aus Sicherheitsgründen machte er sich sofort wieder auf den Weg zurück nach Ivas. Er hatte keine Lust, sich auch nur eine Minute länger in einer so stark überwachten Zone aufzuhalten.
Hätte er sein Flugzeug irgendwo sieben Tage lang hingestellt, so wäre die Gefahr von einer Polizeistreife kontrolliert zu werden, in dieser ländlichen Gegend zwar gering gewesen, aber seine Nerven lagen blank. Er war erleichtert gewesen, als er 2019 den Sektor mit seiner Familie auf nimmer Wiedersehen verlassen hatte und fühlte sich hier von tausend Augen verfolgt. De Vries war vielleicht ein wenig zu paranoid und da er über einen perfekt gefälschten Scanchip verfügte, hätte ihm theoretisch nicht viel passieren können, selbst wenn er von einer Streife aufgegriffen worden wäre. Doch allein der Gedanke daran war ihm unangenehm genug.
Der Flame war schon 2011 wegen Waffenschmuggels inhaftiert worden und sein Name war nach wie vor in allen behördlichen Dateien verzeichnet. Ihm und seiner Familie war in der Vergangenheit stark zugesetzt worden. Als er nun Ivas ohne jede Verzögerungen wieder erreichte, war er verdammt froh darüber.
Frank und Alf standen nun mit vollgepackten Rucksäcken auf einem Feld nahe eines Dorfes bei Compiegne und ihre Herzen hämmerten nervös vor sich hin. Jetzt waren sie auf sich allein gestellt, mitten im Feindesland. Es galt nun, nicht aufzufallen.
„Wir sehen aus wie Wanderer aus dem Wald“, brummte Alf.
„Lass uns in dieses Dorf gehen und dann mit dem Bus nach Compiegne fahren. Wir müssen heute noch nach Paris rein“, erklärte Frank mit einem Kloß im Hals.
Sie liefen auf der staubigen Landstrasse, die von ihrem Landeplatz zu dem kleinen Dorf hinunter führte und blickten sich immer wieder um. Die Last war schwer, jeder hatte bestimmt 25 Kilogramm zu schleppen und sie konnten nur hoffen, dass kein Polizist sie hier verdächtig fand.
Die zwei Rebellen hatten sich nach Möglichkeit unauffällig gekleidet. Frank trug eine blaue Jeans und ein dunkelgrünes Polohemd. Zudem zierte eine hellgraue Baseballmütze seinen Kopf, die er sich so tief ins Gesicht zog wie es nur ging.
Bäumer trug ebenfalls eine blaue Jeans, einen braunen Rollkragenpullover und eine rötliche Baseballmütze mit dem Symbol des Clubs der „Cleveland Dead Indians“. Unter den Hosenbeinen der beiden Männer schauten schwarze Armeestiefel heraus, denn festes Schuhwerk war bei der Operation unerlässlich.
Ihre warmen Jacken waren in den Rucksäcken verstaut. Sonnenbrillen hatten sie auch dabei, aber wenn sie diese an jenem eher trüben Tag aufgesetzt hätten, wären sie sicherlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher