Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
„Global Trust Company“ aus Miami, hinzu.
„Pah! Soll Matsumoto doch ein paar Städte mit seinen Atomraketen einäschern, daraus könnten wir eine hübsche Mitleidspropaganda machen. Weinende Kleinkinder und das volle Programm.
Ja, ich wünschte, dass er dumm genug wäre, so etwas zu tun. Das wäre hervorragend, denn dann könnten wir ihn endgültig vor aller Welt zum Teufel erklären. Aber so dämlich ist er nicht und so lange wir Japan nicht mit Atomwaffen angreifen, wird er uns diesen Gefallen nicht tun.“
Der Weltpräsident wandte sich von seinen Gästen ab und drehte ihnen den Rücken zu. Die Sitzung des „Rates der 13“, welche heute für 20.00 Uhr angesetzt worden war, würde wohl sehr unangenehm werden, das wurde ihm jetzt bewusst.
Nach einer Weile löste sich die Runde auf und alle verließen den Besprechungsraum wieder, nur der Präsident blieb im Halbdunkel zurück und starrte grübelnd in die Leere.
„In spätestens drei Monaten will ich Matsumotos Kopf!“, war das Letzte, was seine Besucher hörten, bevor sie sein Büro hinter sich ließen.
Frank und Alfred hatten einen Gesprächspartner gefunden. Carsten Madsen, einen der drei ausländischen Freiwilligen, welche der Untergruppe „Hukushuu II“ zugeteilt worden waren. Sie hatten ihn im Nachbartrakt untergebracht und er besuchte sie heute Abend zu einer Runde Schach. Der Soldat hatte sein kleines Spielbrett mitgebracht und Alf jetzt schon das zweite Mal in Folge besiegt. Jetzt wartete er auf Frank als neuen Gegenspieler.
Madsen war ein hünenhafter, rotblonder Däne aus Varde. Schachspielen konnte der ehemalige Landwirt, der wohl schon auf die vierzig zuging, wirklich gut und auch Kohlhaas wurde von ihm nach einer nervenaufreibenden Partie an die Wand gespielt. Der Däne konnte relativ gut deutsch.
„Ich war vor vielen Jahren auch einmal in Berlin“, erzählte er seinem Spielpartner.
„Ist ein Dreckloch, was?“, sagte Frank.
„Dänemark ist auch eine Dreckloch, ganz Europa ist eines“, gab er zurück und seine klaren Augen funkelten nachdenklich.
„Bauer war ich in Dänemark, aber vor eine Jahr habe ich mein Hof verkauft. Es ging nicht mehr …“, erzählte der Mann.
„Was war passiert?“, wollte Alf wissen und blickte grübelnd auf das Schachbrett. Vermutlich dachte er über seine Fehler im letzten Spiel nach.
„Die Politiker haben die Agriculture … Wie heißt auf deutsch?“, antwortete Madsen.
„Landwirtschaft!“, erklärte Kohlhaas.
„Ja, sie haben die Landwirtschaft kaputt gemacht. Meine Familie hatte Schulden bei den Banken, ich musste irgendwann alles verkaufen. Als Bauer konnte ich nicht mehr überleben“, schilderte der Däne.
„Verstehe …“
„Und dann?“
„Ach, meine Frau hat mich verlassen und meine Tochter kam in ein Haus für Kinder ohne Eltern, weil ich zu arm war…“, erzählte er und Wut schien in ihm aufzukochen.
„Waisenhaus … Man sagt Waisenhaus … Mein Neffe ist auch in so einem Ding“, warf Frank ein und schaute betrübt.
„Als dieser Krieg in Japan begonnen, bin ich nach hier gegangen. Ich hatte nichts zu verlieren, versteht ihr?“
„Ja, das tun wir!“ Die beiden Männer aus Deutschland wussten, wovon er sprach.
„Diese Bürokraten haben mich fertig gemacht! Gesetze gegen die Bauern haben sie gemacht!“, zischte Madsen.
Während sie sich unterhielten, warfen ihnen einige der Japaner misstrauische Blicke zu. Frank reckte den Kopf und konnte einen Soldaten erkennen, der mit seinem Nahkampfmesser spielte und Anstalten machte, sich etwas in seinen Arm zu ritzen.
„Was macht der Typ da?“ Kohlhaas zeigte auf den Mann, der sich in einer Ecke verkrochen hatte.
„Vielleicht ist er ‚gaga’? Verrückt!“, sagte Madsen.
Der Japaner fing an, ein Lied zu summen und schnitt sich in den Unterarm, Blut floss in dünnen Fäden daran hinab.
„Ich gehe mal hin“, sagte Alf, stand auf und stellte sich neben den Soldaten.
„What are you doing with the knife?“, fragte er.
Der seltsame Mann blickte ihn plötzlich mit blutunterlaufenen Augen an und knurrte etwas auf Japanisch.
„Don’t hurt yourself, man!“, bat ihn Alf, doch der Japaner machte weiter. Er hatte sich irgendwelche Schriftzeichen in den Unterarm geritzt.
„Kore wa watashi no ai desu!“ Der Mann hielt Alf ein Foto von einer Frau unter die Nase.
„Watashi no ai!“, rief er und sprang auf. Jetzt grinste er irre und geistesabwesend.
Madsen kam jetzt auch dazu und Frank folgte ihm, die anderen
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