Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
wirkte nach außen hin etwas ruhiger, obwohl auch er nicht alle Anzeichen von Anspannung und Nervosität abschalten konnte.
Allerdings erging es vielen der Japaner auch nicht besser. Einige waren kreideweiß, der eine oder andere übergab sich sogar. Es war seltsam, nicht wenige der hier versammelten Männer schienen einen Kampf auf Leben und Tod mit den Füßen auf der Erde einer U-Boot-Fahrt durch die dunklen Tiefen des Pazifiks vorzuziehen.
„Es geht los.“ Frank hörte die Motoren dröhnen und das Unterseeboot setzte sich langsam in Bewegung.
„Von einem Schlamassel in den nächsten“, stöhnte Alf und versuchte schon wieder ein Nickerchen zu machen.
„Wie kannst du bei dieser U-Boot-Scheiße ans Pennen denken? Bist du nicht nervös?“, fauchte ihn sein Freund an. Am liebsten hätte er ihm eins auf die Nase gegeben.
„Doch! Aber ich kann doch trotzdem versuchen, noch ‘ne Runde zu dösen“, brummte Alf und verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust.
„Du döst auch noch auf der Fahrt zu deiner eigenen Hinrichtung, was?“, kam von Kohlhaas. „Wer wenig nachdenkt, sorgt sich selten …“
Kohlhaas fummelte sich nervös an der Uniformjacke herum und musterte seine japanischen Mitkämpfer mit sorgenvoller Miene. In Situationen wie dieser bewunderte er seinen Partner.
Die Unterseeboote waren zwar nicht mehr die Jüngsten, aber sie waren schon so weit technisch ausgereift, dass sie einige Vorrichtungen besaßen, welche es feindlichen Schiffen erschwerten, sie unter Wasser zu orten.
Stunden vergingen und Frank glaubte, dass er jeden Moment ausrasten würde. Verzweifelt biss der sich in den Arm und versuchte, sich auf nichts anderes als auf den Schmerz zu konzentrieren, um nicht daran zu denken, in einem verfluchten eisernen Unterseeschiff zu sein, welches auch in der nächsten Zeit nicht mehr auftauchte. Das machte ihn fast wahnsinnig. Um ihn herum wirkten die anderen auch immer ungeduldiger und nervöser. Wo waren sie jetzt? Durch welche nasse Finsternis glitt ihr U-Boot gerade hindurch?
„Dieses Scheißding ist wie die Holozelle. Ich komme hier nie mehr raus. Ich will hier raus. Raus, raus, raus!“, wisperte er leise vor sich hin und starrte verstört durch den langen eisernen Schlauch auf eine genietete Stahltür.
Sein Freund Alf tippte ihn an, Frank atmete laut und seine Augen quollen aus dem Schädel, rote Äderchen traten hervor.
„Was ist, Alter?“, fragte Bäumer leise. „Versuch dich zu beruhigen …“
„Ich gehe ‘ne Runde. Muss mich bewegen. Diese verdammte Blechbüchse, Blechzelle, Blechsarg …“
Der junge Mann war kreidebleich geworden und schob seinen Körper durch die Masse der stehenden oder sitzenden Kameraden hindurch, einige von ihnen knurrten ihm etwas auf Japanisch hinterher. Es war ihm egal. Zumindest musste er sich etwas bewegen, mal herumlaufen. Es war so verdammt eng in diesem Ding. Wie lange dauerte diese höllische Tauchfahrt noch?
Kohlhaas ging jetzt in einen anderen Teil des U-Bootes und konnte den Dänen Madsen neben einer stählernen Aufstiegsleiter erkennen, neben ihm stand ein japanischer Offizier, welchem der kreidebleiche Frank, der wie ein Zombie vor sich hin wankte, wohl nicht ganz geheuer war.
„Madsen, alles klar?“, stammelte der klaustrophobische Kriegsfreiwillige.
„Ja, es geht schon“, antwortete der Däne und klopfte ihm auf die Schulter. „Du siehst nicht gut aus, Frank!“
„Ich hasse enge Räume“, brachte dieser nur heraus.
„Kann ich verstehe. Ich mag auch keine U-Boote. Bald bist du wieder draußen“, beruhigte er seinen Kameraden und lächelte ihm zu.
Plötzlich stoppte das U-Boot und die ohnehin notdürftige Beleuchtung wurde sofort abgeschaltet. Auch das eintönige Summen der Motoren verstummte schlagartig.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Frank seinen Kameraden und Panik kroch ihm in die Knochen.
„Weiß nicht …“, kam von dem Dänen.
Einige der Soldaten um ihn herum tuschelten in der Dunkelheit, der japanische Offizier zischte zu ihnen herüber und wandte sich dann Frank und Madsen zu.
„Damn! Be quiet!“, flüsterte er.
Es war ein furchtbarer Moment, Kohlhaas glaubte, das leise Rauschen des Meeres zu hören, doch das konnte nicht sein. Vermutlich waren sie von einem feindlichen Kriegsschiff geortet worden, denn jetzt bewegte sich das U-Boot nicht mehr richtig fort und glitt nur noch langsam durch die Tiefen des Pazifiks.
Über ihrem Unterseeboot vernahmen die Männer ein tiefes Rumoren,
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