Beutewelt 03 - Organisierte Wut
voll!“, Frank deutete auf den unteren Rand des Bildschirms.
Ein anderes Video zeigte eine illegale Sprühaktion bei Nacht und Nebel in Minsk. „Arbeit und Freiheit durch Artur Tschistokjow!“, sprühten vermummte Jugendliche an die weiße Wand eines Verwaltungsgebäudes.
Andere Videomitschnitte zeigten Mitglieder der Gruppe mit schwarzen Kapuzen beim nächtlichen Verteilen von Flugblättern in einer Plattenbausiedlung.
Frank grinste. „Für manche der Kiddies ist das wohl auch so eine Art großes Abenteuer!“
„Aber ein verdammt gefährliches Abenteuer!“, gab Alf zu verstehen.
„Sie sind schon tollkühn, diese Russen. Das gefällt mir irgendwie“, antwortete Frank.
Es klopfte an der Haustür. Die beiden Männer schreckten zusammen und gingen in den Flur. Es war Wilden. Die beiden ahnten, was jetzt kommen würde.
Der Dorfchef berichtete mit größtem Enthusiasmus von den Vorbereitungen für die Veranstaltung im September. Sven und etwa 20 andere junge Männer aus Ivas waren heute Morgen nach Minsk gefahren, um mit ihren Freunden von der Freiheitsbewegung Aktionen durchzuführen. Sie wollten noch eine Woche dort bleiben, erklärte Wilden, vom Stolz auf die jungen Burschen ergriffen.
„Ja, ja! Wir kommen auch mit, Thorsten. Bevor du uns jetzt wieder einen Vortrag hältst“, fiel ihm Frank ins Wort und der ältere Herr lächelte.
„Ich wusste es. Flugblätter verteilen und Wände besprühen ist unter eurem Niveau, das weiß ich. Aber das gehört auch zum politischen Kampf“, sagte der ehemalige Unternehmer und versuchte den beiden ein wenig Honig um den Mund zu schmieren.
„Es kann ja auch nicht ständig Krieg geben – wie in Japan. Und ich bin auch verdammt froh darüber“, erwiderte ihm Kohlhaas nüchtern.
„Wenn es hier einmal welchen geben sollte, dann seid ihre meine besten Leute. Das wisst ihr ja wohl, oder?“
„Ja, Thorsten. Das sagst du uns drei Mal am Tag!“, brummte Bäumer und rollte mit den Augen.
„Ich meine ja auch nur …“
„Wir schauen uns diese Freiheitsbewegung noch eine Weile an. Wenn wir sie für erfolgversprechend halten, dann drücken wir uns vor nichts. Das weißt du auch“, fügte Frank hinzu.
„Ja, sicher!“, antwortete Wilden ungeduldig. „Also seid ihr bei Arturs Großkundgebung dabei?“
„Ja, ja!“, stöhnten die Zwei.
Der Anführer der Leute aus Ivas nickte und drehte sich auf der Stelle um. Dann ging er zur Haustür, öffnete sie und verschwand.
„Das wird schon werden!“, hörten sie Wilden noch von der Straße aus rufen.
Große Reden und neuer Ärger
Es war kalt an diesem Morgen und leichter Nieselregen fiel in dünnen Fäden vom Himmel herab. Frank und Alfred näherten sich dem Dorfzentrum, wo sie bereits von Dutzenden Männern und Frauen erwartet wurden.
Wilden eilte ihnen entgegen. Er hatte einen langen Mantel an und winkte sie mit einem erwartungsvollen Lächeln zu sich. Julia folgte ihm.
„Wir sind fertig! Ihr fahrt mit mir!“, flötete er fröhlich und schüttelte den beiden noch etwas verschlafenen Männern die Hände.
Langsam löste sich die Menschentraube auf und alle gingen zu ihren Autos. Der Trupp junger Männer aus Ivas, der von Sven geführt wurde, war schon fort und hatte sich bereits mit Artur Tschistokjow und den anderen getroffen.
„Na, mal sehen, was das heute gibt“, bemerkte Frank und folgte dem Dorfchef zu seinem Kombi. Alf gähnte und erklärte, dass er gleich im Auto noch ein Nickerchen machen wollte.
„Wenigstens ist Julia dabei“, dachte sich Frank und musterte die blonde Frau, welche ebenfalls noch nicht ganz wach zu sein schien.
Michael Ziegler, der schüchterne junge Mann, welcher sich vor dem Kriegseinsatz in Japan gedrückt hatte, fuhr auch mit ihnen. Frank setzte sich zu Wildens Tochter auf die Rückbank und lächelte. Die Fahrt zur kleinen Ortschaft Schtewatj, wo heute eine große Versammlung stattfinden sollte, begann.
„Und? Freust du dich, Julia?“, fragte Kohlhaas die hübsche Blondine.
„Ich sehe mir das mal an“, kam nur zurück. „Mein Vater meinte, dass ich das auf keinen Fall verpassen soll.“
„Das meint er immer“, antwortete Frank und klopfte Wilden von hinten auf die Schulter.
„Ihr werdet sehen, das wird großartig! Artur hat richtig viele Leute mobilisiert!“, tönte der Dorfchef und fing wenig später an vor sich hin zu pfeifen.
Seine Tochter grinste nur. Frank musterte derweil gedankenverloren ihre schlanken, langen Beine und schaute schnell wieder aus dem
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