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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Die Menge klatschte.
    „Er ist heute gut in Form, was?“, bemerkte Kohlhaas und Wilden starrte begeistert auf die Bühne.
    „Er ist ein brillanter Redner! Ich liebe es, ihm zuzuhören!“, schwärmte der ehemalige Unternehmer.
    Tschistokjow klagte die Weltregierung mit harten Worten an und erläuterte seinen Zuhörern ihre Verbrechen an Land und Volk. Er versprach, dass in seinem Land ein jeder Russe Arbeit haben würde und er den alten Staat wiedergründen wollte.
    „Das ist unser Land! Wir wollen hier keine fremden Mächte!“, konnte Frank verstehen. Wieder donnerte ein tosender Beifall über die Wiese.
    Der Anführer der Rus redete sich nun immer weiter in Rage und elektrisierte die Masse bis in den letzen Winkel. Die Leute hingen an seinen Lippen und jubelten zwischendurch immer wieder.
    Nach über einer Stunde wurde die Rede plötzlich von lauten Rotorengeräuschen unterbrochen. Drei Polizeihubschrauber kreisten über ihren Köpfen und die Menge erbebte wie eine nervöse Tierherde. Einige Ordner richteten ihre Gewehre gen Himmel und drohten den Hubschraubern, welche offenbar die Teilnehmer der Veranstaltung und die geparkten Autos filmten. Tschistokjow rief seine Leute energisch zur Ordnung und befahl ihnen, sich nicht provozieren zu lassen.
    Frank zog den Kopf ein und schob sich seine schwarze Kappe noch tiefer ins Gesicht, dann setzte er eine Sonnenbrille auf. Hunderte von Menschen um ihn herum begannen sich nun auch zu vermummen.
    „Na, toll. Ich hatte mich schon gewundert, dass hier gar keine Bullen zu sehen sind. So eine Riesenveranstaltung lässt sich doch unmöglich geheim halten“, zischte Frank.
    „Ich glaube nicht, dass hier gleich noch großartig Polizei auftaucht. Das trauen sie sich hier draußen auf dem Land nicht. Sie filmen uns nur …“, brummte Bäumer und verhüllte sein Gesicht.
    „Es reicht, wenn sie hier Informationen sammeln, Gesichter und Autokennzeichen filmen – da werden sich einige in den nächsten Tagen wundern.“
    „Unsere Kennzeichen sind alle gefälscht. Da finden die nichts“, bemerkte Bäumer gelassen.
    „Ja, ich weiß, aber ich glaube kaum, dass alle hier diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben …“
    „Behaltet die Nerven. So etwas gehört dazu“, mischte sich Wilden ein.
    Nach einer Weile verschwanden die Polizeihubschrauber wieder und Artur Tschistokjow setzte seine Rede unbeirrt und mit dem ihm eigenen Enthusiasmus fort.
    Er rief seine Anhänger auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und auch gegenüber dem schlimmsten Staatsterror standhaft zu bleiben. Noch eine weitere Stunde schmetterte er seine Doktrin in die Köpfe der Zuhörer, dann beendete er die Veranstaltung.
    Die Masse sang zuletzt ein altes, patriotisches Lied, welches Tschistokjow vor einigen Wochen zur offiziellen Hymne seiner Freiheitsbewegung gemacht hatte, schwang ihre Fahnen und machte sich dann auf den Weg nach Hause.
    Den Politiker sahen sie an diesem Tag nicht mehr wieder, da er sich sofort mit Peter und einigen anderen engen Vertrauen auf den Heimweg machte.
    Als sie zu ihrem Auto kamen, wartete bereits Julia mit Viktor auf sie. Der gutaussehende Russe verabschiedete sich von ihr, küsste ihr die Hand und verschwand dann. Frank warf ihm einen erbosten Blick hinterher und stieg ins Auto.

    „Wo warst du denn die ganze Zeit?“, brummte Kohlhaas in Richtung der jungen Frau.
    „Ich war mit Viktor und einigen seiner Freunde weiter hinten. Er ist total witzig. Leider kann er nur Englisch“, flötete sie und wirkte zufrieden.
    „Ist ja echt ein Jammer!“, gab Frank zurück.
    „Ja, du solltest ihn auch einmal kennenlernen. Er will uns demnächst in Ivas besuchen.“
    „Was?“, sagte Frank und explodierte innerlich. Er traute seinen Ohren nicht.
    „Ja, hat er gesagt. Er will euch alle mal kennenlernen.“
    „Aha, schön für ihn“, brummte Frank eingeschnappt und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe.
    Vor ihnen verstopfte eine endlose Autoschlange die schlammige Landstraße und sie kamen nur im Schneckentempo voran.
    Wilden nutzte die längere Fahrpause und erklärte wieder allen, auch denen, die es nicht hören wollten, die politische Wichtigkeit der heutigen Veranstaltung. Er sprach von einer „erneuten Machtdemonstration Tschistokjows“, von „revolutionärem Potential“ und der „feigen Staatsgewalt“.
    Bäumer sah das etwas anders und behielt seine Meinung während der Autofahrt nicht für sich. Er war misstrauisch genug, um ahnen zu können, dass der

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