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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Fenster, als ihm die junge Frau ein vielsagendes Lächeln zuwarf.
    „Dir scheint es auch zu gefallen, nicht wahr Franky?“, flachste sie und schlug ihre blauen Augen auf.
    „Äh, ja, ja! Freue mich auch schon auf die … äh … Versammlung“, stammelte dieser und fühlte sich irgendwie ertappt.
    „Nicht, dass es schon wieder so großen Ärger gibt wie in Nowopolozk“, stöhnte Bäumer und schloss die Augen, um noch ein wenig zu dösen.
    „Nein, das ist unrealistisch. Das ist sehr weit draußen auf dem Land. Da werden die Bullen nicht in Massen aufkreuzen!“, sagte der Dorfchef zuversichtlich.
    „Ein bisschen mulmig ist mir aber schon“, flüsterte Julia und Frank dachte kurz daran, sie in den Arm zu nehmen und ihr seine starke Schulter zu leihen. Dann hielt er sich jedoch zurück.
    „Wir sind ja bei dir. Also mach dir keine Sorgen!“, erklärte er nur.
    Sie nickte wortlos und schaute aus dem Fenster. Frank versank wieder in Gedanken und betrachtete ihre vollen, rot geschminkten Lippen, welche leicht bebten, als das Auto über eine schlecht asphaltierte Straße rumpelte. Ihr Profil war herrlich, wie eine Statue aus dem alten Griechenland. Mit fein geschliffenem, langen Gesicht, einem sanften Kinn und einer wohl geformten Nase.
    „Hmmm …“, brummte Frank vor sich hin und glotzte sie mit offenem Mund an. Julia drehte sich ihm zu.
    „Was?“, fragte sie.
    „Was? Nichts! Ich dachte nur nach. Über die Kundgebung. Mal sehen, wie viele … äh … Leute kommen werden. Wichtig ist es … wichtig, dass alle kommen“, gab der junge Mann mit verlegener Miene zurück.
    „Aha!“, meinte die Schönheit nur, verzog ihre Lippen zu einem schmalen, roten Strich und schaute weiter aus dem Fenster.
    Wilden fing erneut an zu pfeifen und dozierte in dieser Zeit ausnahmsweise einmal nicht über Weltpolitik. Aber dazu hatte er heute ja noch ausreichend Gelegenheit.

    Die Fahrt nach Schtewatj dauerte fast sieben Stunden. Oft fuhr die Autokolonne aus Ivas über halb zerfallene Straßen voller Unkraut, das aus den großen Ritzen und Schlaglöchern zwischen den Asphaltstücken quoll.
    Sie fuhren an Minsk vorbei und stießen dann in eine verlassen wirkende, ländliche Region vor. Hier waren die Straßen manchmal nicht viel mehr als schlammige, breite Wege. Irgendwann erreichten sie das kleine Dorf.
    Frank hatte die Fahrt trotzdem irgendwie genossen. So lange war er noch nie in Julias Nähe gewesen und hatte die Gelegenheit prompt genutzt, um mit ihr längere Gespräche zu führen. Oft redete er über Politik. Thorsten Wilden, Alfred und Michael Ziegler gaben ihren Senf gelegentlich dazu. Die junge Frau wirkte von den Revolutionsplänen der Männer jedoch eher gelangweilt und versuchte die Gespräche in eine andere Richtung zu lenken.
    Manchmal drehte sich Alf kurz nach hinten um und grinste seinen Freund an, als ob er darauf wartete, dass dieser bei Julia endlich richtig in die Offensive ging. Aber dafür war diese Autofahrt nun wirklich nicht die geeignete Gelegenheit, zumal ihr Vater auch noch der Fahrer des Wagens war.
    Dieser war jedoch so sehr in Gedanken versunken, dass er von den vieldeutigen Blicken, welche sich Frank und seine Tochter zuwarfen, nichts mitbekam.

    Die Straßen des Dorfes waren über und über mit Menschen verstopft. Hunderte, ja Tausende von Besuchern hatten sich hier versammelt. Die Felder rund um die Siedlung waren mit PKWs vollgestellt.
    „Meine Güte, das sind ja Massen!“, rief Wilden und fuhr den Wagen langsam durch einen Pulk freundlich lächelnder Menschen.
    „In einer Stunde geht es los“, bemerkte Alfred erwartungsvoll.
    Die große Anzahl von Menschen, die fast wie eine kleine Armee wirkten, beeindruckte auch Frank und er starrte mit weit aufgerissenen Augen aus dem Autofenster.
    Sie parkten den Wagen neben einem Feldweg und gingen zum Veranstaltungsort, einer riesigen Wiese, auf der eine Bühne aufgebaut war. Eine Rockband spielte hier und einige russische Jugendliche tanzten Pogo und johlten zwischendurch.
    In einigem Abstand konnten sie Mitglieder von Arturs Freiheitsbewegung erkennen, welche graue Hemden und schwarze Hosen trugen. Offenbar hatte sich die neue Kleiderordnung schon bei einigen durchgesetzt. Ein paar von ihnen hatten Gewehre umgehängt und warfen misstrauische Blicke auf jeden, der neu zu der Menge stieß.
    Wilden rief Tschistokjow auf seinem Handy an und der hagere, blonde Mann kam nach einigen Minuten zu ihnen. Er begrüßte sie freudestrahlend und klopfte ihnen auf

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