Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
der weißrussische Agitator seine Getreuen in Russland und der Ukraine dazu bewegen, den politischen Kampf fortzuführen.
Sergej Spehar, das Oberhaupt der Freiheitsbewegung der Rus in Russland war vor einer Woche von Kollektivisten überfallen und fast totgeschlagen worden. Jetzt lag er auf der Intensivstation in einem Smolensker Krankenhaus. Die Behörden warteten darauf, dass er wieder gesund wurde, um ihm den Prozess wegen „illegaler, politischer Aktivitäten“ zu machen. Monatelang waren sie hinter ihm her gewesen. Nun hatten sie ihn endlich dingfest gemacht und auf den Dissidenten wartete mit großer Wahrscheinlichkeit das Todesurteil.
Tschistokjow bestimmte Andrej Luschenko, einen arbeitslosen und äußerst fanatischen Akademiker, zu seinem Nachfolger.
Doch die Ausbreitung in Russland ging nach wie vor nur äußerst schleppend voran und die Zahl der Anhänger der Freiheitsbewegung nahm Anfang 2037 sogar leicht ab.
Tschistokjows Mitstreiter traten nur noch in den Kleinstädten und Dörfern öffentlich auf und beschränkten ihre Aktivitäten lediglich auf den westrussischen Teil. In den Großstädten konnten sie noch immer kaum Boden gewinnen und liefen jederzeit Gefahr, von den Kollektivisten angegriffen zu werden.
Die Mächtigen sahen zu diesem Zeitpunkt keinen Anlass mehr, die Rus noch übermäßig hart zu bekämpfen. Kollektivistische Gruppen versuchten sich jetzt sogar in Weißrussland, Litauen und Lettland im Untergrund auszubreiten. Peter Ulljewski und seine Männer hoben fast jede Woche geheime Zirkel von ihnen aus und bekämpften sie unerbittlich.
Glücklicherweise eröffneten sich im Frühjahr 2037 neue Konfliktherde, welche die Aufmerksamkeit der Weltregierung auf sich zogen. In Bolivien gelang es rebellischen Gruppen beinahe, die Vasallenregierung zu stürzen, in Palästina nahmen die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und einheimischen Arabern in größerem Maße zu und im Iran waren die Freischärler noch immer nicht ganz besiegt.
So wurde der Militärschlag gegen Weißrussland durch den Weltverbund erneut vertagt, da man Tschistokjows Untergang allein durch die kommende kollektivistische Revolution als sicher ansah.
In China und Indien verbreitete sich die Lehre Mardochows nun auch mit rasender Geschwindigkeit und bereits im Februar hatte sich dort eine aufstrebende kollektivistische Bewegung gebildet.
Uljanin führte derweil weiter Massendemonstrationen durch und riesige Menschenmengen mit schwarz-roten Fahnen, den Farben der Kollektivisten, wälzten sich durch die Straßen der russischen Städte. Die Medien unterstützten die KVSG nach Leibeskräften und berichteten fast jeden Tag über ihre neuesten Forderungen und Aktionen.
„Wir werden alle unsere Kräfte auf Estland konzentrieren. Wenn wir nicht bald Erfolgsmeldungen vorweisen können, dann schläft unsere Revolution endgültig ein“, erklärte der weißrussische Präsident.
„Aber was ist, wenn die Sache noch einmal schief geht? Du hast doch Erfolge, hier in Weißrussland. Das Volk ist sehr zufrieden mit deiner Aufbauarbeit“, erwiderte Peter Ulljewski.
„Wir können uns hier auf Dauer keine sichere Burg schaffen. Dafür sind wir einfach zu schwach und unser Land zu klein, auch wenn uns Japan Waffen liefert und die Bürger glücklich sind!“, knurrte der Anführer der Rus verbittert.
Artur Tschistokjow tigerte zerknirscht durch seine Wohnung und überlegte.
„Mitte März muss Estland fallen!“, rief er und schlug mit seiner Faust auf den Wohnzimmertisch. „Ich möchte, dass wir alles mobilisieren, was noch kriechen kann. Die Aktion muss innerhalb eines Tages erfolgreich sein!“
„Unsere Leute vor Ort werden morgen mit den Vorbereitungen anfangen. Ich sage den Männern in Tallinn Bescheid“, gab Peter zu verstehen.
„Die Esten müssten doch langsam begriffen haben, dass es unserem Volk mittlerweile wesentlich besser geht als ihnen!“, sagte Tschistokjow mit einem Anflug von Ungeduld und Wut.
Peter Ulljewski nickte und verabschiedete sich. Er gab noch am selben Tag einige wichtige Informationen an seine Mitstreiter in Estland weiter und ein neuer Ansturm wurde vorbereitet.
Frank, Alfred, Sven und viele andere machten sich daraufhin auf den Weg ins nördliche Baltikum und unterstützten die dortigen Rus bei ihren Werbeaktionen. Sie führten kleinere Kundgebungen in einigen Dörfern durch und verteilten wieder einmal unzählige Flugschriften.
Ende Februar zogen etwa 8000 Demonstranten durch den Süden
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