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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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wie eine wütende Woge in die vorderen Reihen des Demonstrationszuges und es kam zu einer wilden Prügelei.
    Als die ersten Panzerwagen durch die Straßen rollten, löste sich die von Angst ergriffene Masse der Rus auf und wandte sich schließlich zu einer wilden Flucht. Weder Artur Tschistokjow noch Frank konnten die Männer von ihrem panischen Rückzug abhalten. Wie aufgescheuchte Gänse stoben sie auseinander und einige von ihnen liefen der prügelnden, schießenden Polizei und den aufgebrachten Mobs der Kollektivisten direkt in die Arme.
    Es war eine furchtbare Schlappe. Nur mit Mühe gelang es Frank und seinen treuesten Ordnern aus der Stadt zu fliehen. Als sie aus dem wilden Chaos in eine kleine Gasse geflüchtet waren, zogen sie sich um und warfen ihre grauen Hemden weg, um nicht doch noch von ihren Feinden erkannt und gelyncht zu werden.
    An diesem Tag wurden die Rus bis ins Mark gedemütigt. Arturs Getreue schafften ihren Anführer aus der Innenstadt heraus und versteckten ihn in der Wohnung eines Mitstreiters. Beinahe hätte ihn die Polizei in die Finger bekommen.
    Orel wurde letztendlich zu einer weiteren, schweren Niederlage für die Freiheitsbewegung. Die übermütigen Kollektivisten suchten die Stadt bis in die Nacht hinein nach ihren Gegnern ab und schlugen jeden zusammen, den sie für einen Rus hielten. Es gab an diesem Tag etwa 60 Tote und Schwerverletzte. Der Feind triumphierte.
    Alf war nicht mit nach Orel gekommen. Er hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt und Kohlhaas, der sich abgehetzt und verunsichert nach Grondo durchgeschlagen hatte, konnte ihm jetzt nur noch Recht geben. Tschistokjow selbst kehrte bei Nacht und Nebel nach Weißrussland zurück und verkroch sich dort. Die Medien überschütteten ihn mit Häme und Spott und erklärten, dass die Weltregierung mit ihm und seinem Haufen bald Schluss machen würde. „Tschistokjow und seine Leute sind am Ende angelangt!“, frohlockte der New York Star am nächsten Tag.
    Frustriert und verzweifelt hatte sich der Anführer der Rus heute in einen unscheinbaren Raum im hintersten Winkel des Präsidentenpalastes von Minsk zurückgezogen und die Tür hinter sich verschlossen. Er wollte in diesen Stunden niemanden sehen und selbst Wilden hatte er wieder ausgeladen. Leise wimmernd sank der blonde Mann an der Wand herunter und hielt sich den Kopf. Wie zerschlagen, als Häufchen Elend, kauerte er in der Ecke des Raumes und erschien aller Hoffnung beraubt.
    Der Versuch, in Orel ein Bein auf den Boden zu bekommen, war grandios gescheitert. Am meisten schmerzte ihn aber die Tatsache, dass so viele Bürger seinen Leuten und ihm nur noch Spott und Hohn entgegen gebracht hatten. Man hatte ihn beschimpft und verlacht. Seine Gegner und die Polizei hatten die Rus innerhalb kürzester Zeit aufgerieben und durch die Stadt gejagt. Anschließend waren sie wie räudige Hunde durch die Gassen geprügelt worden.
    Er hatte gerufen, doch war nicht mehr vom Volk erhört worden. Das folgte nämlich jetzt Uljanin und seinen Kollektivisten, die wieder einmal triumphierend durch die Straßen gezogen waren. Der Rebellenführer war furchtbar niedergeschlagen und machte den Eindruck, als hätte ihn seine schon fast sprichwörtliche Zuversicht nun endgültig verlassen. So hätten ihn seine langsam ebenfalls demoralisierten Männer niemals sehen dürfen. Zweifelnd und jammernd hockte er einsam auf dem Boden und gestand sich ein, dass Orel vielleicht der Anfang vom Ende gewesen war.
    „Herr, wie soll ich die Diener des Teufels besiegen, wenn du meinen Glauben zerbrechen lässt?“, flüsterte er schluchzend vor sich hin.
    Bittere Tränen füllten seine sonst so strahlenden Augen. Tschistokjow wusste keinen Ausweg mehr und versank in einem dunklen Meer des Selbstmitleids.

    Vitali Uljanin war für einige Tage in den Nahen Osten geflogen und traf sich dort mit einem führenden Mitglied des Rates der 13 in einem Luxushotel. Heute Morgen waren sie durch einen wundervollen Garten mit prächtigen Ölbäumen spaziert und hatten sich über die Strategien der kollektivistischen Bewegung unterhalten.
    Die hohen Herren, die Weisen, schienen große Pläne mit ihm und seiner neuen Massenorganisation zu haben. Der ursprünglich aus Brooklyn in New York stammende Kollektivistenführer war begeistert.
    Jetzt hatte er sich mit einem milliardenschweren Konzernboss in einer sonnendurchfluteten Suite eingefunden und wartete gespannt auf dessen weitere Ausführungen.
    „Bruder Uljanin, die

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