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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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mich ins Gras beisst. Genau das habe ich mir immer gewünscht, Frank!“
    „Aber …“
    „Aber was? Du bist unfähig, ein normales Leben zu führen. Das ist eine Tatsache! ‚Wenn sich der Einzelne für die Gemeinschaft opfert, so ist das die größte Tat, die ein Mensch vollbringen kann!’ Ja, höre nur auf deinen Heiland Tschistokjow und stirb den Heldentod, du Dummkopf!“, wetterte die Tochter des Dorfchefs.
    Ihr junger Freund sprang daraufhin zornig von der Bank und stieß einen Fluch aus.
    „Rede nicht so mit mir, Julia! Ich bin keiner deiner kleinen Schüler, kapiert? Du hast mir Respekt zu zollen, verstanden!“, brüllte Kohlhaas und baute sich drohend vor der hübschen Frau auf.
    Julias blaue Augen funkelten ihn an, dann musterte sie ihn herausfordernd. „Und? Willst du mich jetzt auch zusammenschlagen?“
    Frank stockte. „Nein! Natürlich nicht …Ich …“
    „Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich hatte mich heute eigentlich darauf gefreut, dich zu sehen, aber dieses Theater…“, sagte Julia enttäuscht. Die blonde Schönheit schüttelte den Kopf und ging schließlich wieder in Richtung Dorf zurück.
    „Du bist ein Narr, Frank! Offenbar ist das einzige Glück in deinem Leben der Erfolg in deinen ewigen Kämpfen. Alles andere willst du nicht sehen!“, rief sie ihm noch wütend zu und verschwand.
    Kohlhaas blieb noch eine Weile auf der Bank sitzen und betrachtete den wolkenverhangenen Himmel über sich. Er grübelte vor sich hin. Vielleicht hatte Julia Recht.

Frust und ein seltsamer Professor

    In der nördlichen Ukraine hatten sich die Rus bis zum Beginn des neuen Jahres stark ausgebreitet und ihre Zahl war angewachsen.
    Der Gegner hatte nach Streiks und zahlreichen Massendemonstrationen im Industriegebiet rund um Donez die Macht ergriffen und kontrollierte die Straßen der Städte. Wen die Kollektivisten als Anhänger von Tschistokjows Freiheitsbewegung in die Finger bekamen, den verhafteten oder erschossen sie.
    Vitali Uljanin war mit dem Vorwärtskommen seiner Männer in der Ukraine weitgehend zufrieden. Jetzt galt es nur noch Kiew und ein paar weitere Großstädte zu besetzen, dann war auch die Region nördlich des Schwarzen Meeres in kollektivistischer Hand. Seine KVSG-Funktionäre und KKG-Verbände entfalteten daher eine rastlose Aktivität und ließen ihren Gegnern keine Ruhe.
    Viele Ukrainer standen allerdings weder den Kollektivisten noch den Rus mit übergroßer Sympathie gegenüber. Sie fürchteten, dass ihr Land in Zukunft entweder von Uljanin oder Tschistokjow beherrscht würde. Bei letzterem wussten sie allerdings, dass es ihnen unter seinem Regiment zumindest wirtschaftlich besser gehen würde, außerdem war Tschistokjow zwar russischer Abstammung, aber immerhin in Kiew geboren. Der blonde Politiker wurde daher auch nicht müde, diese Tatsache in seinen Reden und Ansprachen immer wieder zu betonen.
    „Ich fühle mit dem ukrainischen Volk und werde ihm die Freiheit wiedergeben!“, versprach er.
    Nun galt es abzuwarten, wer sich auf Dauer durchsetzen konnte. Frank und Alfred machten sich in der zweiten Januarwoche wieder auf den Weg nach Minsk. Eine dicke Schneedecke verstopfte die endlosen Landstraßen in den russischen Weiten. Deshalb stagnierte der politische Aktivismus erst einmal und bis sich der Schnee zurückzog, blieb es ruhig.
    Anfang Februar 2038 ging der Kampf jedoch weiter und beide Seiten setzten ihre öffentlichen Kundgebungen und Demonstrationen unermüdlich fort.
    Im westlichen Teil Russlands gingen die Kollektivisten nun noch aggressiver gegen die Rus vor und lieferten sich mit ihnen einen blutigen Kleinkrieg in den Städten.
    Die russische Polizei hielt sich inzwischen aus den Konflikten weitgehend heraus und die Beamten zeigten wenig Motivation, sich mit den bewaffneten Trupps der beiden Revolutionsbewegungen auseinander zu setzen. Dafür fehlte ihnen auch die zahlenmäßige Stärke.
    Insgesamt empfanden die frustrierten Polizisten, die teilweise seit Wochen keine Gehaltszahlungen mehr erhalten hatten, jedoch deutlich mehr Sympathien für Tschistokjow als für die Gefolgsleute Uljanins. Aus diesem Grund gingen die Rus nun auch gezielt auf die russischen Polizisten zu und versuchten sie für ihre Sache zu gewinnen. Sie versprachen ihnen die Beendigung des kollektivistischen Chaos und die Wiederherstellung von Recht und Ordnung.

    Frank betrachtete sich im Spiegel. Er glaubte, dass seine Haare im letzten Jahr noch ein wenig grauer geworden waren und suchte

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