Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
Vormarsch der kollektivistischen Revolution in Russland abzugeben. Er war weitgehend guter Dinge, denn alles in allem konnte er viele Erfolge vorweisen.
Lediglich einige kleinere Rückschläge hatten seine Männer hinnehmen müssen, doch das änderte nichts an seiner Gewissheit, bald die verhassten Rus vernichtet und ganz Russland unter seine Kontrolle gebracht zu haben.
„Was ist mit den Meldungen über weitere Städte, die von den Leuten Tschistokjows eingenommen worden sind?“, fragte ihn der Weltpräsident, das prominenteste Mitglied des höchsten Gremiums der weltweiten Logenorganisation.
Der Kollektivistenführer zögerte für einen kurzen Moment und überlegte sich eine passende Antwort, dann erwiderte er selbstbewusst: „Nun ja, hier und da haben diese Reaktionäre einige Ortschaften und Städte in ihre Gewalt gebracht. Aber keine wichtigen. Das sind vorübergehende Erscheinungen. Die kollektivistische Bewegung breitet sich planmäßig nach Westen und in die Ukraine aus. Auch in China sind bereits …“
Ein ergrautes Ratsmitglied mit buschigem Bart fuhr dazwischen: „Bruder Uljanin, wir haben gedacht, dass Sie Russland noch schneller in kollektivistischen Besitz bringen können und wir sind, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, etwas enttäuscht darüber, dass es dort noch immer so viel Widerstand gibt!“
„Dieser Tschistokjow ist ein lächerlicher Hund! Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er auf Dauer dem geballten Ansturm meiner Massenbewegung gewachsen ist?“, antwortete Uljanin leicht verärgert.
Der Vorsitzende des Rates sah ihn mit kalten Augen an und trommelte unruhig mit seinen Fingern auf dem Tisch herum.
„Vielleicht unterschätzen Sie den Anführer der Freiheitsbewegung der Rus auch, Bruder Uljanin …“
„Nein! Sicherlich nicht, Eure Exzellenz! Aber ich verspreche, dass ich ihn und seine Bewegung bald ausradiert haben werde“, gab der Chef der russischen KVSG zurück.
„Und Sie sind sicher, dass Sie keine weitere Unterstützung durch die GCF benötigen?“, erkundigte sich der Weltpräsident.
Uljanin sah ihn trotzig an und wirkte fast beleidigt. Er rieb sich die Hände und versuchte dem arroganten Blick des Vorsitzenden des Weltverbundes standzuhalten.
„Nein! Dafür gibt es keinerlei Anlass, Herr Weltpräsident!“
Ein Großbankier aus London erbat das Wort und der Vorsitzende des hohen Rates nickte. „Wie sieht es denn in St. Petersburg aus?“
„St. Petersburg?“ Vitali Uljanin sah sich für einige Sekunden nervös um. „Wir haben die Metropole so gut wie im Griff!“
„So gut wie?“, hörte er den Banker hämisch nachhaken.
„Ja, die Rus werden dort keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Wir sind stark in der Überzahl und werden sie bald endgültig verdrängt haben …“
„Vielen Dank, Bruder Uljanin!“, sagte der Vorsitzende des Rates der 13 und erklärte, dass die Unterredung jetzt beendet sei.
Der Kollektivistenführer verließ den Raum und hörte die Ratsmitglieder noch eine Weile hinter der dicken Tür aus Eichenholz schwatzen und lachen. Der spitzbärtige Mann erschien äußerst missgestimmt, denn offenbar glaubten die hohen Herren noch nicht so ganz an seine überragenden Fähigkeiten.
„Denen werde ich noch zeigen, was meine Revolution alles bewirken wird!“, flüsterte er wütend vor sich hin und ging langsam zum Ausgang des prunkvollen Logengebäudes.
Artur Tschistokjow hatte Prof. Hammer mittlerweile mit einem geheimen Forschungslabor im Baltikum ausgestattet. Der Wissenschaftler, dessen Familie nach seiner Flucht aus „Europa-Mitte“ von der GSA inhaftiert worden war, nannte sich selbst einen „glühenden Bewunderer Tschistokjows“.
Nachdem der alte Mann monatelang von der GSA unter Druck gesetzt worden war und der Geheimdienst sogar gedroht hatte, ihn zu ermorden, wenn er nicht mit ihnen zusammenarbeitete, hatte er sich entschlossen, nach Weißrussland zu fliehen.
Seine Erfindungen erwiesen sich als äußerst interessant für die zahlenmäßig kleine Streitmacht des weißrussischen Präsidenten. Zunächst war jedoch noch alles in der Vorbereitungsphase und ein kleines Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern war Prof. Hammer als Unterstützung bereitgestellt worden. Der Forscher arbeitete nach wie vor an seinem Plasmawerfer und präsentierte Mitte April einen ersten Prototyp, der dank großzügiger Geldzuwendungen endlich fertiggestellt worden war.
Nur eine kleine Gruppe Vertrauter wurde mit den geheimen Forschungen
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