Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
Rekrutierungsarbeit in allen russischen Städten, wobei er von einer mehrere Millionen Mann umfassenden Streitmacht redete.
„Hat uns die Weltregierung denn überhaupt schon ausreichend Infanteriewaffen geliefert, um so viele Soldaten aufstellen zu können?“, wollte einer der Anwesenden wissen.
„Von mir aus drücken Sie den Soldaten ein Küchenmesser in die Hand. Es kommen doch täglich neue Lieferungen aus Europa-Mitte und Nordamerika. Außerdem haben wir selbst schon eine große Zahl an Waffen herstellen lassen. Und wenn der eine oder andere eben nicht so gut ausgerüstet ist, dann interessiert mich das auch nicht weiter. Im Gegensatz zu Tschistokjow haben wir ausreichend Menschenmaterial in Reserve, verstehen Sie?“, gab der spitzbärtige KVSG-Chef zynisch zurück.
„Zu Befehl!“, riefen seine Offiziere und verschwanden. Uljanin verschränkte seine knochigen Arme vor der Brust und sah ihnen mit versteinerter Miene nach.
Anfang April 2039 brachen in Nordamerika schwere Rassenunruhen in den Großstädten aus. Der bei der hispanischen Bevölkerung sehr einflussreiche Politiker Antonio Ramirez hatte mit seiner Forderung eines eigenen Staates für den mexikanischen Bevölkerungsanteil auf dem Gebiet des ehemaligen US-Bundesstaates New Mexico eine wahre Sturmflut ausgelöst, die nun in gewalttätigen Ausschreitungen gipfelte.
Vor allem in Los Angeles und den anderen Großstädten der amerikanischen Westküste gingen Schwarze, Latinos und die überall zur Minderheit gewordenen Weißen aufeinander los. Außerdem hatte Ramirez seine Landsleute aufgefordert, sich trotz behördlichem Befehl keinesfalls mit den implantierten Scanchips registrieren zu lassen. Die Weltregierung hatte zu Beginn des Jahres 2039 die staatliche Zwangsregistrierung der restlichen Bevölkerung im Verwaltungssektor Amerika-Nord angeordnet. Antonio Ramirez sprach in diesem Kontext öffentlich von „Unterdrückungsmaßnahmen“, „Staatsterror“ und sogar „Tierhaltungsmethoden“.
Am 10.04.2039 erlitt der bei vielen Latinos äußerst populäre Mann einen tödlichen Autounfall. Schnell kursierten Gerüchte über einen Mordanschlag durch die GSA und Ramirez Anhänger organisierten einen landesweiten Streik der hispanischen Billiglohnarbeiter, der ganze Industriezweige lahm legte.
Die Unruhen in den Großstädten verwandelten sich innerhalb weniger Tage in bürgerkriegsähnliche Zustände. Die seit Jahrzehnten schwelenden Animositäten zwischen den verschiedenen Ethnien entluden sich in blutigen Krawallen. Am Ende schossen GCF-Soldaten dazwischen.
Die Augen der Weltöffentlichkeit und der Mächtigen wandten sich jetzt ganz den Ausschreitungen in Nordamerika zu und tagelang zeigten die Medien nur Bilder von brennenden Straßenzügen und aufgebrachten Massen. Das Interesse an den Vorgängen in Russland nahm für eine Weile spürbar ab, denn der reibungslose Verlauf der Massenregistrierungen hatte für den Rat der 13 oberste Priorität. Als die Unruhen gegen Ende des Monats schließlich auch Washington und New York erschütterten, wurde die übrige Welt in den Medien fast gar nicht mehr beachtet. Die Mächtigen beorderten etwa 100.000 GCF-Soldaten aus allen Teilen der Welt nach Nordamerika, um die öffentliche Ordnung in den Städten mit brutaler Gewalt wiederherzustellen.
Artur Tschistokjow kamen diese Zustände zu Gute, denn kurzzeitig schwoll die ständige Medienhetze gegen ihn ab und man ließ ihn in Ruhe. Etwa 10.000 GCF-Soldaten wurden aus Russland abgezogen und nach Kanada und in den Norden der ehemaligen USA verlegt. Allerdings hatte sich die militärische Situation dadurch nicht merklich verändert. Noch immer waren die Kollektivisten in Westrussland auf dem Vormarsch, auch wenn ihre Popularität bei Millionen Russen schon spürbar abgenommen hatte. Uljanins Versprechungen waren bisher nicht eingehalten worden und die soziale Lage in den von ihm kontrollierten Regionen hatte sich extrem verschlechtert.
Große Teile des russischen Volkes waren durch die Zwangsenteignungen und Kollektivierungen vollkommen mittellos geworden und nagten am Hungertuch. Der Kollektivistenführer beschuldigte die Rus, dass sie seine „Revolution zum Wohle aller“ aufhielten, und machte sie allein für das soziale Elend und den Bürgerkrieg verantwortlich. Doch seine Worte wurden von immer weniger Russen geglaubt. Viele begannen allmählich ernsthaft am Kollektivismus zu zweifeln und stellten die Lehren Mardochows in Frage.
Innerhalb der
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