Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
Arbeiterschaft und bei den noch ärmeren Bevölkerungsteilen breitete sich die Unzufriedenheit am schnellsten aus, denn längst herrschten chaotische Zustände. Die Stillegung von Betrieben infolge von Rohstoff- oder Brennstoffmangel bedeutete den Ausfall von Lohn.
Mancher sah sich gezwungen, anderweitig, oft in den ländlichen Gebieten, Arbeit zu suchen. Hier griff jedoch der staatliche Zwang ein und es wurde schnell deutlich, dass an die Stelle des Unternehmers nicht die „Armen und Entrechteten“, sondern Uljanin und seine Elite aus kollektivistischen Funktionären getreten waren. Ihnen fielen jetzt sämtliche Profite der Betriebe zu. Die Chefs der KVSG herrschten über die erzielten Gewinne mit eiserner Faust, versetzten Arbeiter oder warfen sie einfach hinaus, wenn sie unnötig erschienen. Letztendlich erreichte wenig des Erwirtschafteten das russische Volk selbst. Der größte Teil blieb „beim Staat“ und wurde von den Kollektivistenführern - angeblich im Sinne des Allgemeinwohls - selbstherrlich vereinnahmt und verwaltet.
Auch der Handel innerhalb des Landes war zum Erliegen gekommen, Privathandel wurde sogar verboten. Häuser und Grundstücke wurden ihren Besitzern zum „Wohle des Volkes“ weggenommen und die Geldbeträge auf sämtlichen Scanchip-Konten durch die kollektivistische Führung eingezogen, um sie „neu verwalten“ zu können.
Viele Funktionäre der kollektivistischen Bewegung und vor allem Uljanin selbst, schienen hingegen deutlich wohlhabender geworden zu sein. Wer sich im schwarz-roten System als treuer Diener hervorgetan hatte, der durfte ausnahmsweise doch Privateigentum besitzen und erhielt zahlreiche andere Privilegien. Oft zogen die Funktionäre der KVSG in die schönsten Häuser und fuhren Karossen, von denen die von ihnen angeblich vertretenen Entrechteten nur träumen konnten.
Viele der Unzufriedenen blickten in dieser Zeit nach Weißrussland und ins Baltikum und sahen wesentlich glücklichere Völker, welchen es, trotz Bürgerkrieg, deutlich besser als ihnen ging. Aber noch waren die Anhänger Uljanins zahlreich genug und prügelten mit brennendem Fanatismus jede öffentliche Kritik am Kollektivismus nieder. Ihr Terror gegen das russische Volk nahm derart zu, dass sich dank eines ausgeklügelten Systems von Überwachungen und Liquidierungen kaum noch Widerstand regte.
Als einige Tausend halb verhungerte Werktätige in Kazan schließlich doch einen Streik als Protest gegen die brutalen Zwangsmaßnahmen organisierten, wurden sie von KKG-Trupps zusammengeschossen und ihre Rädelsführer als „Arbeiterverräter“ hingerichtet.
Die Rus versuchten derweil wieder verstärkt, den Kampf gegen den Kollektivismus auf geistiger Ebene fortzuführen und rüsteten ihre Kampfverbände mit Flugblättern, Datendisks und anderem Werbematerial aus. Das weißrussische Fernsehen beteiligte sich an der Werbeoffensive und forderte alle unzufriedenen Russen auf, sich dem Kampf gegen den „kollektivistischen Massenterror“ anzuschließen.
Und die Kampagne war durchaus erfolgreich. Bis Anfang Mai strömten nicht weniger als 40.000 junge Männer aus Zentral- und Ostrussland zu den Rekrutierungsstellen der Volksarmee und zwei weitere Freiwilligendivisionen konnten aufgestellt werden. Als die Soldaten Tschistokjows versuchten, die verlorene Stadt Orel zurückzuerobern, stellten sich die meisten der noch verbliebenen Einwohner auf ihre Seite und unterstützen sie bei ihrem Angriff.
Das in der halb zerstörten Stadt provisorisch eingerichtete KVSG-Büro wurde von einer bewaffneten Volksmasse belagert und der örtliche Kollektivistenführer gelyncht. Nach einigen Tagen war Orel von der Volksarmee eingenommen worden und Peter Ulljewskis Verbände rückten nach, um die restlichen Feindkräfte auszuschalten. Allerdings war die Eroberung Orels nichts als ein Phyrrussieg, denn die weißrussischen Streitkräfte waren zu schwach, um die verwüstete Stadt auf Dauer halten zu können. Uljanins Soldaten verhielten sich jedoch erst einmal ruhig, denn sie versammelten sich zu einem Angriff furchtbarer Größe, der auch alle Verteidiger Orels mühelos zermalmen konnte.
Die Liquidierung
Seit dem letzten Verhör waren endlos erscheinende Tage vergangen und Frank war erneut allein mit seinen Ängsten und Schrecken zurückgelassen worden. Wer in diesem grauen Betongebäude sonst noch auf sein Schicksal wartete, wusste er nicht. Kontakte zwischen den Gefangenen ließen die Wärter nicht zu. Es war so wie in Big
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