Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
raus!“, bellte ein KKG-Offizier und seine Männer versammelten die Gefangenen auf dem Dorfplatz.
Es hatte mittlerweile heftiger zu regnen begonnen und einige der kollektivistischen Soldaten fluchten über das schlechte Wetter an diesem blutigen Morgen.
Frank wurde zu den anderen gestellt. Er starrte auf den schlammigen Boden. Die Fenster der schäbigen Häuser um ihn herum waren allesamt dunkel. Offenbar wagte es keiner der Bewohner auch nur einen Blick auf das unheimliche Szenario auf der Straße zu werfen.
Die Gefangenen wurden nach einem kurzen Marsch auf eine große, vom Regen durchtränkte Wiese am Dorfrand geführt und dort aufgestellt.
„Die ersten 100 Mann!“, befahl einer der schwarz-roten Offiziere und seine Leute zogen wahllos einige wimmernde, kreidebleiche Häftlinge aus der Masse der Unglücklichen heraus. Kohlhaas war noch nicht darunter.
Der General selbst war plötzlich auf unheimliche Weise ruhig und gelassen geworden. Er wunderte sich sehr über diesen Zustand seiner Seele und konnte ihn sich nicht erklären. War das Ende so unspektakulär oder war alles nur ein böser Traum? Würde er gleich erschrocken aufwachen?
Nein, er war sich im Klaren darüber, dass dies kein Traum war. Das hier war das unwiderrufliche Ende seines Lebens, seine endgültige Auslöschung und Vernichtung. Ob es nach dem Tod weiterging, würde er gleich erfahren.
Die etwa 40 KKG-Männer bildeten eine Schützenreihe und richteten ihre Gewehre auf die Todgeweihten vor sich. Ein Befehl wurde gebrüllt, Mündungsfeuer blitzte auf und das Frank so vertraute Geratter von Maschinengewehren durchbrach die gespenstische Stille der verregneten Nacht. Schon waren die Gefangenen wie Grashalme zusammengeknickt und lagen auf der schlammigen Wiese.
„Seht nach, ob ihr alle erwischt habt!“, schrie ein KKG-Mann und leuchtete die dahingemähten Menschen mit einer Taschenlampe an. Hier und da hörte man noch ein leises Röcheln und Stöhnen. Einige Schüsse aus Handfeuerwaffen folgten, dann war Stille.
„Die nächsten 100!“, vernahm Frank. Ein noch junger Soldat hastete an ihm vorbei, um einen wild um sich schlagenden, weißhaarigen Mann aus dem Pulk heraus zu ziehen. Der KKG-Mann verpasste dem Greis einen Hieb mit dem Gewehrkolben ins Gesicht, dann kam ein zweiter und zog die wimmernde Gestalt auf die Wiese.
Wieder legten die Kollektivisten an, feuerten und machten weitere hundert Menschen nieder. Frank schwankte nun zwischen lethargischer Hinnahme des Geschehens und aufflackernder, wilder Panik.
Sein Gemütszustand änderte sich von Sekunde zu Sekunde. Mal wollte er versuchen wegzulaufen oder die KKG-Männer anzugreifen, mal dachte er daran, es einfach zu akzeptieren, dass hier und heute das Ende gekommen war.
Zwei Maschinengewehrmündungen waren auf seinen Rücken gerichtet und um ihn herum standen weitere Männer des schwarz-roten Exekutionskommandos. Er wäre nicht weit gekommen. Nein, diesmal war es definitiv zu Ende!
Auch bei den nächsten Hundert Todgeweihten war Frank noch nicht dabei. Offenbar hatte er die zweifelhafte Ehre, dem letzten, sterbenden Viertel der Gruppe angehören zu dürfen. Nachdem die Gefangenen vor ihm von einer rauchenden Salve in den Tod befördert worden waren und ein schlitzäugiger KKG-Soldat einigen Sterbenden noch letzte Kopfschüsse verpasste, begann plötzlich ein prasselnder Regen auf die Erde niederzugehen. Zudem begann der Wind schlagartig heftiger zu wehen und peitschte allen, die an diesem blutigen Szenario beteiligt waren, dicke, harte Wassertropfen in die Gesichter.
„Was ist denn jetzt los?“, schimpfte einer der KKG-Milizionäre und stieß einen Fluch aus. „Muss das denn sein? So ein Dreckswetter!“
„Wir sind doch gleich durch, Mann!“, antwortete sein Nebenmann und zog sich die Uniform über den Kopf, um den Wolkenbruch abzuhalten.
„Ja! Scheiß drauf! Wir knallen die hier noch ab und dann geht’s wieder heimwärts!“, meinte der Offizier und stieß einem der Gefangenen den Gewehrkolben in den Rücken.
„Vorwärts! Vorwärts! Ihr Ratten!“, zischte einer der Kollektivisten Frank ins Ohr und schleifte ihn mit sich.
Es goss mittlerweile so heftig, dass das Erschießungskommando näher an die aufgestellten Gefangenen herangehen musste. Einige der KKG-Männer senkten ihre Waffen noch einmal und wischten sich das Regenwasser aus dem Gesicht.
„Gut, dass das hier die Letzten sind. Verdammtes Mistwetter!“, hörte Frank einen der Soldaten murmeln.
Der General
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