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Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Titel: Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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der Vorsitzender der KVSG, hätte er genügend Soldaten unter seinem Banner vereint, um gen Westen zu ziehen und den letzten, großen Sieg zu erringen.
    Allerdings war ihm auch bewusst, dass der Enthusiasmus, mit dem ihm viele Russen am Anfang gefolgt waren, mittlerweile nachgelassen hatte. Den Keim des Zweifels sah er bei immer mehr von ihnen anwachsen, so dass zunehmend Terror und Einschüchterung durch die KKG notwendig waren, um die Leute bei der Stange zu halten.
    Faktisch hatte sich nach der kollektivistischen Revolution für die immer ärmer werdende Bevölkerung bisher nichts zum Guten verändert. Im Gegenteil, die soziale Lage war inzwischen vollkommen desolat und auch die ewige Floskel, dass Tschistokjow allein schuld daran war, dass die Versprechen von „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“ noch nicht umgesetzt werden konnten, mochten Millionen Russen nicht mehr hören. Nach einer Welle von Enteignungen und wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen, erkannten mehr und mehr Menschen tief im Inneren, dass die kollektivistische Revolution nur zur Tarnung diente, damit die KVSG-Funktionäre einen groß angelegten Plünderungszug, der vom Weltverbund unterstützt wurde, durchführen konnten.
    Allerdings standen die nichtrussischen Bevölkerungsteile weiterhin treu zu Uljanin und hofften darauf, dass sie bald ihre versprochenen Privilegien in Form von weiterer staatlicher Förderung, Bevorzugung bei der Arbeitsplatzvergabe und vieles mehr erhielten.
    Im Frühjahr des Jahres 2040 würde die schwarz-rote Flutwelle endgültig ganz Russland bis tief nach Asien hinein unter sich ertränkt haben und dann gäbe es auch keine geistige Gegenströmung mehr, meinte Uljanin. Die Rus, so schwor der spitzbärtige Mann, würde er ohne Gnade ausrotten.
    „Der Kleine kann doch noch gar nicht reden, Frank!“, lachte Julia und betrachte amüsiert dessen Bemühungen, seinem Sohn Friedrich das Wort „Papa“ beizubringen.
    Als Antwort erhielt er allerdings lediglich ein Lallen und Kichern. Einen Moment später klingelte es an der Tür und Wilden betrat die Wohnung. Der ältere Herr, der sich fest vorgenommen hatte, ein wenig mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, begrüßte seine Tochter freudig und kam dann ins Wohnzimmer.
    „Uaah! Uaaah!“, machte der kleine Friedrich, munter vor sich hin sabbernd.
    „Hallo, Thorsten!“, rief Frank und lächelte dem Außenminister zu.
    Wilden beugte sich über die Wiege, ganz der stolze Opa. Grinsend überreichte er dem Kleinen eine Rassel, die er ihm mitgebracht hatte. Dieser ergriff sie gierig mit seinen winzigen Fingern.
    „Endlich habe ich einen Enkel! Ach, ist der Kerl niedlich!“, stieß der Außenminister aus, während er den glücklichen Knirps streichelte.
    „Uäääh!“, gab dieser von sich, drehte sich zur Seite und umklammerte seinen Teddybär.
    „Und? Wie fühlt man sich als stolzer Papa?“, wollte Julias Vater wissen und sah zu Kohlhaas herüber.
    „Super! Ich könnte den kleinen Fratz den ganzen Tag knuddeln!“, antwortete dieser fröhlich.
    „Frank versucht ihm schon das Sprechen beizubringen“, bemerkte Julia und schmunzelte.
    „Das wird wohl noch eine Weile dauern. Bezüglich der neurologischen Entwicklung des Säuglingsgehirns lässt sich in der Regel erst nach dem …“, dozierte Herr Wilden, doch Frank winkte lächelnd ab.
    „Ja, gut! Ich verstehe! Es dauert noch!“, sagte er.
    „Du bist also noch ein kleiner Doofi!“ Frank kitzelte das Baby an seinen Füßchen und ein lautes Quieken schallte durch das Wohnzimmer.
    „Bist du noch ‘n kleiner Doofi?“
    „Bist du noch Papas süßer, kleiner Doofi?“
    „Uääähh!“, kam als Antwort des Säuglings, der jetzt wild strampelte.
    „Nun hör doch auf, das Baby zu ärgern, Frank!“, stöhnte Julia.
    „Aber es ist doch Papas kleiner Doofi!“
    „Uäääh!“
    „Doooofi!“
    „Agah! Ugu!“
    Herr Wilden konnte sich das Lachen nicht verkneifen und auch Julia fand den Anblick ulkig. Die drei verbrachten noch einen wundervollen Tag miteinander und der kleine Friedrich zappelte, quäkte und sabberte vor sich hin, als ob es nichts Böses auf der Welt gäbe.
    Da sich die Lage an der Front vorerst beruhigt und Uljanin offenbar keine größeren Angriffe vor dem Winter mehr geplant hatte, bekamen auch Frank und Alfred eine Atempause und konnten ihre Freizeit genießen. Sie pendelten zwischen Ivas und Minsk, verbrachten erholsame Tage mit ihren Frauen und Freunden und schenkten den strapazierten Nerven ein wenig

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