Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
lauern, wie Frank berichtet worden war.
Plötzlich schossen Raketen aus dem Gebäude vor ihm heraus. Sie rasten wie brennende Kometen auf die japanischen Gunjin Panzer zu. Mit einem hohlen Klang prallten zwei der Geschosse vom Turm eines der Tanks ab und jaulten als Querschläger in verschiedene Richtungen, um in einiger Entfernung zu detonieren. Die dritte Rakete verfehlte ihr Ziel und zerstörte eine Hauswand.
General Kohlhass lächelte grimmig und befahl seinen Männern, ihm durch eine mit Trümmern und Leichen bedeckte Gasse zu folgen. Die Panzer kamen mit einem dumpfen Rumpeln zum Halten, dann drehten sie ihre Geschützrohre dem Ausgangspunkt der feindlichen Raketengeschosse zu. Mit einem lauten Brüllen feuerten die gepanzerten Ungetüme los und zerlegten die Fassade des Gebäudes, die als Trümmerregen auf die Straße prasselte. Zerschmetterte Körper waren zwischen den Betonstücken zu erkennen, Rauch quoll aus dem Inneren der Häuserruine. Sofort stürmten zahllose Kollektivisten zwischen dem zerstörten Haus und dem zerbombten Rest eines Kaufhauses hervor und probierten einen Gegenangriff.
Einer der Panzer wurde von einem weiteren Raketengeschoss in die Luft gejagt und schreiende Volksarmisten rannten an Frank vorbei, um sich neben ihm in den Dreck zu werfen.
Die MG-Salven der grau uniformierten Soldaten schlugen in der Masse der Gegner ein, während Frank selbst mit einem Plasmawerfer auf die heranstürmende Schar feuerte. Gleißende Energiebälle bohrten sich wie geschleuderte Speere aus Feuer durch Knochen und Fleisch.
„Auf den Gegenschlag vorbereiten!“, schrie Kohlhaas in sein Funkgerät, mit weit aufgerissenen Augen aus seiner Deckung auf die sich nähernden Feinde starrend.
Alf tippte ihm von hinten auf die Schulter, grinste hämisch. Er kam noch etwas näher herangekrochen. „Kannst du dich noch an die Demo damals in Gomel erinnern, Alter?“
„Ja, klar!“, knurrte Kohlhaas und feuerte weiter.
„Das hier ist noch ‘ne Stufe härter, was? Das ist heute „Gomel für Fortgeschrittene“, oder so was“, brummte Bäumer zynisch.
Frank lächelte für eine Sekunde und konzentrierte sich dann wieder auf das Schießen. Er schleuderte eine Handgranate hinter eine zerschossene Mauer und rief seinen Männern zu, dass sie gleich losstürmen würden.
„Bajonette! Flammenwerfer! Macht euch bereit, Waräger! Wir Rus haben damals nicht in Gomel geblutet, um es heute den kollektivistischen Hunden zu überlassen!“, brüllte er in sein Sprechgerät. Seine Männer strömten aus ihren Deckungen heraus.
Mit letzter Kraft
„Pjotr?“ Frank riss die Augen auf und staunte. Vor ihm stand der junge Kollektivist, den er vor einigen Wochen beinahe mit einem Bajonettstich getötet hatte, in der Uniform eines Volksarmisten.
„Ja, General Kohlhaas! Es geht mir wieder besser“, sagte der blonde Russe mit einem glücklichen Lächeln.
„Willst du jetzt bei uns mitmachen, oder wie?“
„Wenn ich darf, dann schon!“, erwiderte Pjotr.
„Wie alt bist du eigentlich?“
„Ich bin vor drei Wochen 18 geworden!“
„So jung noch?“
„Ja, Herr General Kohlhaas!“
„Aber deine Wunde ist doch noch gar nicht richtig verheilt, Junge. Willst du auch einen Tee?“
„Ja, gerne!“
Frank überreichte dem jungen Mann eine dampfende Blechtasse. Er wusste nicht so richtig, was er von ihm halten sollte.
Pjotr nippte an seinem Getränk und bemerkte: „Ich hatte mich geirrt. Uljanin ist ein Teufel, das habe ich mittlerweile erkannt …“
Kohlhaas unterbrach ihn. „Du solltest dich ausruhen, Junge. Kämpfen kannst du schon noch, aber warte erst einmal ab.“
„Ich bin zwar noch nicht vollständig genesen, aber ich will euch unbedingt helfen, sobald es mir möglich ist. Ich habe Tschistokjows Buch „Der Weg der Rus“ auf dem Krankenbett gelesen und da ist mir einiges klar geworden“, erklärte der junge Mann.
Frank lächelte, wirkte aber dennoch etwas verdutzt. Er antwortete: „Sei doch froh, dass du noch lebst, geh am besten nach Hause zurück. Woher kommst du überhaupt?“
„Aus Ivanovo, Herr General Kohlhaas!“
„Dann kehre besser dorthin zurück, sobald es geht. Sei froh, dass du nicht ständig kämpfen und töten musst, Junge!“, bemerkte Frank erschöpft.
„Wenn mich die KKG-Kommissare als Deserteur ausmachen, dann werden sie mich erschießen. Oder meine Familienangehörigen. Nein, ich bleibe bei den Rus und werde euch helfen, Russland zu befreien.“
„Wie du meinst, Pjotr! Aber
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