Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Fernsehkameras übertrugen das Spektakel live.
Erneut bekräftigten beide Staatsmänner ihren Willen zum Frieden und kündigten sogar einen Nichtangriffspakt für die nahe Zukunft an. Wenig später reiste der Weltpräsident weiter nach Japan und traf sich dort mit Haruto Matsumoto, um auch das Verhältnis zu Japan zu entspannen. Zwar hatte der japanische Staatschef im Vorfeld große Bedenken geäußert, als der Weltverbund ihm Verhandlungen angeboten hatte, doch war es Artur Tschistokjow gelungen, seinen Verbündeten zu überzeugen, das Angebot nicht auszuschlagen.
So wurde Tokio am 24. März 2043 ebenfalls zum Ort eines weltpolitisch höchst bedeutsamen Treffens zwischen den beiden verfeindeten Politikern. Sowohl das russische Volk als auch die überwiegende Masse der Japaner, begrüßten die Friedensverhandlungen in der Hoffnung, dass ihre Heimatländer in Zukunft von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont würden.
Wilden hatte es inzwischen aufgegeben seinen Freund Artur Tschistokjow zu überzeugen, die Verhandlungen mit den Logenbrüdern einzustellen, denn dieser bestand felsenfest auf deren Fortführung.
Als der Anführer der Freiheitsbewegung dem Weltverbund schließlich sogar zusicherte, dass der Nationenbund demnächst wieder die Einfuhr von Waren aus den Verwaltungssektoren Europa-Mitte und Amerika-Nord zulassen würde, gerieten der Außenminister und er ernsthaft aneinander. Ähnlich erging es Tschistokjow auch mit vielen anderen seiner alten Mitkämpfer, die ihm offenen Verrat an den Grundprinzipien der Revolution vorwarfen und ihn lauthals kritisierten.
Die von der Weltregierung kontrollierten Länder importierten allerdings im Zuge des Handelsabkommens nun auch wieder in Russland erzeugte Waren und man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Geldinteressen der beiden verfeindeten Blöcke die ideologischen Gegensätze in Windeseile überwunden hatten.
Bereits Mitte des Jahres 2043 war ein Zustand erreicht worden, den man zumindest oberflächlich als friedliche Koexistenz der gegnerischen Mächte bezeichnen konnte. Trotzdem verhielten sich beide Seiten aber nach wie vor misstrauisch und ihre die Freundlichkeit bei den diplomatischen Verhandlungen wirkte weiterhin gespielt und aufgesetzt.
Auch war es keineswegs so, dass die konkurrierenden Mächte den Aufbau ihrer militärischen Kräfte sonderlich einschränkten. Im Geheimen arbeiten Tschistokjows Wissenschaftler unter Anleitung von Prof. Hammer an neuen Waffen und fortschrittlichen Rüstungen für Infanteristen, während der Weltverbund dazu überging, zusätzliche Verbände für seine Global Control Force auszuheben. Allerdings hatte auch Frank, der sich gegenüber Artur Tschistokjow inzwischen mit allzu scharfer Kritik zurückhielt, in den letzten Monaten den Eindruck gewonnen, dass dieser mehr denn je Gefahr lief, vom revolutionären Weg der Freiheitsbewegung ab zu kommen.
Vor einigen Tagen war Frank vom Oberkommando der Volksarmee der Rus nach St. Petersburg gerufen worden, um einigen „Formalkram“, wie er es bezeichnete, zu erledigen. Die Warägergarde sollte in Zukunft deutlich vergrößert werden und das ohnehin schon harte Ausbildungssystem für neue Rekruten war noch einmal deutlich verschärft worden.
Im Zuge dieser organisatorischen Umstellung hatte General Kohlhaas von der militärischen Leitung einige zusätzliche Aufgabenfelder übertragen bekommen, sollte es noch einmal zu einem Krieg kommen. Doch dafür sprach in dieser Zeit nichts. Somit war die ganze Sache für Frank lediglich eine formale Angelegenheit.
Ansonsten hatten Julia und er ihre Ruhe vor solchen Dingen und ließen es sich gut gehen. Frank trainierte jetzt wieder täglich, widmete sich dem Sport. Er joggte mit seinem Freund Alf durch die weiten Wälder rund um Ivas und versuchte sich durch eine Umstellung der Ernährung fit zu halten. Die regelmäßige körperliche Betätigung tat ihm gut, wirkte sich auch positiv auf seinen Geist aus.
Depressive Verstimmungen oder schlechte Träume waren in letzter Zeit recht selten geworden und Frank wäre auch keinen Grund eingefallen, warum dieser Seelenzustand, den er in den letzten Jahren zu genüge kennen gelernt hatte, noch einmal wiederkehren sollte. Julia hatte sich hingegen wieder in ihr Studium vertieft und pendelte zwischen Ivas und Minsk, wobei sie Frank und Friedrich fast immer begleiteten. Sie hatte inzwischen ihre Zwischenprüfung abgelegt und unterrichtete ansonsten nach wie vor in der kleinen Schule des
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