Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
so schnell wie möglich fortzuführen, und als Frank aus Prof. Hammers unterirdischem Forschungslabor an die Oberfläche trat, dämmerte es ihm endlich, dass ein Krieg in naher Zukunft äußerst wahrscheinlich war.
Thorsten Wilden war für einige Tage nach Minsk gekommen und hatte Frank überraschend besucht. Er wollte seine Meinung zu einer wichtigen Sache hören, wie er am Telefon gesagt hatte, und stand eine Stunde später bereits vor Franks Wohnungstür.
„Ich habe da etwas, es duldet keinen Aufschub!“, sagte der Außenminister, an Frank in Richtung Wohnzimmer vorbeihuschend.
„Opa!“, rief Friedrich begeistert aus, als er Wilden erblickte, und stürmte aus seinem Kinderzimmer.
Nun kam auch Julia. Sie schüttelte ihrem Vater die Hand. Dieser wirkte hingegen sehr gestresst und vergaß sogar den Mantel auszuziehen.
„Möchtest du etwas trinken, Papa?“, fragte Julia.
„Nein! Ich bin in Eile! Frank, wir brauchen Computerexperten! Dringend!“, schnaufte Wilden und sah Kohlhaas hilfesuchend an.
„Was?“
„Leute, die sich sehr gut mit Computern auskennen. Hacker!“, sagte der ältere Herr aufgeregt.
„Warum das denn?“, wollte Frank wissen.
„Wegen der implantierten Scanchips in Deutschland und Europa. Deshalb!“, versuchte Wilden zu erklären.
Frank schüttelte den Kopf und wusste nicht, was sein Schwiegervater in Spe überhaupt von ihm wollte.
„Wie bitte?“
„Angenommen wir rücken mit unseren Truppen in Westeuropa ein, dann könnte es sein, dass die Logenbrüder einfach die implantierten Scanchips abschalten und auf diese Weise Millionen Menschen auf einen Schlag töten. Zuzutrauen wäre ihnen das!“, sagte Wilden.
„Hat Artur jetzt doch vor, Europa zu befreien?“, fragte Kohlhaas verwundert.
Wilden zuckte mit den Achseln. „Nur mal rein theoretisch. Das könnte doch passieren. Wir brauchen dafür Computerexperten.“
„Sollen die dem Weltpräsidenten eine E-Mail schicken?“, hänselte Frank seinen Freund.
„Nein, hör doch mal mit dem Unsinn auf! Die implantierten Scanchips können per Satellit abgeschaltet werden, wie unsere ADR-Männer herausgefunden haben. Demnach brauchen wir fähige Leute am Computer, die die Satellitenverbindungen lahm legen können. Das ist allerdings nicht eben mal getan, es bedarf einiger Wochen oder gar Monate Vorbereitungszeit. Artur will, dass ich ihm helfe ein Team zusammenzustellen, das diese wichtige Aufgabe erledigen kann.“
„Aha?“, kam von Julia.
„In Deutschland besitzen inzwischen fast 50 Millionen Menschen einen implantierten Scanchip. Das sind über 50% der Bevölkerung. Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn die Logenbrüder die in diesen Scheißdingern vorhandenen Nano-Giftkapseln einfach per Knopfdruck aktivieren?“, stieß Wilden besorgt aus.
Frank riss die Augen auf und schluckte. Für einen Augenblick jagten schreckliche Szenarien durch seinen Kopf.
„Das wäre schlimmer als jeder Atomschlag…“, brachte er dann heraus.
„Das Gleiche gilt für Frankreich und die anderen Länder Europas. Wir müssen es schaffen diese verdammten Übertragungssatelliten auszuschalten, sonst können wir die Befreiung Europas vergessen“, betonte Wilden.
„Wie viele Satelliten sind es denn?“
„Was weiß ich! Die ADR hat darüber umfangreiche Studien gemacht. Vermutlich mehrere Dutzend. Keine Ahnung!“
„Aber ich habe von Computern keine allzu große Ahnung. Was soll ich denn tun, Thorsten?“
Der Außenminister strich sich durch seine grauen Haare. Anschließend antwortete er: „An dich habe ich auch nicht gedacht, sondern an HOK.“
„HOK?“, wunderte sich Frank. „Aber der will sich doch aus allem raushalten.“
„Das wird er nicht tun! Fahre nach Ivas! Hole ihn nach Russland! Das ist ein Befehl!“, schnaubte Wilden.
„Schon gut!“, beruhigte ihn Kohlhaas.
„In spätestens drei Tagen machst du dich auf den Weg, Frank! Artur hat das persönlich befohlen! Wir brauchen jeden Mann!“
„Wozu brauchen wir ihn denn? Will Artur etwa den Sektor Europa-Mitte angreifen?“, fragte Julia dazwischen.
„Das war nur eine theoretische Überlegung, Kind!“, brummte ihr Wilden entgegen.
„Aber Frank soll HOK dennoch „praktisch“ nach Russland holen, oder wie?“, entgegnete die junge Frau ihrem Vater.
Am nächsten Tag saß Frank mehrere Stunden nachdenklich in der Küche herum und grübelte vor sich hin. Die ganze Sache mit den Scanchips, den Satelliten und HOK hatte ihn mehr als nachdenklich
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