Beverly Barton, Hexenopfer
übernachtet.«
Dallas hätte schwören können, vom Sheriff ein animalisches Knurren zu vernehmen. Verdammt, das war nicht der richtige Anfang, wenn Butler meinte, die Ehre seiner Cousine verteidigen zu müssen.
Genny beugte sich vor und drückte Jacob einen Kuss auf die Wange. Er räusperte sich. »Bobby Joe sagte, es sei ein zweiter Mord geschehen. Kannst du uns erzählen, was passiert ist?«
»Kommt und setzt euch.« Jacob trat zur Seite, bis Genny und Dallas das Büro betreten und sich auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch niedergelassen hatten. Er schloss die Tür.
Jacob lehnte sich mit der Hüfte an den Schreibtischrand und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. »Dieser neue Reverend hat heute Morgen drüben in der Kongregationskirche die Leiche einer Frau entdeckt, die auf dem Altar festgebunden war. Er hat uns sofort angerufen.«
»Die Kirche hat Buntglasfenster, nicht wahr?«, fragte Genny.
»Ja, warum? Hattest du wieder eine …« Er warf einen Blick auf Dallas.
»Dallas weiß es. Er war im Haus, als ich heute im Morgengrauen schreiend wach wurde. Ich habe ihm gesagt, was ich gesehen habe.«
»Was hast du gesehen?«, fragte Jacob.
»Die nackte Leiche einer jungen Frau auf einem kunstvollen Altar. Die frühe Morgensonne. Buntes Licht. Und – und das Schwert.«
»Hast du das Gesicht des Mannes gesehen?«
Genny schüttelte den Kopf. Eine Träne rann ihr über die Wange.
»Ist alles in Ordnung? Hast du dich danach ausgeruht?«
»Dallas war da. Er war sehr nett.«
Dallas verfolgte die Unterhaltung, als wäre er nicht anwesend. Er hörte, was gesagt wurde, aber irgendwie kam er nicht darüber hinweg, dass Jacob Butler jedes Wort von Genny einfach hinnahm. Wie sollte er mit einem Sheriff umgehen, der an diesen ganzen Hokuspokus glaubte? Andererseits, wie zum Teufel hatte Genny wissen können, dass das zweite Opfer in einer Kirche ermordet worden war?
Jacob löste sich vom Schreibtischrand, streckte die Arme aus und ergriff Gennys Hände. »I gi do …«
Dallas spürte die Anspannung, die Genny packte, als ihr Vetter in einer Sprache mit ihr redete, die Dallas nicht verstand. Was hatte er zu ihr gesagt?
»Wenn du mich Schwester nennst, weiß ich, dass du mir etwas sehr Ernstes zu sagen hast.« Genny sah Jacob direkt in die Augen.
»Das Opfer war Cindy Todd.«
»Oooh …« hauchte Genny. »Arme Cindy.«
»Sie kannten das Opfer?«, fragte Dallas, der sich unerklärlicherweise zu Genny beugte.
Sie schüttelte den Kopf. »Wir waren Bekannte. Freundschaftliche Bekannte. Sie war so eine unglückliche Seele.«
»Du solltest nicht hier sein«, sagte Jacob. »Fahr wieder nach Hause, bevor es dunkel wird, ja? Oder noch besser, übernachte in der Stadt bei Jazzy.«
»Ich habe vor, mich mit Jazzy zu treffen, solange ich in der Stadt bin, aber ich werde heute Abend nach Hause fahren.«
»Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du nachts allein den Berg hinauffährst. Nicht, wenn ein Mörder frei herumläuft. Ich werde dir nach Hause folgen, wenn du aufbrichst.«
Genny nickte zustimmend. »Ich kann dir nichts sagen, was hilfreich wäre, außer … dieser Mann, er hat seinen Spaß an der Sache. Es regt ihn an.«
»Sexuell?«, fragte Jacob.
»Ja.«
»Hurensohn.«
»Er hat kein Gewissen. Ich spüre keinen Konflikt in ihm, kein Gefühl dafür, was richtig und was falsch ist.«
Dallas beobachtete sie, während sie sprach, und wünschte, der Knoten in seinem Bauch würde sich auflösen. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf den Sheriff zu richten.
»Wurden die beiden Opfer vergewaltigt?«, erkundigte sich Dallas.
Jacob sah ihn fragend an. »Sie sind nicht in offizieller Mission hier, Agent Sloan, und diese Information ist …«
»Erzähl es ihm«, sagte Genny. »Er kann dir helfen.«
Dallas biss die Zähne zusammen. Er war hin und her gerissen. Einerseits wollte er sich bei Genny bedanken, andererseits von ihr verlangen, mit diesem idiotischen übersinnlichen Quatsch aufzuhören.
Jacob lehnte sich zurück, setzte sich auf eine Seite seines Schreibtisches und stützte sich mit beiden Händen auf dem Rand ab. »Unserem Coroner Pete Holt zufolge wurde Susie Richards und Cindy Todd sexuelle Gewalt angetan.«
Dallas schaute Genny an. »Sie haben gezögert, mir das mitzuteilen, und ich bin FBI-Agent, aber Sie haben keine Probleme, mit Ihrer Cousine darüber zu sprechen?«
»Genny hat dem Sheriff’s Department und der örtlichen Polizei schon des Öfteren geholfen«, erklärte Jacob.
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