Bevor der Morgen graut
des Teams fanden sich einer nach dem anderen im Konferenzraum ein, der inzwischen ausschließlich für diese Ermittlung reserviert worden war. Die Bilder vom ersten und zweiten Tatort waren dichter zusammengehängt worden, um Platz für Tatort Nummer drei zu schaffen. Magnús organisierte so etwas mit Hingabe.
»Es wird keine weiteren Leichen geben«, sagte er. »Der Justizminister hat die Gänsejagd auf unbestimmte Zeit verboten. So ein Zustand ist unhaltbar.«
Magnús trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, augenscheinlich begann der Fall jetzt an seinen Nerven zu zehren.
»Die machen einem ja die Hölle heiß«, fügte er hinzu.
»Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Ganter dann nicht auf andere Tierarten verlegt«, sagte Gunnar, der versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Die durchwachte Nacht begann sich bemerkbar zu machen.
Birkir betrat als Letzter den Raum und hielt eine große, ungefaltete Landkarte in der Hand.
»Gibt’s was Neues?«, fragte Magnús. Birkir hielt ständigen Kontakt zur Polizei in Borgarnes und ließ sich über die Fahndung informieren.
»Nein.« Birkir schüttelte den Kopf und befestigte die Karte an der Wand, wo neben einer großen Islandkarte noch ausreichend Platz war.
»Die Straßen werden immer noch überwacht, und das wird bis auf Weiteres auch so bleiben, und zwar so lange, bis ausdrücklich ein anderer Befehl ausgegeben wird. Der Bezirksamtmann in Borgarnes ist für diese Maßnahmen verantwortlich«, sagte Birkir. »Das gesamte infrage kommende Gebiet wurde mit dem Hubschrauber überflogen, und der Verkehr wird ständig überwacht. Im Augenblick werden sämtliche Bauernhöfein der Gegend abgeklappert, um festzustellen, wer dort in den letzten vierundzwanzig Stunden unterwegs war. Außerdem werden die Ferienhäuser überprüft.« Birkir zögerte einen Moment und fuhr dann fort: »Ich fürchte aber trotzdem, dass er auf irgendeine unerklärliche Weise entwischt ist.«
Schweigen trat ein, und den Mienen der Kriminalbeamten war die Enttäuschung anzusehen. Alle hatten große Hoffnungen in diese Fahndung gesetzt.
Magnús durchbrach das Schweigen: »Was für Möglichkeiten hat er gehabt, um durch das Netz zu schlüpfen?«
Birkir deutete auf die mitgebrachte Karte an der Wand, die den Bereich von Borgarnes bis zum Mýrar-Bezirk abdeckte. Sie hatte einen so großen Maßstab, dass man sich ein sehr gutes Bild vom Gelände machen konnte. Er erklärte: »Falls er mit dem Auto gekommen ist, gibt es nur einen Fluchtweg, auf dem er entwischt sein könnte. Hier ist eine Piste eingezeichnet, die dem Flußlauf der Langá folgt und bei Galtarholt auf die Ringstraße einmündet.« Birkir zeichnete mit dem Finger den Verlauf der Strecke auf der Karte nach und fuhr fort: »Dort wurde nämlich erst eine Stunde nach Meldung des Vorfalls eine Straßensperre errichtet. Auf dieser Piste kommt man aber nur sehr langsam und mühsam vorwärts, und an vielen Stellen sind Zäune mit Toren, die geöffnet werden müssen. Der Hubschrauber wurde sofort nach Eintreffen in diese Richtung dirigiert. Ein Auto wurde nirgendwo gesichtet, und sämtliche Gatter waren geschlossen.«
»Besteht die Möglichkeit, dass der Ganter auf einem Motorrad geflohen ist?«, fragte Gunnar.
Birkir zuckte mit den Achseln. »Das hätte man aus dem Helikopter sehen müssen, falls er da irgendwo unterwegs gewesen wäre. Ein Motorrad wurde auch sonst nirgendwo gemeldet.«
»Aber zu Fuß?«
»Er hätte sich natürlich noch irgendwo versteckt halten können,falls er zu Fuß unterwegs war. Der Zeuge hat ausgesagt, dass er Camouflagekleidung trug. Dann muss allerdings eine Erklärung dafür gefunden werden, wie er zum Tatort gelangt ist. Eine Sache müssen wir übrigens auch noch untersuchen. Ich habe mich heute kundig gemacht und erfahren, dass die Überwachungskameras für den Hvalfjörður-Tunnel den gesamten Verkehr durch den Tunnel aufnehmen. Die Kameras sind mit einem Sensor ausgestattet und schalten sich bei jeder Bewegung automatisch ein. Im Augenblick werden sämtliche Aufnahmen von Donnerstag für uns kopiert, und auch die von heute Morgen. Die Leute melden sich, wenn die Kopien fertig sind, und dann lasse ich sie abholen.«
»Sieht man auf diesen Aufnahmen die Nummernschilder?«, fragte Magnús.
»Ja, dazu wird der ganze Aufstand ja gemacht.«
»Dann kann man also sehen, ob jemand Ólafur Jónsson am Donnerstagmorgen verfolgt hat, oder heute die beiden?«
»Ja.«
»Fantastisch. Das könnte die Lösung
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