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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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oder hast du das Haus verlassen?«
    »Ich war nicht allein.«
    »Es war also jemand bei dir, der bezeugen kann, dass du zu Hause warst?
    »Ich … ich denke schon.«
    »Wer war es?«
    »Sie heißt Helga.«
    »Dein Verhältnis?«
    »Verhältnis ist zu viel gesagt. Höchstens Zeitvertreib, wenn nichts anderes zu haben ist«, erklärte Tómas.
    »Kam sie von sich aus zu dir?«, fragte Dóra.
    »Nein, ich habe sie angerufen, nachdem meine Frau weg war.«
    »Warum?«
    Tómas zuckte mit den Achseln. »Sie war verfügbar. Meine Lust auf Sex ist unerschöpflich, so einfach ist das.«
    »Wo befindet sich Helga jetzt?«
    »Sie ist so gegen Mittag gegangen.«
    »Weißt du, wohin?«
    »Wahrscheinlich nach Hause. Ich habe sie nicht danach gefragt.«
    Bei Dóra brannten bei dieser Bemerkung die Sicherungen durch. »Was bist du für ein Arschloch«, zischte sie leise, als spräche sie mit sich selber, aber Tómas hörte es deutlich, denner wurde weiß im Gesicht. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du dämliche Bullenschlampe«, fauchte er, »du hast ja keine Ahnung von Leuten wie mir. Deine Ausdrucksweise werde ich mir merken, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Schön, dass du dir merken willst, dass du ein Arschloch bist«, gab Dóra zurück.
    Tómas trat einen Schritt auf sie zu und sagte: »Wahrscheinlich beneidest du Helga nur um das, was sie bei mir bekommt. Ich bin heute Abend frei, falls du dich vorher duschst.«
    Dóra taxierte Tómas von oben bis unten, bevor sie antwortete: »Ich habe mir die DVD aus Helgas Schlafzimmer angesehen, besondere Fähigkeiten deinerseits sind mir dabei nicht aufgefallen. Alles altbekannt und ziemlich lahm. Nichts, worum man das arme Mädel beneiden würde.«
    Símon warf seiner Kollegin einen vorwurfsvollen Blick zu und sagte entschuldigend zu Tómas: »Vielen Dank für deine Hilfe.«

19:30
    A uf dem Weg nach Hause stattete Birkir dem Überwachungsdienst einen Besuch ab. Er stellte sich dem Mann vor, der Nachtdienst in der Alarmzentrale hatte, und zeigte ihm seinen Polizeiausweis.
    »Ich brauche Informationen über einen eurer Angestellten«, sagte er. »Jóhann Markússon.«
    Der Mann gab den Namen in den Computer ein.
    »Er ist im Augenblick nicht im Dienst«, sagte er.
    »Wann war seine letzte Schicht?«, fragte Birkir.
    »Gestern hatte er Nachtschicht.«
    »Wann war die zu Ende?«
    »Heute Morgen um acht.«
    »Und wo war er?«
    »Er war mit dem Wagen unterwegs und hatte die üblichen Kontrollen zu machen. Diese Inspektionsrunde führt durch die ganze Stadt.«
    »Die Tankstelle in Ártúnshöfði, gehört die auch zu seinem Bereich?«
    Der Mann gab etwas in den PC ein. »Ja. Er schaut dort einmal in der Nacht vorbei und kontrolliert die Sicherheitsanlage. Die Tankstelle hat die ganze Nacht geöffnet, deswegen diese Sicherheitsmaßnahme.«
    »Kontrolliert er immer die gleichen Objekte?«
    »Nein, wir lassen unsere Angestellten ziemlich oft rotieren.«
    »Hat Jóhann heute Morgen seine Schicht früher beendet?«
    »Vor acht?«
    »Ja.«
    »Nein, wir stehen immer in Verbindung mit den Wagen, und er hat seine Schicht hier beendet, das Auto abgegeben und seinen Kontrollbericht abgefasst.«
    »Ist das ganz sicher?«
    »Ja. Wenn er eher aufgehört hätte, würde es hier im Kontrollbuch stehen. Das kommt nur in Ausnahmefällen vor, wenn jemand krank wird oder so was.«
    Nach dem Besuch beim Überwachungsdienst fuhr Birkir nach Hause. Er war sehr müde nach diesem langen Tag, der ihnen außer einer dritten Leiche und noch mehr ungelösten Fragen nichts gebracht hatte. Er hatte an diesem Tag zwar zum ersten Mal eine Gans geschossen, aber daran dachte er nicht mehr.
    Er wollte nicht gleich zu Bett gehen, wusste aber nicht recht, was er sich noch vornehmen sollte. Um den Anzug für den nächsten Tag musste er sich nicht kümmern, der hing noch sauber und gebügelt an seinem Platz, denn er war den ganzen Tag in seiner Outdoor-Kleidung unterwegs gewesen. Er überlegte,ob er ein paar Kilometer joggen sollte, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Wenn man so müde war, hatte es wenig Sinn zu laufen. Im Wohnzimmer stand zwar ein Fernseher, aber er schaltete ihn nur selten ein, und im Augenblick war ihm absolut nicht nach Fernsehen zumute, eher nach guter Musik.
    Birkir legte eine CD ein, die Evening Adagios, und sah zum Fenster hinaus. Der Garten lag im Finstern, und es war windstill, sodass die Bäume, die sich bereits herbstlich verfärbten, sehr friedlich wirkten. Bei der Musik von Debussy,

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