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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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bringen.«
    »Vielleicht.«
    »Nun denn. Was für neue Aspekte haben sich seit vorgestern für uns ergeben?«, fragte Magnús, wartete aber nicht auf eine Wortmeldung von anderen, sondern beantwortete seine Frage selbst. »Der Ganter ist gemeingefährlich und außerordentlich risikofreudig. Er scheint die Jagdgebiete für Gänse im West- und Südland hervorragend zu kennen und ist imstande, nach dem Mord blitzschnell zu verschwinden. Anna, was kannst du uns sagen?«
    Bevor Anna antwortete, drückte sie die Zigarette aus, die sie geraucht hatte, dann stand sie auf und sagte: »Die Schrotpatronen bei allen Morden sind die übliche Munition für Gänsejagd, Nummer zwei. Eigentlich ist das schon ein wenig merkwürdig, wo der Mörder doch so zielstrebig und konzentriert vorgeht.Seine Angriffe erfolgen ganz klar in der Absicht, Menschen zu töten. Deswegen wäre es sehr viel praktischer für ihn, größere Schrotkörner zu verwenden oder ganz einfach eine effektive Büchse. Daraus lässt sich aber womöglich der Schluss ziehen, dass der Mörder keinen Zugang zu einer anderen Waffe oder anderer Munition hat. Vielleicht hat er ja keinen Waffenschein und kann deswegen keine Munition kaufen. Immerhin verfügt er aber über eine Waffe und Patronen, die er sich unter Umständen durch einen Einbruch verschafft haben kann. Er benutzt das, was er zur Hand hat.« Anna setzte sich wieder.
    »Auf jeden Fall ist er aber ein extrem sicherer Schütze«, ließ Gunnar sich vernehmen.
    »Was ist mit Fußspuren?« Magnús wandte sich mit seiner Frage wieder an Anna.
    »Bislang haben wir noch keine Fotos von Fußspuren. Im Dalir-Bezirk hat er offensichtlich seine Spuren verwischt. Was den zweiten Tatort im Südland betrifft, so warten wir darauf, dass es aufhört zu regnen, damit wir das Gelände besser untersuchen können. In Mýrar hingegen war der Boden zu hart, da konnten keine Fußabdrücke zurückbleiben.«
    Wieder trommelte Magnús mit den Fingern auf dem Tisch, während er überlegte. Schließlich sagte er: »Dann sind da noch die Namenslisten, mit denen wir uns befassen müssen. Falls es irgendeine Verbindung zwischen dem Ganter und den Opfern gegeben hat, müsste es sich mithilfe dieser Listen feststellen lassen. Nach dem heutigen Tag sind es drei Listen, oder vielleicht sogar vier, wenn wir noch den Mann mitrechnen, auf den im vorigen Jahr geschossen wurde. Vielleicht gibt es da ja Überschneidungen.«
    »Und außerdem müssen wir uns etwas näher mit diesem Tómas aus dem Rechtsanwaltsbüro befassen«, warf Gunnar ein.
    Anna hüstelte. »Ich habe seine Waffen untersucht, sie passen nicht zu den Patronen, die in Litla-Fell verwendet wurden.«
    »Und bestimmt hat er ein Alibi für heute Morgen, denn seine Frau ist wieder zurück«, sagte Birkir.
    »Bist du sicher?«, fragte Gunnar.
    »Ja, gestern Abend war sie zu Hause.«
    »Was wissen wir darüber?«, entgegnete Gunnar. »Er hat irgendetwas in die Wohnung hineingerufen, aber die Frau selber haben wir nie gesehen.«
    »Aber was für eine Waffe soll er dann verwendet haben?«, fragte Birkir. »Seine Gewehre haben wir doch gestern Abend sichergestellt.«
    »Solche Typen haben keine Probleme damit, sich eine Waffe zu verschaffen«, entgegnete Gunnar. »Und überdies hat der Ganter die Waffe von Ólafur mitgehen lassen. Tómas kann ganz gut woanders über ein weiteres Waffenarsenal verfügen und hat uns freundlicherweise gestattet, die Schusswaffen, die er bei seinen Eltern aufbewahrt, in Augenschein zu nehmen. Alles Tarnung.«

19:00
    D óra und Símon erhielten den Auftrag, Tómas einen weiteren Besuch abzustatten, um festzustellen, ob er ein Alibi für diesen Morgen hatte. Falls er tatsächlich im Bett und seine Frau zu Hause gewesen war, konnte man ihn vermutlich von der Liste der Verdächtigen streichen. So einfach war das, aber seine Frau musste natürlich die Aussage bestätigen.
    Símon führte das Gespräch, als sie sich durch die Gegensprechanlage ankündigten, und ebenso, als Tómas sie an der Wohnungstür in Empfang nahm und in das Arbeitszimmer führte.
    »Wo warst du heute Morgen zwischen fünf und acht?«, fragte Símon.
    Tómas schaute Dóra an und sagte: »Hier bei mir zu Hause, in meinem Bett.«
    »Kann deine Frau das bestätigen?«, fragte Símon weiter.
    Tómas schwieg.
    »War deine Frau nicht zu Hause?«
    »Sie hat sich kurzfristig entschlossen, bei ihrer Schwester zu übernachten.«
    »Mit anderen Worten, du warst allein?«
    Tómas schwieg.
    »Warst du zu Hause,

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