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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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red glare!‹«
    »›The bombs bursting in air‹ «, fügte Jude hinzu.
    »Eben!« Corey nahm die Herausforderung an. »Was ist das für ein Land, das sich ein Lied aussucht, in dem es um das grellrote Licht von Raketen und explodierende Bomben geht? Ich meine, schau uns doch an. Wir haben es uns nicht ausgesucht, dafür haben wir es am Hals – so wie alles andere hier.«
    Wir haben das Feuer nicht gelegt , dachte Jude.
    »Sollen wir vielleicht alle über unseren Lieblingssong abstimmen?«, fragte Lee.
    »Ja, das wäre super«, erwiderte Jude. »Ein Popularitätswettbewerb. Dann würde die Nationalhymne von dem neuesten Teeniestar aus Disney oder, was weiß ich, von Lady Gaga gesungen.«
    »Die Schlampe«, meinte Vinnie.
    »Die ist doch scharf«, sagte Lee. »Mit der würde ich es sofort machen.«
    Jude runzelte die Stirn. » Du würdest es mit ihr machen. Das möchte ich mal erleben. Hast du dir schon mal überlegt, ob sie es mit dir machen würde?« Er gab sich nicht die Mühe, den Ärger in seiner Stimme zu verbergen. Lee ging ihm auf die Nerven.
    »Keine Ahnung, was sie machen würde.« Lee funkelte Jude im Rückspiegel an. »Spar dir dein PC -Gewäsch. Ich hab bloß meine persönliche Politik zu der Frage ausgedrückt, wen ich gern bumsen würde.«
    Vinnie schnaubte. »Richtig, Lee hat nämlich unglaublich hohe Maßstäbe.«
    »Sie muss zwei Beine und einen Puls haben«, rief Corey und streckte den Finger in die Luft.
    Sogar Lee musste jetzt lachen. »Stimmt, ich bin keiner von diesen Nekrophilen. Keine Leichen, keine Monster, keine Zirkuspunzen, da ist für mich Schluss.«
    » Zirkuspunzen ? Ich fass es nicht!« Jude lachte.
    Inzwischen richtete Vinnie den Blick auf die Straße. Ihr Auto hing hinter einem langsamen, grauen Impala fest. »Komm schon, Lee«, drängte er. »Überhol die alte Lady.«
    Lee schaltete den Blinker an und beschleunigte auf die linke Spur. »Turbo an!«
    »Schleuder!«, rief Vinnie, als der Wagen an dem kriechenden Impala vorbeiraste.
    Corey kehrte zum Thema zurück. Er konnte nicht anders. Er gehörte zu den Typen, die zu einer Art Missionar wurden, die an Türen klopften und die Botschaft ihrer neuesten Entdeckungen verbreiten mussten. Das konnte ein neuer Song sein oder ein hübsches Mädchen oder eine Handy-App oder die bevorstehende Zombie-Apokalypse. Corey war wie ein Bullenreiter, der nicht loslassen konnte. »Das Entscheidende ist, worum es in dem Lied geht, Lee. Oder eigentlich, worum es nicht geht. Kein Wort über Frieden, Hoffnung oder Glück …«
    »Bitte Corey, Mann, sülz mich nicht voll, okay?«, entgegnete Lee. »In dem Lied geht es um eine Schlacht – wir haben um unsere Freiheit gekämpft, verdammte Kacke. Die Flagge war noch da, verstehst du?«
    »Vielleicht hatte Vonnegut recht«, meinte Jude.
    »Und ob er recht hat«, fiel Corey ein. »Gegenkultur, dazu steh ich – ich bin gegen alles, was da draußen läuft!« Typisch Corey. Er hatte das Regelhasser-Gen in seiner Doppelhelix.
    »Und bist du auch für was?«, fragte Lee.
    »Du willst wissen, für was ich bin? Ich bin für …« Corey legte eine Kunstpause ein. »Siehst du den McDonald’s da vorn? Ich bin dafür, dass wir an den Schalter fahren. Ich bin kurz vorm Aussterben.«
    Als sie das Spukhaus an der 112 Ocean Avenue in Amityville erreichten, knipste Lee die Scheinwerfer aus und glitt an den Bordstein. Die Jungs starrten durch die Fenster auf das alte, stumme Gebäude. Es hatte zwei Stockwerke mit sieben Fenstern zur Straße, davor mehrere hohe Bäume und eine sauber manikürte Hecke als Grundstücksbegrenzung. Auf den ersten, flüchtigen Blick wirkte es ungefähr so unheimlich wie ein Gurkensandwich.
    Sie waren alle schon mal da gewesen, obwohl die Fahrt nach Amityville eine halbe Stunde dauerte. Der Ort besaß eine magnetische Anziehungkraft. Das Haus war berühmt für den dort im Jahr 1974 begangenen Mord an der Familie DeFeo und die seltsamen Ereignisse danach, die den nächsten Bewohnern Todesängste einjagten und sie schließlich zur Flucht bewegten. Was wirklich geschehen war, blieb für immer ein Rätsel, doch es wurde ein zweitklassiger Hollywoodfilm darüber gedreht.
    Lee wandte sich auf seinem Platz nach hinten, um die Geschichte mit geheimnisvoll gedämpfter Stimme wiederzugeben. Um die Spannung zu steigern, zog er die Worte in die Länge. »Nach den Morden ist die Familie Lutz eingezogen …«
    Die Jungs hatten das alles ungefähr schon so oft gehört wie Grünes Ei mit Speck , aber niemand

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