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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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schlichtem Blau stand: Unsere Gedanken sind bei euch an diesem schweren Tag.
    Jude musste nichts sagen. Nicht zu Corey. Denn Corey wusste Bescheid. Ein Blick auf Jude genügte, und er wusste es. Corey hatte diese Fähigkeit. Und er sagte genau das Richtige: »Komm, schmettern wir ein paar Golfbälle durch die Gegend.« Also schnappten sie sich Coreys Schläger und machten sich zu Fuß auf den Weg. Corey quasselte ohne Punkt und Komma, während Judes donnernder Herzschlag sich allmählich beruhigte, bis er wieder atmen konnte.
    »Wann lerne ich diese Becka-Braut eigentlich mal kennen?«, fragte Corey.
    »Ich weiß nicht, ob sie dich aushält«, antwortete Jude.
    Corey nickte nachdenklich. »Du meinst, meine ganze männliche Männlichkeit ist vielleicht zu viel für sie? Kann gut sein. Aber im Ernst, Jude – du musst das Ganze ein bisschen vorantreiben. Wie lang willst du das Mädchen noch mögen, ohne was zu unternehmen?«
    Jude antwortete nicht. Er zog einen Golfball aus dem Eimer und legte ihn auf das Tee. Die zwei Freunde standen auf einem leeren Fußballfeld hinter einer nahe gelegenen Grundschule, der perfekte Ort, um die Bälle fliegen zu lassen. Niemand, der sich eine Delle am Kopf holen konnte, keine Großmütter auf dem Boden, denen das Blut aus der Nase schoss.
    »Lad sie doch mal ein«, schlug Corey vor. »Zu einem Doppeldate. Ins Kino oder so.«
    »Doppeldate?« Jude trat vom Tee zurück. Corey hatte zurzeit keine Freundin, allerdings hatten ihn anscheinend immer mehrere Mädchen im Visier. »Wie stellst du dir das vor? Willst du dir eine aufblasbare Puppe kaufen?«
    »Soll ich jetzt lachen?«, konterte Corey. »Komm schon, Mann. Deine heiße Becka muss doch eine Freundin für mich haben. Schau einfach, was du deichseln kannst.«
    Jude traf die Kugel mit dem Schaft und ließ den Schläger auf den Boden fallen. »Ich bin so eine Null in diesem Sport«, jammerte er.
    »Du klappst rechts viel zu weit nach unten«, erklärte ihm Corey. »Du darfst nicht auf den Ball eindreschen wie ein Wikinger mit der Streitaxt. Es muss eine einzige glatte Bewegung sein. Schau zu, damit du was lernst, mein Freund.« Corey legte einen neuen Ball aufs Tee und schoss ihn in weitem Bogen zentral ins hintere Feld.
    Jude wandte sich desinteressiert ab. »Egal, was wir machen, zum Golfen gehen wir jedenfalls nicht mit ihnen.« Trotzdem erwärmte er sich allmählich für die Idee vom Doppeldate. War womöglich nicht schlecht, um den Druck loszuwerden und entspannt zu bleiben. Vielleicht funktionierte es. »Als Date würde ich es allerdings nicht bezeichnen, weißt du. Miteinander rumziehen trifft die Sache schon eher.«
    »Kann ja noch was anderes dabei rausspringen«, meinte Corey.
    Jude verdrehte die Augen. »Bei einem Film bin ich mir auch nicht so sicher. Wenn das Kino voll ist, kann man sich nicht unterhalten. Da schmeißen einem die Leute Milky Ways an den Kopf.« Diesmal schlug Jude einen schönen Ball, hoch und weit.
    Corey, der im Schneidersitz auf dem Gras hockte, pfiff anerkennend. »Ich würde es anders nennen, Jude.«
    »Aha, und wie?«
    »Rummachsession.«
    »Ach, bitte.« Jude stöhnte. »Du kannst von Glück sa gen, wenn ich ein Mädchen für dich finde.«
    »Wie wär’s mit Bowling?«, schlug Corey vor. »Wir könnten am Freitagabend zum Rock’n’Roll Bowl im Alley Cat Lanes gehen. Hab gehört, sie haben den DJ gefeuert, weil er total von Death Metal besessen war. Ein Stück nach dem anderen Hassen, Töten, Kotzen, Hassen. Die Leute konnten gar nicht mehr richtig spielen. Bloß noch Fehlwürfe und Krach. Jetzt engagieren sie echte Bands.«
    »Bowling, ich weiß nicht.« Jude war sich unschlüssig.
    »Hey, es geht doch nicht ums Ergebnis. Das interessiert keinen. Es geht nur um die Schuhe. Was glaubst du, wie sexy ich in zweifarbigen Bowlingschuhen bin!« Zur Veranschaulichung mimte er Austin Powers.
    Jude ließ seinen Schläger in die Tasche gleiten. »Sammeln wir sie ein«, sagte er, ohne auf die Bemerkung seines Freundes einzugehen.
    »Okay, Boss. Deine Bälle sind dort und dort drüben und da hinten.« Nacheinander deutete Corey in ganz verschiedene Richtungen über das leere Feld. Er ginste Jude an. »Also, willst du sie fragen oder nicht?«
    »Vielleicht.« Auf einmal hatte Jude eine Idee. »Wie fändest du es, wenn dein Date Roberto heißt?«
    »Roberto?«
    »Ein Freund von der Arbeit.«
    »Oh«, machte Corey. »Da wird wohl nichts aus der Rummachsession. Kann er wenigsten bowlen?«
    »Eher nicht.« Jude

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