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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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richtete es nach Möglichkeit so ein, dass sie dann »zufällig« Zeit miteinander verbringen konnten. Becka ihrerseits sandte ganz ähnliche Signale aus. Auf jeden Fall lief da etwas zwischen ihnen. Eine Art Tanz. Wohin das alles führen sollte … Jude wusste es nicht.
    Roberto verweigerte sich Judes Plan mit dem Umweg über Beckas Adresse und fuhr direkt zum Alley Cat Lanes. »Sei nicht böse, Jude. Wir verstecken uns mal wann anders hinter dem Gebüsch vor ihrem Garten«, meinte er halb entschuldigend.
    »Ja, und dann haben wir auch die korrekte Stalkerausrüstung dabei«, fiel Corey ein. » GPS , Nachtsichtbrille, alles, was nötig ist, damit du zuschlagen kannst, Bruder.«
    Für Jude hatte das einfache Rock’n’Bowl-Erlebnis etwas unbestreitbar Kitschiges, aber zugleich auch Aufregendes. Es war wie eine groteske Mischung der coolsten Sachen, die man sich vorstellen konnte, mit den langweiligsten Sachen aller Zeiten wie zum Beispiel Bowling : alles in einem Brei. Das Alley Cat war brechend voll mit Teenagern und Studenten. Die meisten Mädels hatten komplizierte Frisuren und trugen teures Denim. Einige Typen hielten sich ans Klischee und hatten klassische zweifarbige Bowlinghemden mit breiten Längsstreifen an, andere wollten die Mädels mit ihren schwellenden Bizepsmuskeln beeindrucken und trugen zu diesem Zweck T-Shirts, die zwei Nummern zu klein waren. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch mit den Armen ausholen konnten.
    Mit einem leisen Pfiff stieß Roberto Jude in die Seite und meinte, dass allein schon der Anblick der Rothaarigen, die sich gerade vorbeugte, um eine Kugel aufzuheben, den Eintrittspreis wert war. In der Mitte waren vier Bahnen für die Band reserviert, eine fünfköpfige Gruppe, die gar nicht mal so schlecht war. In Jamlaune und nicht ohne Geschick coverten sie gerade ein Stück von Dave Matthews, als die drei eintraten. Es klang gut, mit treibendem Groove, trotzdem musste man der Band nicht unbedingt zuhören. Genau der richtige Sound für Rock’n’Bowl. Die Halle bestand nur aus dunklen Winkeln und billigem Laserlicht, akustisch untermalt vom Scheppern umstürzender Pins. Judes letzter Besuch im Alley Cat lag schon eine Weile zurück, und er freute sich, wieder mal hier zu sein und das Donnern der Pins zu hören. Jude war sich sicher, dass die Hälfte der Leute, die hier herumschwirrten und mit zuckenden Bewegungen tanzten, irgendwas eingeworfen hatten. Mit den vielen Jungs und Mädels auf einem Haufen, mit der dröhnenden Rockmusik und den blitzenden Stroboskoplichtern fühlte es sich an wie eine Schule ohne Lehrer und Fluraufsicht.
    Corey, Roberto und Jude steuerten auf die ihnen zugeteilte Bahn weit links in der riesigen Halle zu. Jude tippte die Namen ein, so dass sie auf einem Bildschirm erschienen, während Roberto etwas von einer Platzdecke aus Papier vorlas, die er vom Boden aufgehoben hatte. »Habt ihr gewusst, dass Bowling der führende Breitensport in Amerika ist?« Er war begeistert. »Jährlich bowlen über siebzig Millionen Menschen!«
    »Die Lichter hier sind ziemlich Dark Side of the Moon «, bemerkte Corey, der nur halb zugehört hatte.
    »Ich hol uns einen Krug Coke«, verkündete Roberto. »Braucht sonst noch jemand was?«
    »Spiralpommes«, antwortete Jude.
    »Ich hätte gern die Rothaarige von Bahn sechs«, bestellte Corey. »Zum Mitnehmen!«
    Als Roberto wiederkam, schenkte er Jude einen Plastikbecher voll. »Hier.«
    Beim ersten Schluck fuhr Jude zurück und starrte ins Glas. »Scheiße, was …?«
    »Captain Morgan auf großer Fahrt«, grinste Roberto. »Ahoi, Matrosen. Hab eine Pulle Rum eingeschmuggelt.«
    »Ich weiß nicht«, gab Jude zu bedenken. »Du musst doch fahren, Roberto.«
    »Vertrau mir, Lumbus«, erwiderte Roberto. »Bin ganz vorsichtig, nur ein Drink oder zwei. Ich geb mir sicher nicht die Kante.«
    Corey nahm sein Glas und stieß mit Roberto an. »Auf Grog und Schnitten und enthaltsame Fahrer.« Er nahm einen tiefen Schluck.
    Sie stümperten sich durch den Abend, und die Spiele wurden immer schlampiger. Sie rollten und tranken, bowlten und schlürften, und Roberto sorgte dafür, dass die Becher voll blieben. Zuerst achteten sie noch auf die Ergebnisse und schlugen ein flottes Tempo an. Doch nach einer Weile ließen sie es immer lockerer angehen. Roberto stieg irgendwann ganz aus, weil es ihm zu langweilig wurde; er gab lieber vom Tisch aus farbige Kommentare ab. Doch er hielt Wort und nippte ganz langsam an seiner Cola mit Rum. Trotzdem

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