Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
Vom Netzwerk:
Kleid. Man sieht jedes Fitzelchen Gänsehaut und jede Falte. Ein Auto hupt. Eine Gruppe Jungs stiert mich ausgiebig an, meine Brüste, meinen Arsch.
    »Warum musst du machen, was sie sagt?«, fragt Cal.
    »Darum.«
    Zoey ist entzückt. Sie wartet, bis wir sie einholen, und hakt sich bei mir unter. »Ich hab dir verziehen«, sagt sie.
    »Was denn?«
    Sie beugt sich verschwörerisch zu mir rüber. »Dass du so eklig warst wegen deinem miesen Sex.«
    »War ich doch gar nicht!«
    »O doch. Aber schon okay.«
    »Flüstern ist unhöflich!«, sagt Cal.
    Sie schiebt ihn weiter vor und zieht mich beim Gehen näher
an sich ran. »Also«, sagt sie, »was lässt du alles mit dir machen? Würdest du dir ein Tattoo machen lassen, wenn ich es verlange?«
    »Ja.«
    »Würdest du Drogen nehmen?«
    »Ich will Drogen nehmen!«
    »Würdest du dem Mann da sagen, dass du ihn liebst?«
    Der Mann, auf den sie zeigt, ist kahlköpfig und älter als mein Dad. Er kommt gerade aus dem Zeitungsladen, reißt die Plastikfolie von einem Päckchen Zigaretten und lässt sie nonchalant zu Boden segeln.
    »Ja.«
    »Dann los.«
    Der Mann kippt eine Fluppe aus der Schachtel, zündet sie an und bläst Rauch in die Luft. Ich gehe zu ihm, und er wendet sich mit halbem Lächeln mir zu, erwartet vielleicht jemanden, den er kennt.
    »Ich liebe Sie«, sage ich.
    Er runzelt die Stirn, bis er die kichernde Zoey bemerkt. »Hau bloß ab«, sagt er. »Blöde Kuh.«
    Es ist zum Schreien. Zoey und ich halten uns aneinander fest und lachen ohne Ende. Unglücklich verzieht Cal das Gesicht. »Können wir jetzt einfach gehen?«, will er wissen.
     
    Auf dem Markt ist die Hölle los. Überall wuseln Leute rum, wie bei höchster Alarmstufe. Fette alte Weiber schieben sich mit ihren Einkaufskörben an mir vorbei; überall versperren Eltern mit Buggys den Weg. Hier mitten im grauen Tageslicht zu stehen ist wie in einem Traum sein, so als bewegte ich mich überhaupt nicht, als wäre das Pflaster klebrig und meine Füße aus Blei. Jungs stiefeln an mir vorbei, Kapuzen hochgezogen, ausdruckslose Gesichter. Mädchen, mit denen ich mal zur Schule gegangen bin, schlängeln sich durch. Mittlerweile erkennen sie mich
nicht mehr; so lange ist es her, dass ich zuletzt in einem Klassenzimmer war. Hotdogs-, Hamburger- und Zwiebelschwaden hängen in der Luft. Alles ist für Geld zu haben – Grillhähnchen, Blechwannen mit Kutteln und Innereien, Schweinehälften, die gebrochenen Rippen nach außen gekehrt. Stoffe, Wolle, Spitze und Gardinen. Am Spielzeugstand schlagen kläffende Hunde Purzelbäume und Aufziehsoldaten trommeln auf Becken. Der Verkäufer lächelt mir zu und zeigt auf eine riesige Plastikpuppe, die stumm in ihrer Zellophanhülle hockt.
    »Bloß’n Zehner, Schätzchen.«
    Ich schaue weg, tu so, als hörte ich nicht.
    Zoey sieht mich streng an. »Du sollst doch zu allem Ja sagen. Nächstes Mal kaufst du’s – egal, was. Klar?«
    »Ja.«
    »Gut. Bin gleich wieder da.« Und sie verschwindet in der Menge.
    Ich will nicht, dass sie geht. Ich brauche sie. Wenn sie nicht wiederkommt, waren die Höhepunkte meines Tages eine Runde auf dem Spielplatz und ein paar Pfiffe auf meinem Weg zum Markt.
    »Geht’s dir gut?«, fragt Cal.
    »Jau.«
    »Siehst aber nicht so aus.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Und mir ist langweilig.«
    Das ist gefährlich, denn ich muss natürlich Ja zu ihm sagen, wenn er fragt, ob er nach Hause kann.
    »Zoey kommt gleich wieder. Vielleicht können wir dann den Bus quer durch die Stadt nehmen. Und in den Zauberladen gehen.«
    Cal zuckt mit den Schultern und steckt die Hände in die Taschen. »Das will sie bestimmt nicht.«
    »Schau dir so lange das Spielzeug an.«

    »Die Spielsachen sind Scheiße.«
    Ach echt? Früher bin ich immer mit Dad hergekommen und hab sie angestaunt. Damals hat alles geglänzt.
    Zoey kommt wieder und wirkt aufgeregt. »Scott ist ein verlogener Drecksack«, sagt sie.
    »Wer?«
    »Scott. Er hat gesagt, er würde an einem Stand arbeiten, aber er ist nicht da.«
    »Der Kiffer? Wann hat er dir das erzählt?«
    Sie sieht mich an, als wäre ich vollkommen verrückt, und zieht wieder ab. Sie geht zu einem Mann hinter dem Obststand und beugt sich über Bananenkisten, um mit ihm zu reden. Er starrt auf ihre Brüste.
    Eine Frau nähert sich mir, mehrere Plastiktüten in den Händen. Sie sieht mich an, und ich schaue nicht weg.
    »Zehn Schweinekoteletts, drei Packungen Räucherspeck und ein Brathähnchen«, flüstert sie. »Wollen

Weitere Kostenlose Bücher