Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
Vom Netzwerk:
BH aufmachen und sie rausholen. Ich ziehe ihn zum Bett rüber. Wir küssen uns immer noch – Kehlen, Hälse, Münder. Das Zimmer muss voller Rauch sein, denn zwischen uns brennt es.
    Ich liege auf dem Bett und recke ihm meine Hüfte entgegen. Meine Jeans muss runter. Ich will mich ihm zeigen, will, dass er mich sieht.
    »Bist du dir wirklich sicher?«, fragt er.
    »Ganz bestimmt.«
    Es ist einfach.
    Er macht meine Jeans auf. Ich schnalle mit einer Hand seinen Gürtel auf, wie ein Zaubertrick ist das. Mein Finger umkreist seinen Nabel, mit dem Daumen stupse ich seine Boxershorts an.
    Seine Haut an meiner zu spüren, sein Gewicht auf mir, seine
Wärme, die in mich eindringt – ich hab nicht gewusst, dass es sich so anfühlen würde. Mir war nicht klar, dass man beim Liebemachen wirklich Liebe macht . Sachen aufwühlt. Einander bewegt. Der Atem, der mir entweicht, ist benebelt. Er schlürft ihn auf.
    Seine Hand gleitet unter meine Hüfte, ich komme ihr mit meiner entgegen, unsere Finger rasten ein. Ich weiß nicht mehr, welche Hand wem gehört.
    Ich bin Tessa.
    Ich bin Adam.
    Es ist so wahnsinnig schön, mich an den Rändern aufzulösen.
    Wie wir uns unter unseren Fingern anfühlen. Auf unseren Zungen schmecken.
    Und die ganze Zeit sehen wir uns an, stimmen uns aufeinander ab, wie Musik, wie ein Tanz. Auge in Auge.
    Zwischen uns baut sich dieser Schmerz auf, schwankt und schwillt an. Ich will ihn. Ich will ihn näher haben. Ich komme nicht nah genug ran. Ich schlinge meine Beine um seine, fege mit meinen Händen über seinen Rücken, versuche, ihn weiter in mich zu ziehen.
    Als ginge mir das Herz auf, um sich mit meiner Seele zu vermählen, so implodiert mein ganzer Körper. Wie wenn ein Stein in einen Teich fällt, durchziehen mich unzählige Liebeskreise.
    Adam stößt einen Freudenschrei aus.
    Ich umfasse ihn und halte ihn fest. Und bin hin und weg von ihm. Von uns. Von diesem Geschenk.
    Er streichelt meinen Kopf, mein Gesicht, küsst meine Tränen.
    Ich bin am Leben, selig, mit ihm auf dieser Erde zu sein, genau in diesem Augenblick.

NEUNUNDZWANZIG
    M ir trieft Blut aus der Nase. Ich stehe vor dem Flurspiegel und beobachte, wie es mir am Kinn hinab durch die Finger läuft, bis meine Hände glitschig davon sind. Es tropft auf den Boden und verbreitet sich im Teppichflor.
    »Bitte«, flüstere ich. »Nicht jetzt. Nicht heute Abend.«
    Aber es hört nicht auf.
    Ich höre, wie Mum oben Cal gute Nacht sagt. Sie macht seine Zimmertür zu und geht ins Badezimmer. Ich warte, höre wie sie pinkelt, dann die Spülung. Ich stelle mir vor, wie sie ihre Hände über dem Waschbecken wäscht und am Handtuch abtrocknet. Vielleicht sieht sie sich im Spiegel an, genau wie ich hier unten. Ich wüsste gern, ob sie sich genauso entrückt von allem fühlt wie ich, genauso betäubt ist von ihrem eigenen Spiegelbild.
    Sie schließt die Badezimmertür und kommt die Treppe runter. Ich stelle mich ihr in den Weg, als sie auf der untersten Stufe erscheint.
    »Ach du meine Güte!«
    »Ich hab Nasenbluten.«
    »Es strömt nur so aus dir raus!« Sie wedelt mit den Armen in meine Richtung. »Schnell hier rein!«, und schubst mich ins Wohnzimmer. Unterwegs platschen dicke dunkle Tropfen auf den Teppich. Zu meinen Füßen erblühen Mohnblumen.
    »Setz dich«, befiehlt sie. »Lehn dich zurück, und halt dir die Nase fest zu.«

    Genau das Gegenteil soll man machen, daher beachte ich sie gar nicht erst. Adam wird in zehn Minuten hier sein, wir gehen nämlich Tanzen. Mum steht kurz da und beobachtet mich, ehe sie fluchtartig den Raum verlässt. Vielleicht muss sie sich ja übergeben, denke ich, doch sie kommt mit einem Geschirrtuch wieder, das sie mir zuwirft.
    »Lehn dich zurück. Drück das hier gegen deine Nase.«
    Da meine Methode nicht funktioniert, gehorche ich. Das Blut rinnt meinen Rachen runter. Ich schlucke, so gut ich kann, kriege aber so viel davon in den Mund, dass ich nicht richtig atmen kann. Also beuge ich mich vor und spucke auf das Geschirrtuch. Ein dicker Klumpen funkelt mich an, außerirdisch dunkel. Eindeutig nichts, was außerhalb meines Körpers sein sollte.
    »Gib mir das«, sagt Mum.
    Ich reiche es rüber, und sie sieht es sich genau an, bevor sie es einwickelt. Jetzt sind ihre Hände so blutverschmiert wie meine.
    »Was soll ich machen, Mum? Er kommt gleich.«
    »Es hört bald auf.«
    »Sieh dir meine Kleider an!«
    Bekümmert schüttelt sie den Kopf. »Leg dich lieber hin.«
    Das ist auch verkehrt, aber weil es nicht

Weitere Kostenlose Bücher