Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
Vom Netzwerk:
einfach nicht von mir fernhalten, was?« Das brachte mich zum Lachen, weil es nämlich tatsächlich stimmte, aber davon, dass es laut ausgesprochen wurde, tat es weniger weh.
    »Das hat Adam für dich gemacht?« Mum erschauert vor Aufregung. Sie war schon immer eine Romantikerin.
    Ich antworte ihm. EBENSO. BIN BALD DA.
    Zoey hat mich mal gefragt: »Was war der bisher beste Moment in deinem Leben?« Und da hab ich ihr von damals erzählt, als ich mit meiner Freundin Lorraine Handstand übte. Ich war acht, am nächsten Tag war das Schulfest, und Mum hatte versprochen, mir ein Schmuckkästchen zu kaufen. Ich lag auf dem Gras, hielt Lorraines Hand, benommen vor Glück und vollkommen davon überzeugt, dass die Welt gut war.
    Zoey hielt mich für bekloppt. Aber das war echt das allererste Mal, dass ich so bewusst glücklich war.

    Adam zu küssen hat das übertroffen, mit ihm zu schlafen wiederum das. Und jetzt hat er das für mich getan: Er hat mich berühmt gemacht. Er hat der Welt meinen Namen aufgestempelt. Ich war die ganze Nacht im Krankenhaus, mein Kopf ist wie mit Watte ausgestopft. In der Hand halte ich eine Papiertüte voll Antibiotika und Schmerzmittel, und mein Arm tut weh von zwei Einheiten Thrombozyten, die durch meinen Port gepumpt wurden. Ist es nicht ein Wunder, wie glücklich ich bin?

DREISSIG
    I ch will, dass Adam bei uns einzieht.«
    Dad dreht sich so abrupt von der Spüle um, dass Seifenschaum von seinen Händen auf den Boden tropft. Er sieht total perplex aus. »Sei nicht albern!«
    »Ich mein’s ernst.«
    »Und wo soll er schlafen?«
    »Bei mir im Zimmer.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich dir das erlaube, Tess!« Damit wendet er sich wieder der Spüle zu und klappert mit Tellern und Schüsseln. »Steht das auf deiner Liste? Hast du einen Freund, der bei dir wohnt, auf deiner Liste?«
    »Er heißt Adam.«
    Er schüttelt den Kopf. »Vergiss es.«
    »Dann zieh ich zu ihm.«
    »Glaubst du etwa, seine Mutter wird dich da haben wollen?«
    »Dann hauen wir eben nach Schottland ab und wohnen auf einem Einödhof. Ist dir das lieber?«
    Sein Mund zuckt vor Wut, als er sich wieder zu mir umdreht. »Die Antwort lautet Nein, Tess.«
    Ich kann das nicht ab, wie er sein Autoritäts-Ass aus dem Ärmel zieht, als ob alles klar wäre, nur weil er es so sagt. Deshalb stapfe ich in mein Zimmer rauf und knalle die Tür hinter mir zu. Er glaubt, es würde nur um Sex gehen. Kapiert er denn nicht, dass es was Ernsthafteres ist? Und wie schwer es ist, darum zu bitten?

    Vor drei Wochen, Ende Januar, hat Adam mich auf seinem Motorrad mitgenommen, schneller als zuvor und weiter – bis zu einer Stelle an der Grenze zu Kent, wo sich das flache Marschland bis runter an einen Strand erstreckt. Draußen im Meer standen drei Windräder, deren gespenstische Flügel sich drehten.
    Er ließ Steine über die Wellen hüpfen, und ich saß auf den Kieselsteinen und erzählte ihm, dass sich meine Liste verselbstständigt.
    »Es gibt so vieles, was ich noch will. Zehn reicht nicht mehr.«
    »Erzähl’s mir«, sagte er.
    Erst war es einfach. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Frühling und Osterglocken und Tulpen. Unter einem stillen blauen Abendhimmel schwimmen. Eine lange Zugfahrt, einen Pfau, einen Drachen. Noch einen Sommer. Aber was ich am allermeisten will, konnte ich ihm nicht sagen.
    An diesem Abend ging er nach Hause. Jeden Abend geht er nach Hause, um seine Mutter zu behüten. Er schläft nur wenige Meter von mir entfernt, auf der anderen Seite der Mauer, des Wandschranks.
    Am nächsten Tag kam er mit Eintrittskarten für den Zoo an. Wir fuhren mit dem Zug. Wir sahen Wölfe und Antilopen. Ein Pfau schlug sein Rad für mich, smaragdgrün und aquamarin. Wir aßen in einem Café zu Mittag, und Adam spendierte mir einen Obstteller mit schwarzen Trauben und saftigen Mangoscheiben.
    Ein paar Tage später ging er mit mir in ein beheiztes Freibad. Nach dem Schwimmen saßen wir am Beckenrand, in Handtücher gehüllt, und ließen unsere Füße ins Wasser baumeln. Wir tranken Kakao und lachten über die Kinder, die in der kalten Luft johlten.
    Eines Morgens brachte er mir eine Schale Krokusse ins Zimmer. »Frühling«, sagte er.
    Er fuhr mich auf seiner Maschine zu unserem Hügel. Im
Zeitungskiosk hatte er einen kleinen Drachen gekauft, den wir zusammen steigen ließen.
    Tag für Tag war es, als hätte jemand mein Leben auseinandergenommen und Stück für Stück sorgfältig poliert, ehe er es wieder zusammensetzte.
    Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher