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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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hatten noch keine einzige Nacht zusammen verbracht.
    Dann, am Valentinstag, wurde ich schon zwölf Tage nach einer Bluttransfusion anämisch.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich den Facharzt.
    »Du bist ein Stück weiter vorgerückt«, sagte er.
    Das Atmen fällt mir schwerer. Die Ringe unter meinen Augen sind dunkler geworden. Meine Lippen sehen aus wie Plastikplane, die über ein Tor gespannt wurde.
    Vorige Nacht bin ich um zwei Uhr in der Früh aufgewacht. Meine Beine taten weh, ein dumpfes Pochen, wie Zahnschmerzen. Ich hatte vor dem Schlafengehen Paracetamol genommen, doch jetzt brauchte ich Kodein. Unterwegs zum Badezimmer kam ich an Dads offener Zimmertür vorbei, und da lag Mum – ihr Haar über das Kissen gebreitet, sein Arm beschützend über sie gelegt. In den letzten drei Wochen hat sie also dreimal hier übernachtet.
    Da stand ich auf dem Treppenabsatz, sah ihnen beim Schlafen zu und wusste mit Bestimmtheit, dass ich im Dunkeln nicht mehr allein sein konnte.
     
    Mum kommt rauf und setzt sich auf mein Bett. Ich stehe am Fenster und schaue in die Dämmerung raus. Der Himmel ist voll von etwas, die niedrig hängenden Wolken sind erwartungsvoll.
    »Ich hab gehört, du willst, dass Adam einzieht«, sagt sie.
    Ich schreibe meinen Namen auf die beschlagene Fensterscheibe. Von meinen verschmierten Fingerabdrücken auf dem Glas fühle ich mich jung.
    Sie sagt: »Dein Dad könnte dir vielleicht ab und zu eine
Nacht erlauben, Tess, aber er wird Adam nicht hier wohnen lassen.«
    »Dad hat gesagt, er würde mir mit meiner Liste helfen.«
    »Das tut er doch. Hat er uns allen etwa nicht eben erst Tickets für eine Reise nach Sizilien gekauft?«
    »Weil er eine ganze Woche mit dir zusammen sein will!«
    Als ich mich umdrehe und sie ansehe, runzelt sie die Stirn, als wäre ich jemand, den sie noch nie zuvor gesehen hätte.
    »Hat er das echt gesagt?«
    »Er ist in dich verknallt, das ist doch offensichtlich. Reisen steht nicht mal mehr auf meiner Liste.«
    Sie schaut belustigt drein. »Ich hab gedacht, Reisen wär Nummer sieben.«
    »Ich hab’s ausgetauscht, dagegen, dass du wieder mit Dad zusammenkommst.«
    »Ach, Tessa!«
    Es ist verrückt, denn sie sollte doch nun wirklich ein Mensch sein, der Ahnung von Liebe hat. Mit verschränkten Armen baue ich mich vor ihr auf. »Erzähl mir von ihm.«
    »Wem?«
    »Dem Mann, für den du uns verlassen hast.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Warum bringst du das jetzt zur Sprache?«
    »Weil du gesagt hast, dir wär nichts andres übrig geblieben. Hast du das nicht gesagt?«
    »Ich hab gesagt, dass ich unglücklich war.«
    »Eine Menge Leute sind unglücklich, ohne wegzulaufen.«
    »Bitte, Tess, ich will wirklich nicht drüber reden.«
    »Wir haben dich geliebt.«
    Plural. Vergangenheit. Und trotzdem klingt es noch zu groß für dieses kleine Zimmer.
    Sie schaut zu mir hoch, mit blassem, kantigem Gesicht. »Es tut mir leid.«

    »Du musst ihn mehr geliebt haben als irgendwen sonst je zuvor. Er muss wundervoll gewesen sein, so was wie eine magische Persönlichkeit.«
    Sie sagt nichts.
    Einfach. Eine so große Liebe. Ich schaue wieder aus dem Fenster. »Dann müsstest du doch verstehen, was ich für Adam empfinde.«
    Sie steht auf und kommt zu mir rüber. Ohne mich zu berühren, steht sie sehr nahe bei mir. »Empfindet er das Gleiche für dich, Tessa?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ich möchte mich an sie lehnen und so tun, als käme alles in Ordnung. Stattdessen wische ich nur meinen Namen vom Fenster und schaue in die Nacht hinaus. Da draußen ist es seltsam düster.
    »Ich rede mit Dad«, sagt sie. »Er bringt Cal ins Bett, aber wenn er fertig ist, geh ich mit ihm ein Bier trinken. Kommt ihr beide allein zurecht?«
    »Ich lade Adam ein. Ich mach ihm Abendessen.«
    »Ist gut.« Sie wendet sich zum Gehen, dreht sich aber in der Tür noch mal um. »Du verlangst da ein paar schöne, verlockende Dinge, Tessa, aber sieh dich vor. Andere Leute können dir nicht immer das geben, was du willst.«
     
    Ich schneide vier Riesenscheiben Brot auf dem Holzbrett und schiebe sie in den Grill. Dann hole ich Tomaten aus dem Gemüseregal, und weil Adam mit dem Rücken zur Spüle steht und mir zusieht, halte ich in jeder gewölbten Hand eine Tomate auf Brusthöhe und tänzle damit zurück zur Arbeitsplatte.
    Er lacht. Ich schneide die Tomaten in Scheiben und lege sie neben die Toastscheiben auf den Grill, hole die Käsereibe aus dem Schrank, den Käse aus dem Kühlschrank und reibe einen Käseberg auf

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