Bevor ich verbrenne
der Zeitung eine Erklärung. Erst jetzt, nach dem vierten Brand, sei die Angelegenheit ein Fall für die Polizei geworden. Es gebe keinen Zweifel mehr. Koland sagte, die Polizei sei sicher, jemand habe den Heuschober in Tønnes am Fuß des Leipslandskleiva angezündet. Dasselbe ließ sich mit einiger Sicherheit über den Sommerstall bei Hæråsen sagen. Jetzt also die Scheune in Skogen. Drei Brände seit dem 17 . Mai. Vier insgesamt. Man hatte es mit ziemlicher Sicherheit mit einem Brandstifter zu tun. Alle vier Brände lagen in einem Radius von zehn Kilometern um die Schule von Lauvslandsmoen. Daraus könne man möglicherweise den Schluss ziehen, dass der Brandstifter in der Nähe wohne und die örtlichen Gegebenheiten kenne. Die Polizei bat um Hinweise aus der Bevölkerung, ob jemand irgendetwas Verdächtiges auf den Straßen gesehen hatte. Man suchte nach allen Autos, die die sechs Kilometer lange Strecke von Finsådal nach Lauvslandsmoen zwischen zwei Uhr in der Nacht zum Freitag und zehn Uhr am Freitagvormittag gefahren waren. Alles könnte von Interesse sein, auch Dinge, die auf den ersten Blick nichts mit dem Fall zu tun zu haben schienen. Außerdem wurde die Bevölkerung aufgefordert, die Augen offen zu halten und verdächtige Personen zu melden. Das war zunächst alles. Vorläufig keine Panik.
IX
Teresa hat es in ihrem Kalender vermerkt. Fünf Zeilen. Am Freitagnachmittag, einige Stunden, nachdem der Brand in Skogen gelöscht war, aber noch bevor eigentlich alles anfing. Am Vormittag hatte sie in der Kirche für ein Begräbnis geübt. Anton Eikeli sollte bestattet werden, und während sie allein an der Orgel saß, wurde der Feueralarm ausgelöst. Aber das hatte sie nicht gehört, sie spielte gerade Du bist das Licht der Welt .
In den fünf Zeilen geht es um Dag und Ingemann. Von ihrem Fenster aus hatte sie ihnen am Freitagnachmittag zugesehen, wie sie auf dem Hof Seite an Seite um die Wette schossen. Sie beschreibt das Schießen genau. Die Körper, die bei jedem Schuss zuckten, der durchdringende Knall, das Echo, das zwischen den Bergen rollte. Wie sie danach aufstanden und zusammen zur Scheibe gingen, um sich die Einschüsse anzusehen. Eine Strecke von hundert Metern. Dag zuerst, mit dem Gewehr über der Schulter, dann Ingemann mit den Händen in den Taschen. Sie hatte plötzlich den Eindruck, dass Ingemann alt geworden war. Sie schießen mehrere Male. Dann geht Ingemann allein zur Scheibe, um die Einschüsse zu überprüfen. Ingemanns Hände stecken in den Hosentaschen, während die Schwalben über ihm segeln und das Gras sich im Wind wiegt. Und dann sieht sie, wie Dag mit dem Gewehr wieder in Schussstellung liegt. Er liegt vollkommen regungslos da, als Ingemann die Strecke abgeht. Dag zielt, während Teresa am Fenster steht und Ingemann langsam auf die Scheibe zugeht. Es dauert vielleicht fünfzehn Sekunden. Nichts passiert. Aber sie ist sicher. Er zielt auf den Vater.
Als ich Teresas Beschreibung las, ging mir durch den Kopf, wie Vater einen Elch mitten ins Herz geschossen hat. Ich mag damals vielleicht zehn Jahre alt gewesen sein. Einige Tage zuvor hatte er auf dem Hof gelegen, um das Gewehr einzuschießen. Ich stand ein paar Meter hinter ihm und spürte die Büchsenschüsse wie eine Faust im Magen. Ich starrte auf seine Wange, die am Kolben lag. Noch nie hatte ich gesehen, dass er seine Wange so an irgendetwas oder irgendjemanden legte wie an diesen glatten Gewehrkolben. Er legte seine Wange so fein, so sanft und so vorsichtig an die verblassten Wellen der Jahresringe, als würde er sich schlafen legen; dann zerriss der erste Schuss alles. Ich betrachtete die leeren, rauchenden Hülsen, die alle mit einem merkwürdig hohlen Gesang ausgeworfen wurden, wie eine Art Jubel, leer und glühend heiß. Fünf Schuss insgesamt. Dann erhob er sich von der alten Strandmatte, legte das Gewehr vorsichtig beiseite und ging zur Scheibe, um sie genau zu untersuchen, während ich die leeren Patronenhülsen aufsammelte, die noch immer zu heiß waren, um sie an die Lippen zu halten und darauf zu pfeifen.
Einige Tage später bestand er die Schießprüfung. Ich begleitete ihn auf den Schießstand, der ein wenig abseits lag, ungefähr in der Mitte zwischen der Kirche und dem Laden von Breivoll. Er legte sich hin und schoss eine Serie von zehn Schüssen auf die schwarze Elchsilhouette, die aus einem Graben gezogen wurde. Wie sich herausstellte, lagen alle Einschüsse innerhalb des magischen Zirkels rund um Herz und
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