Bevor ich verbrenne
in einem Windstoß ihren Rauchgeruch, und erst da fiel mir auf, dass sie alle die gleichen großen Augen hatten wie Vater.
Ich saß auf einem Stuhl im Korridor und wartete.
Als Vater zurückkam, sah ich, dass irgendetwas passiert war. Sein Gesicht sah starr und eigenartig aus, als hätte er gebrüllt und geschrien oder mehrere Minuten Schmerzen erlitten. Aber er sagte nichts.
»Ging’s gut?«, erkundigte ich mich.
»Ja, ja«, erwiderte er. »Sehr gut.«
Wir gingen zum Ausgang. Die Raucher waren verschwunden. Nur der Zigarettengeruch hing noch in der Luft. Vater meinte, er könne ein paar neue Sachen brauchen, also fuhren wir auf dem Rückweg durch die Stadt. Bei Dressmann gab es Jogginganzüge im Sonderangebot, wir gingen hinein. Ich ließ ihn allein aussuchen und beobachtete ihn, als er am Kleiderständer stand. Es gab keine anderen Kunden im Laden. Zielstrebig schob er die Bügel auf dem Ständer von der einen auf die andere Seite, als wüsste er genau, wonach er suchte. Dann zog er einen Jogginganzug heraus. Einen roten, dem ein weißer Puma über die Brust sprang. Den wollte er. Er kostete nur zweihundert Kronen. Vater ging zur Kasse, bezahlte, lächelte das junge Mädchen an, und als er sich umdrehte, noch immer über das ganze Gesicht lächelnd, wurde mir schlagartig klar, was im Krankenhaus geschehen war. Ich wusste, dass er geweint hatte, plötzlich wurde es mir bewusst. Er, bei dem ich nie eine Träne hatte fallen sehen, hatte gerade vor einem fremden Arzt gesessen und geweint.
Es war der Tag, an dem er erfuhr, dass man nichts mehr für ihn tun konnte.
VIII
Er fuhr Höchstgeschwindigkeit bis Breivoll, bis zu der Kreuzung, an der die Straße sich dreiteilte. Dag trat hart auf die Bremse, vollführte einen U-Turn und fuhr weiter in Richtung Lauvslandsmoen. Am Haus von Jens Slotte wäre er fast von der Fahrbahn abgekommen. An der Kurve nach Finsåna geriet der Wagen heftig ins Schlingern, aber es gelang ihm, das Auto auf der Straße zu halten. An der Schule gab es erneut drei Möglichkeiten, um weiterzufahren. Er bremste und fragte einen älteren Mann nach dem Weg. Die Blaulichter blinkten, und er musste aus dem Fenster schreien. Er saß hinterm Steuer und wartete, während er eine sehr lange und genaue Wegbeschreibung erhielt. Er wiederholte es, schaltete die Sirene ein, fuhr zweihundert Meter in Richtung Laudal, bog links auf die Straße nach Finsådal ab und kam am Stubrokka und der Straße nach Lauvsland vorbei. Er beschleunigte und passierte Haugeneset und den Betonelch, der am Waldrand steht und über die Straße späht, solange ich denken kann. Dann fuhr er mit hohem Tempo über die Ebene von Moen, auf der nur das Haus von Lehrer-Jon stand. Ein Stück vor ihm liefen zwei Frauen auf der Straße. Es handelte sich um Aasta und ihre Mutter Emma. Emma war schwerhörig, nahezu taub, und natürlich hörte sie die Sirene nicht. Als Aasta sich umdrehte, sah sie eine Wolke aus Staub und Rauch, die sich mit bedrohlicher Geschwindigkeit näherte. Sie konnte ihre Mutter gerade noch in den Straßengraben stoßen, Sekunden später schoss der Feuerwehrwagen vorbei. Beinahe wären sie beide überfahren worden, nun standen sie in einer Wolke aus Auspuffgasen und Straßenstaub und staunten.
Die Scheune in Skogen, die gleich hinter der Gemeindegrenze zu Marnardal lag, hatte am Morgen angefangen zu brennen, und das passte nicht in das Muster der vorhergehenden Brände. Der Feuerwehrwagen traf kurz nach elf ein, zu diesem Zeitpunkt brannte die Scheune bereits lichterloh. Mehrere hundert Meter Schläuche mussten zu einem kleinen Tümpel in der Nähe ausgerollt werden, bis dahin setzten sie das Wasser aus dem Feuerwehrwagen ein. Eintausend Liter wurden verspritzt, bis der Tank leer war, dann kam das brackige Wasser des Tümpels aus den Schläuche n – doch da war es bereits zu spät. Die Scheune brannte bis auf die Grundmauern nieder, und auch das Wohnhaus wurde schwer beschädigt. Die Hitze war so intensiv, dass die Wände Feuer fingen, obwohl sie mehrere Meter von der brennenden Scheune entfernt standen. Die Außenverkleidung musste mit Brandäxten aufgehackt und stückweise abgerissen werden, die Dachziegel wurden heruntergefegt, dann wurde das Gebäude mit Wasser getränkt, bis innen alles tropfnass wa r – der Eingangsbereich, der Flur und Teile der Küche.
Die Frage blieb, warum es morgens angefangen hatte zu brennen. Das war etwas Neues.
Nachdem der Brand gelöscht war, gab Bezirksobmann Koland am Vormittag
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