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Bevor ich verbrenne

Bevor ich verbrenne

Titel: Bevor ich verbrenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaute Heivoll
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Fjeldsgård, etwas gegen den durchdringenden Benzingestank zu tun. Er hatte sich wie ein betäubender Nebel im ganzen Haus verbreitet. Mehrfach schrubbte sie den Boden mit Sand und Schmierseife, aber das Benzin war tief in die Fußbodenbretter gedrungen. Die Luft vibrierte, und aus dem Holz dampften schwere Benzingase. Sämtliche Türen standen weit offen, auch nachdem die Kripoleute gefahren waren. Es herrschte Windstille. Am Ende der Ebene von Brandsvoll und Lauvslandsmoen flirrte die Luft vor Hitze, sogar die Vögel waren ruhig.
    Es war kurz nach fünf an diesem Montagnachmittag.
    Ungefähr um diese Zeit wurde Alfred von der Polizei geholt.
    Man hatte Else gebeten, Alfred zu informieren, dass er sich im Herrenhaus einfinden sollte. Sie sollte ihm auf eine ruhige, normale Weise Bescheid sagen. Um Alfreds Misstrauen nicht zu wecken. Dass man ihn verdächtigte. Er hatte sich ja bei allen Bränden sehr eifrig an den Löscharbeiten beteiligt.
    Alfred wurde in den alten herrschaftlichen Saal geführt, dort hatte man ein provisorisches Büro mit einem Arbeitstisch, drei Stühlen und einer Schreibmaschine eingerichtet. Er wurde gebeten, auf dem Stuhl auf der einen Seite des Tisches Platz zu nehmen. Zwei Beamte setzten sich ihm gegenüber. Das Verhör begann. Es dauerte eine Weile, bis Alfred klar wurde, dass es eigentlich um ihn ging.
    Vielleicht ist es nicht ganz korrekt, es ein Verhör zu nennen. Der Ton war trotz allem recht entspannt. Alfred wurde Kaffee aus der schweren Herrenhauskanne angeboten, die in alten Zeiten für eine ganze Gesellschaft im Herrenhaus gereicht hatte. Dann wurde er gebeten, von den drei letzten Bränden zu erzählen, den beiden in Vatneli und Sløgedals Scheune. Die ganze Zeit wurde genau mitgeschrieben. Einer der Beamten saß mit dem Rücken zu ihm und hämmerte die Fragen und Antworten in die Maschine. Alfred erzählte ruhig, und hin und wieder machte er eine Pause, beugte sich vor, der dampfenden Tasse entgegen, und räusperte sich, dass alle aufmerksam von ihren Unterlagen aufblickten. Er wurde gefragt, wie lange er in den letzten drei Tagen geschlafen habe. Er antwortete wahrheitsgemäß, er wisse es nicht. Er wurde gefragt, ob er nicht vollkommen übermüdet sei, das konnte er bestätigen. Er wurde nach dem Brand in Skogen gefragt, warum es seiner Ansicht nach erst am Vormittag angefangen hatte zu brennen und nicht in der Nacht wie bei den übrigen Bränden. Er antwortete, er wisse es nicht. Er wurde gefragt, ob er an ein Muster glaube, auch darauf hatte er keine Antwort. Er wurde gefragt, warum er seinerzeit der Feuerwehr beigetreten sei. Er erwiderte, er sei angeworben worden, außerdem habe er es als eine sinnvolle Aufgabe erachtet. Es wurden Fragen nach dem Wort sinnvoll gestellt, ob er das vertiefen könne? Er versuchte es. Schließlich wurde er gefragt, wie er die letzten Tage erlebt hatte. Er dachte einen Moment nach, bevor er sich vorbeugte und antwortete: Unwirklich. Unwirklich. Vollkommen unwirklich .
    Nach gut zwanzig Minuten durfte er gehen. Bevor er aufstand, fragte er: »Wieso wollten Sie eigentlich mit mir reden?«
    »Es handelt sich um einen Teil der Ermittlungen«, wurde geantwortet.
    »Heißt das, ich werde verdächtigt?«
    »Das bedeutet weder das eine noch das andere.«
    Dann ging er.
    Als er nach Hause kam, hatte Else das Essen auf dem Tisch, während der Mahlzeit erzählte er von dem Verhör. Er sagte, die Polizei würde möglicherweise ihn verdächtigen. Sie schaute auf. Sie schaute auf seine Hände, den Mund und das ganze Gesicht. Sie sah den Dampf der Kaffeetasse, der ihr vor die Augen stieg.
    Dann lachte sie.
    Um sechs hörten sie sich die Nachrichten an. Die Brände kamen als zweite Meldung. Erst ein Bericht über ein großes Zugunglück bei Lyon in Frankreich, bei dem mindestens acht Personen ums Leben gekommen waren. Dann über die letzten vier Brände in Finsland. Davon zwei, die als Mordversuch gewertet wurden. Vier ältere Menschen waren um Haaresbreite dem Tod entkommen. Bezirksobmann Koland wurde interviewt, seine Stimme klang fest und sicher. Er sagte, die Polizei habe noch immer keine konkrete Spur. Die beiden Autos wurden erwähnt. Dann die Beobachtung, die Agnes Fjelsgård gemacht hatte: ein junger dünner Mann. Das war vorläufig alles, was man hatte. Am Ende forderte der Bezirksobmann alle Einwohner auf, heute Nacht wach zu bleiben. Soweit der Bericht über die Brände in Finsland. Es folgte ein kurzer Beitrag über die Fußballweltmeisterschaft.

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