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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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dieser Homepage steht etwas von ›all night prayer‹ bis drei Uhr nachts und Gottesdiensten von bis zu sechs Stunden, bei denen er zusammen mit seinen Mitarbeitern ›für die Kranken betet‹ – wie es hier heißt. Sie locken die Interessierten auch mit Kaffee, Tee und Kuchen.«
    Ein Ladenbesitzer in der Mimersgade hatte Thor am Ende den entscheidenden Hinweis gegeben. Er war der Einzige im afrikanischen Milieu gewesen, der nicht sofort abweisend reagiert hatte. Und als Thor erneut zu ihm zurückkehrte, erzählte der Mann ihm auch, dass es in Kopenhagen einen afrikanischen Prediger namens Innocent Musoni gab. Anschließend hatte Thor den Namen nur noch googeln müssen, um ihn mit einem Club in der Griffensfeldsgade in Nørrebro in Verbindung zu bringen.
    »Dann sollten wir ihm vielleicht mal einen Besuch abstatten«, schlug Kraus vor.
    Thor nickte.
    »Genau das hatte ich vor«, erwiderte er. »Wir haben Anisas Wohnung auf den Kopf gestellt, das afrikanische Milieu, ihre wenigen Bekannten. Keiner ahnt, wo sie sein könnte. Wenn sie dieser Wunderprediger wirklich kannte, muss er uns erzählen können, wo wir suchen müssen.«
    »Mit Spang-Hansens persönlichem Umfeld kommen wir auch nicht weiter. Sein Bekanntenkreis besteht aus Promis, Journalisten und Medienleuten, und die begnügen sich normalerweise eher damit, einen Rufmord zu begehen. Und die Drohmails stammen von einem achtunddreißigjährigen Laboranten aus Rødovre, der allerdings ein Alibi hat und kleinlaut erklärte, er hätte seine Drohungen nicht ernst gemeint.«
    Thor schüttelte den Kopf.
    »Was auch immer das heißen soll.«
    Kraus rollte zurück zu seinem eigenen Schreibtisch, und Thor warf einen Blick auf sein Telefon. Drei verpasste Anrufe von Linnea. Drei Versuche ihrerseits, ihn zu erreichen, nachdem sie heute Nacht abgehauen war. Es war wahrlich nicht immer leicht mit ihr, und es lag nahe, den Hobbypsychologen zu spielen. Er war sich sicher, dass sie sich menschliche Nähe und ein Familienleben genauso sehr wünschte wie er. Aber aus irgendeinem Grund wagte sie es nicht. Es gelang ihnen nur nicht, darüber zu sprechen. Eigentlich musste er sie anrufen, konnte sich aber gerade nicht überwinden. Er legte das Telefon beiseite, wandte sich wieder dem Computer zu und war aus irgendeinem Grund nicht überrascht, als er Linnea plötzlich im Türrahmen stehen sah. Vielleicht hatte sie auch schon länger dort gestanden und ihn beobachtet.
    »Ist der Politigården plötzlich der Allgemeinheit zugänglich?«, fragte er. »Wer hat dich denn reingelassen?«
    Linnea lächelte müde und kam zu ihm. Sie setzte sich auf den Rand seines Schreibtischs. Er konnte sehen, dass sie müde war. Vielleicht hatte sie in der letzten Nacht genauso wenig geschlafen wie er.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Vielleicht habe ich gestern überreagiert. Ich kann es dir später erklären. Es war nicht deine Schuld. Jedenfalls nicht nur.«
    Er wollte sie fragen, was sie meinte, aber sie unterbrach ihn.
    »Wir besprechen das später. Ich bin hergekommen, weil ich etwas wissen möchte.«
    *
    Draußen war es längst deprimierend dunkel. Die kurze Tagesration an Licht war verbraucht, und Linnea konnte nicht viel mehr als ihr eigenes Spiegelbild erkennen, als sie in Thors Büro durch das hohe Fenster zur Hambrosgade hinaussehen wollte.
    »Ich möchte mehr wissen.«
    Sie drehte sich um und sah Thor direkt an.
    »Ich möchte mehr über Adèle de Clermont-Tonnere wissen. Du musst mit den Franzosen sprechen. Wenn sie diese Frau mehrere Jahre lang beschattet haben, wissen sie, was für eine Verbindung sie zu meinem Vater hatte. Und wenn sie wirklich mit ihm zusammen war, als er starb, wissen sie auch, was in dieser Nacht wirklich passiert ist.«
    Thor zögerte.
    »Ich habe es sogar versucht, aber da war nichts zu machen. Gestern habe ich May Tantawi gebeten, beim DGSE anzufragen, aber wir haben sofort eine Abfuhr bekommen.«
    Linnea wollte protestieren, aber Thor fiel ihr rechtzeitig ins Wort.
    »Also bin ich direkt zu Lange gegangen. Und ich habe erreicht, dass unser Polizeichef, der sich normalerweise nicht gern in solche Belange einmischt, das Nationale Ermittlungscenter auf den Plan gerufen hat. Also eine Anfrage von höchster Instanz. Aber das machte keinen Unterschied. Von Clermont-Tonnere sollten wir uns fernhalten, lautete die Ansage. Und eine höhere Stelle, an die wir uns wenden könnten, gibt es nicht.«
    »Eure Regeln sind mir egal. Es geht um meinen Vater.«
    Linneas Wangen

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