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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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und daneben hatte jemand mit Kugelschreiber » HP + A « vermerkt. Es war nicht die Schrift ihres Vaters: Das A war sehr charakteristisch, fast nur ein Dreieck. Alle drei Fotos stellten den Vater mit derselben Frau dar, beide lächelten und waren deutlich voneinander eingenommen. Sie steckten die Köpfe zusammen, so, wie man es tat, wenn man sich selbst fotografierte.
    Linnea stand auf, ging in der Wohnung auf und ab und versuchte ihre Gedanken zu ordnen: Dass eine junge unbekannte Frau 1986 auf Fotos mit dem Vater auftauchte, musste ja noch nicht heißen, dass sie Adèle de Clermont-Tonnere war. Wer sagte überhaupt, dass das A für Adèle stehen musste? Möglicherweise hatte er zwanzig Jahre vor dem Unfall irgendeine Affäre. Oder konnte es sein, dass sie sich in all den Jahren gesehen hatten?
    Wie viel wusste die Mutter von alldem? So, wie sie sich derzeit aufführte, wusste Linnea nicht, ob es sich lohnte, sie damit zu konfrontieren.
    Sie blieb stehen und versuchte, eine Idee weiterzuspinnen, die ihr nicht aus dem Kopf ging, seit Thor den Stein früher am Abend ins Rollen gebracht hatte. Irgendetwas musste sie bedenken. Etwas Wichtiges. Aber es entglitt ihr immer wieder, also setzte sie sich und suchte weiter in einem Stapel Zettel und Postkarten aus der Kategorie »Diverses«. Wenn diese Frau tatsächlich zwanzig Jahre lang einen Platz im Leben ihres Vaters innegehabt hatte, musste es doch weitere Spuren von ihr geben.
    Auf einer zerknitterten Postkarte fand sie schließlich, was sie suchte. Auf einer Reklame für ein Pariser Café im 14 . Arrondissement war die kryptische Notiz »Adele@« gekritzelt – wieder mit einem Kugelschreiber und wieder mit dem charakteristischen A. Das war eindeutig, denn die Karte war im Jahr 2008 gedruckt worden und musste aus einer Zeit kurz vor dem Tod des Vaters stammen.
    Linnea steckte sich eine letzte Zigarette an. Das war mehr, als sie in diesem Moment fassen konnte: Was hatte es zu bedeuten, wenn es sich wirklich um ein und dieselbe Frau handelte? Dass ihr Vater, der respektierte Diplomat Hans Peter Kirkegaard, ein enges Verhältnis zu einer bekannten Waffenhändlerin hatte. War sein Tod dann tatsächlich ein Unfall?
    »Natürlich!«
    Linnea wurde von ihrer eigenen Stimme überrascht. Das Unglück. Thor hatte gesagt, Adèle de Clermont-Tonnere werde rund um die Uhr beschattet.
    Sie spürte die Wirkung des Weins nicht mehr, in diesem Moment fühlte sie sich vollkommen klar im Kopf. Das musste bedeuten, dass jemand wusste, was in jener Nacht in Paris tatsächlich vorgefallen war. Der Nacht, in der ihr Vater starb.
    *
    »Wir beschäftigen hier keine Zwangsprostituierten, das können Sie glatt vergessen.«
    Thor hatte bewusst nicht auf dem kleinen Ledersofa in dem Büro Platz genommen. Im Grunde hätte er überall sein können. Ein blauer Mayland-Kalender und ein Laptop auf dem Tisch, ein Nacktfoto an der Wand und ein paar Kisten mit ungeöffneten Schnapsflaschen in der einen Ecke. Auch der Mann, der ihm gegenüberstand, hätte jedermann sein können. Ein einfarbiges Hemd, ein gestreifter Pullover mit V-Ausschnitt und eine Brille mit Metallfassung. Ein harmloser, ein wenig langweiliger älterer Geschäftsmann wie so viele andere. Aber Thor wusste, dass Brede einer von Tonnis Gehilfen gewesen war, als dem Alten – gemeinsam mit der jugoslawischen Mafia – halb Vesterbro gehörte. Das Dollhouse war vermutlich noch der legalste Ausläufer von Bredes Imperium. Er hatte den Ruf, unnahbar zu sein, und seine Muskelmänner schützen ihn vor ungebetenen Gästen. Aber genau wie geplant, hatte Thor sich eine Audienz ergattert, in dem er einen der Leibwächter k. o. geschlagen hatte. Jetzt wollte Brede dem Unruhestifter eine Abreibung verpassen. Und Brede wiederum hatte sich die Überraschung nicht lange anmerken lassen, als er sah, dass ausgerechnet Thor in sein Büro geschleppt wurde.
    »Ich weiß nicht, was Sie über diesen Ort denken«, fuhr Brede fort. »Sie können exotische Tänzerinnen sehen, aber nicht mit ihnen Sex haben. So sind die Regeln.«
    »Natürlich nicht, denn der Sex findet in Ihrem Bordell nebenan statt. Sie halten diesen Laden sauber. Abgesehen von den intimen Begegnungen in den VIP -Räumen oder im Champagner Room im Hinterhof. Ich weiß alles über Sie und Ihr Geschäft, also ersparen Sie mir bitte diese Heuchelei.«
    Thor schob das Bild von Anisa zu Brede, der es sofort in die Hand nahm und übertrieben sorgfältig betrachtete.
    »Arbeitet sie für

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