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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Scheichs; er war stets mit zwanzigtausend Pfund in bar in der Tasche herumgelaufen, für den Fall, dass er es spontan benötigte. Wenn er shoppen gehen wollte, wurde er mit einem Privathubschrauber nach London und wieder zurück geflogen. In diesem Elitereservat eignete man sich innerhalb nur eines Schuljahres mehr Kontakte und Wissen an als andere Menschen im Laufe ihres gesamten Berufslebens. Allerdings war es auch eine Einrichtung, deren Erziehung und Mentalität einen zu einem geistigen Krüppel verkommen lassen konnten und die Warwicks Lebensweg nicht nur im Guten geformt hatte, sondern ihn gleichzeitig auch bis heute negativ verfolgte. Nach der absolvierten Gymnasialzeit war er nach Dänemark geflüchtet, voller Abscheu gegenüber dem klassengeprägten, elitären System im schottischen Internat – dieses ewige Mantra, dass man ein ganz anderes Niveau hatte als der übrige Pöbel. In Dänemark erschien ihm die KUA wiederum wie eine träge Massenuniversität, und er hatte sich schleunigst in Cambridge beworben, wo er dank seiner Noten und Empfehlungen aus Gordonstoun problemlos am Trinity College angenommen und später vom MI 6 kontaktiert worden war.
    So gesehen, hatte er eine Bilderbuchkarriere gemacht. Oxbridge, die Universitäten in Oxford und Cambridge, hatten schon immer eine enge Verbindung zum Geheimdienst gehabt. Das Trinity College galt als Kaderschmiede für Spione, und es kursierten sogar Gerüchte darüber, dass die Downing Street mehrere Fellows dort hatte, deren wichtigste Aufgabe es war, geeignete Kandidaten zu rekrutieren. Es geschah auf klassischem Wege: die Einladung in einen Club, gefolgt von einem schrittweisen Heranführen. Im Vergleich zu damals war die Rekrutierung aus dem Universitätsmilieu etwas zurückgegangen. Dem MI 6 war zunehmend bewusst geworden, dass ein Nachrichtendienst das Land repräsentierte, dessen Interessen er schützen sollte, und das konnte man von den Söhnen und Töchtern des Land- und Geldadels in Oxbridge nicht gerade behaupten. Mal ganz davon abgesehen, dass ein erstklassiger Akademiker nicht unbedingt am besten dafür geeignet war, in den afghanischen Bergen Jagd auf die Al-Qaida zu machen.
    Warwick ging weiter zu den alten Wallanlagen und kreuzte noch einige enge Straßen, bis er endlich das Haus erblickte. Er hatte sich etwas Schäbiges im Stil einer abgedankten Gartenhütte vorgestellt, doch dieses Gebäude wirkte eher wie der Traum eines Architekten. Einem Hochglanzmagazin entsprungen. Direkt auf der schneebedeckten Befestigungsmauer lag ein zusammengewürfeltes Haus mit Blick auf die vereisten Wälle. Ein modernes Statement aus schiefen Winkeln und Glas auf einem Fundament aus altem Holz, das geradezu organisch aus dem abfallenden Boden wuchs. Ein Traumhaus. Oder jedenfalls ein Designertraumhaus. Warwick war an einem einsamen Handwerker vorbeigekommen, der in der Kälte am Wegrand saß und einen Joint rauchte, aber davon abgesehen war es menschenleer. In dem Haus brannte allerdings Licht.
    Warwick stutzte. Das war in seinem Plan nicht vorgesehen. Er blieb einen Moment stehen und horchte. Kein Laut. Dann zog er seine Beretta und entsicherte sie. Er hielt die Pistole diskret am Körper und schlich hastig das letzte Stück bis zum Haus.

28
    T hor sah sich um und stellte fest, dass er sich in seiner eigenen Stadt selten so in der Minderheit gefühlt hatte. Im afrikanischen Club in der Griffenfeldsgade fielen er und Kraus unter den ausschließlich schwarzen Männern aller Altersgruppen ziemlich auf. Sie hockten an Tischen oder auf den durchgesessenen Sofas entlang der Wände. Die meisten spielten etwas, rauchten und unterhielten sich lebhaft, andere waren stumm und saßen reglos da. Und niemand beachtete sie in irgendeiner Weise. In einer Ecke sah Thor einen Mann Anfang fünfzig in hellen Jeans und braunem Westernhemd, der quer durch den Raum in ihre Richtung blickte. Thor erkannte Innocent Musoni von den Fotos, die er im Internet gesehen hatte. Er hatte ein längliches Gesicht, das anscheinend immer lächelte – doch dass der Prediger auch groß und durchtrainiert war, überraschte Thor. Das stimmte nicht überein mit seiner Vorstellung eines Faith Healers, der sich dem Heiligen Geist hingeben sollte, anstatt seine Zeit im Fitnessstudio zu verbringen.
    Musoni saß allein am Tisch und deutete auf zwei leere Stühle, als hätte er die beiden Polizisten bereits erwartet.
    »Wir suchen nach einem Mitglied Ihrer Gemeinde«, erklärte Thor, nachdem sie sich

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