Bewahre meinen Traum
Tür hinter sich zu und öffnete den Wäschetrockner. Wie vermutet waren ihre Klamotten noch halb feucht und lauwarm und ganz unangenehm zu tragen, aber das war ihr egal. Sie musste hier so schnell wie möglich raus.
Sie merkte, wie die Wut und der Ärger aus ihr herausströmten, als sie in den Salon zurückkehrte. Ihre Hose und ihr T-Shirt klebten auf höchst unschmeichelhafte Weise an ihrem Körper. Doch Greg bemerkte es entweder nicht oder ihr Aussehen und ihr Gemütszustand waren ihm egal. Unbeeindruckt folgte er ihr nach draußen, über den Rasen und hinunter zum Steg.
„Komm, wir packen das Kajak auf meinen Truck, und ich fahr dich nach Hause.“
„Nein, danke“, sagte sie und zog ihre Weste an. Was für ein Gentleman, der ihre Zukunft in Stücke riss und ihr gleichzeitig eine Mitfahrgelegenheit nach Nirgendwo anbot. In einer wütenden Bewegung ließ sie das Kajak zu Wasser, setzte sich hinein und stieß sich vom Steg ab.
„Nina“, rief er.
Vergiss es, dachte sie. Er kann betteln, so viel er will. Er war auf so viele Arten immer noch der zu hübsche, zu viel Glück habende Kerl, an den sie sich aus ihrer Vergangenheit erinnerte. Sie fragte sich, woran er sich sie betreffend erinnerte. Sicher, es war lange her, aber trotzdem … Ganz sicher hatte die Sache Nina damals mehr bedeutet als Greg, was ihre Wut auf ihn nur noch mehr anfachte.
„Nina.“ Seine Stimme klang jetzt dringlicher. „Es ist mir egal, wie sauer du bist“, sagte er. „Aber ohne das hier wirst du nicht weit kommen.“
Sie schaute zurück und sah ihn mit ihrem Doppelpaddel in der Hand am Dock stehen.
So viel zu ihrem tollen Abgang. Sie beugte sich vor und griff nach dem Paddel. Ihre Finger reichten nicht ganz heran, also lehnte sie sich noch weiter über das Wasser, bis sie das Ruderblatt greifen konnte. Im gleichen Moment zog sie ein wenig daran – natürlich nicht absichtlich. Für den Bruchteil einer Sekunde boten sie sich ein kurzes Zerrspiel, die wütenden Blicke ineinander verhakt. Dann zog sie ein letztes Mal etwas kräftiger. Er wankte einen Augenblick und fiel dann vorwärts ins Wasser, Der Aufprall konnte seinen Fluch nicht ganz übertönen.
„Nett, Greg“, murmelte sie. Dann tauchte sie das Paddel ein und glitt davon.
3. KAPITEL
N ach dem Abendessen am selben Tag saß Greg mit seiner Tochter Daisy über Hunderten von Fotos, die sie für die neue Broschüre, die Website und Anzeigen von dem Inn gemacht hatte. Er beobachtete sie, als sie sich konzentriert mit den Bildern beschäftigte. Sie war in einer kooperativen Stimmung, wie er bemerkte. Ihr Gesicht wurde von dem blassen Licht des Computermonitors erhellt, und sie war vollkommen in ihre Aufgabe vertieft. Sie war so schön, seine Tochter, und mit achtzehn noch so herzerweichend jung.
Er wünschte, er könnte mit jemandem darüber reden, wie es war, sich seinen Weg durch das Minenfeld zu suchen, das die Beziehung zu seiner Tochter momentan war. Seit der Scheidung waren er und Daisy enger zusammengewachsen, auch wenn es anfangs ein Kampf gewesen war. Doch an manchen Tagen fühlte sich ihre Nähe mehr wie ein Waffenstillstand an.
„Wir wäre es mit diesen vier Bildern?“, fragte sie. „Eines für jede Jahreszeit.“
Sie hatte Talent, und das sagte er nicht nur, weil er ihr Vater war. Einige ihrer Arbeiten wurden im Café der örtlichen Bäckerei ausgestellt, in der sie mal gearbeitet hatte, und die Leute kauften die gerahmten, signierten Drucke mit erfreulicher Regelmäßigkeit. Greg hoffte sehr, dass ihr Talent – und ihre Leidenschaft – ihr ein Ziel für die Zukunft boten, etwas, das sie erfüllen und das sie nutzen würde. Sie hatte eine Gabe, ungewöhnliche Blickwinkel oder Perspektiven zu finden, die etwas Normales wie einen Zweig, ein Kissen auf der Fensterbank, einen Steg in etwas Besonderes verwandelten. Sie zog das Detail der Gesamtaufnahme vor und zeigte die Fülle der Natur zum Beispiel in einer einzelnen Rhododendronblüte. Ein zerlesenes Buch neben einer Badewanne mit Klauenfüßen vermittelte ein gewisses Gefühl von Luxus, und eine Panoramaaufnahme des gesamten Anwesens zeigte seine wahre Größe.
„Ich interpretiere das als Ja“, sagte sie auf sein Schweigen.
„Für solche Dinge hast du einfach ein besseres Gespür als ich.“
Sie nickte und benannte die vier Bilder um. „Hast du inzwischen mit Nina Romano über das Inn gesprochen?“
„Ja, heute.“
„Und?“
Er hatte sich wirklich lausig angestellt bei dem Versuch, ihr seine
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