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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Dad.“
    „Sicher, was immer du willst.“ Innerlich wappnete er sich jedoch gegen das, was auch immer jetzt kommen mochte.
    „Der Kurs fängt in ein paar Wochen an, und ich dachte …“ Ihre Stimme verebbte. Daisy stand auf und rieb sich das Kreuz. Als sie sich umdrehte, betonte das hereinfallende Abendlicht die Kugel ihres Bauchs.
    In diesem Moment sah Greg seine Tochter wie durch zersplittertes Glas. Die Illusion, das sie immer noch seine kleine Tochter war, zerfiel in Millionen Stücke. Sogar jetzt, nachdem er monatelang Zeit gehabt hatte, sich an die Vorstellung zu gewöhnen, war er vom Anblick ihrer hochschwangeren Silhouette irgendwie schockiert. Sie war ein ganzes Bündel von Gegensätzen. Die vorzeitige Reife ihres Körpers passte nicht zu ihren immer noch weichen, leicht kindlichen Gesichtszügen. Sie hatte ihre Fingernägel in einem lebhaften Dunkelrot angemalt und trug eine zerrissene Jeans und eine Bluse, die weich über ihren dicken Bauch fiel. Sie war kleines Mädchen, Teenager und erwachsene Frau in einem. Und sie sah ihn mit einem Blick so voller Hilflosigkeit und Vertrauen an, das Greg sich nicht sicher war, ihn verdient zu haben. Sie war sein Kind . Und mit achtunddreißig fühlte er sich noch nicht bereit, Großvater zu werden.
    Hör auf, warnte er sich. Er hatte in dieser Sache keine Wahl. Bedauern und „Was wäre wenn“-Fragen brachten ihn nicht weiter. „Du hast was gedacht?“, hakte er nach.
    „Könntest du mein Coach sein?“, fragte sie. „Für den Geburtsvorbereitungskurs und fürs Krankenhaus?“
    Ihr Coach? Der Mann, der im Kreißsaal ihre Hand hielt? Nein, dachte Greg und unterdrückte eine dunkle Vorahnung. Auf gar keinen Fall. In einer Million Jahren könnte er nicht derjenige sein, der zusah, wie seine Tochter ein Kind bekam.
    „Mein Arzt sagt, es sollte jemand sein, dem ich vertraue und bei dem ich mich sicher fühle.“ Sie hielt inne und biss sich auf die Unterlippe. Er hatte diesen Ausdruck bei ihr über die Jahre schon tausend Mal gesehen. „Und das bist du, oder?“
    „Aber ich … ich bin ein Mann“, sagte er lahm. Ein verängstigter, überforderter Mann, der sich nicht zutraute, im Kreißsaal nicht in Ohnmacht zu fallen oder einen Notfall zu überstehen. Ein Kerl, der sich lieber einer Wurzelbehandlung unterziehen würde, als zuzusehen, wie seine Tochter ein Kind gebar. Das kam ihm auf so vielen Ebenen falsch vor, dass er nicht einmal wusste, wo er anfangen sollte.
    „Was ist mit deiner Mutter?“, fragte er. Wie immer arbeitete sein Mund schneller als sein Gehirn.
    Daisys Gesichtsausdruck fror ein, und auch wenn sie es sicher nicht gerne hören würde, sah sie in diesem Moment aus wie Sophie. Sie hatten beide diese majestätische, vernichtende Ausstrahlung und konnten mit einem Blick dafür sorgen, dass man sich ganz klein fühlte.
    „Was soll mit ihr sein?“, fragte Daisy. „Der Kurs dauert sechs Wochen. Meinst du, sie unterbricht ihr Leben und schlägt für sechs Wochen ihre Zelte in Avalon auf?“
    Sophie lebte in Den Haag, wo sie als Anwältin am Internationalen Strafgerichtshof arbeitete. Sie kam einmal im Monat in die Staaten, um die Kinder zu sehen. Nach der Scheidung hatte Sophie darauf bestanden, dass Daisy und Max bei ihr lebten. Doch beide Kinder waren, immer noch traumatisiert von dem Zusammenbruch ihrer Familie, nach wenigen Wochen zurückgekehrt und hatten verlangt, bei Greg bleiben zu dürfen. Er machte sich nicht vor, dass er das beliebtere Elternteil war. Es war nur so, dass das Leben, das er ihnen hier in den Staaten bieten konnte, besser war für diese beiden verlorenen, verletzten Kinder. Also musste Sophie sich jetzt mit den monatlichen Besuchen und mit Telefonaten und E-Mails zufriedengeben. Die Situation war traurig und unangenehm, und Greg konnte nicht sagen, ob die Kinder ihrer Mutter inzwischen vergeben hatten oder nicht. Er nahm an, sein Job war es, in dieser Situation neutral zu bleiben.
    Daisy machte eine Geste, die das ganze Haus einschloss. „Wird Mom bei uns leben? Oh ja, das würde ihr prima gefallen.“
    „Mir gehört ein Hotel“, sagte Greg. „Wir könnten ihr die Guinevere-Suite geben.“ Wie viele Einrichtungen in Avalon hatte auch das Inn am Willow Lake die Artussage als Thema, und einige Zimmer waren nach Charakteren der alten Legende benannt.
    „Guinevere. War das nicht die, die ihren Mann mit seinem besten Freund betrogen hat?“, fragte Daisy schelmisch.
    „Das ist nie bewiesen worden. Die Franzosen haben das

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