Bewahre meinen Traum
kündigte und durch eigene ersetzte. Nina war damals ins Büro des Bürgermeisters gewechselt und hatte nebenbei ihre Ausbildung zu Ende gemacht. Ihre Erfahrung hatte dann dazu geführt, dass ihr der Posten als Bürgermeisterin angetragen wurde, als der alte Bürgermeister wegen seiner Krankheit nicht mehr arbeitsfähig gewesen war. Ihre Freunde und Familie hatten gedacht, die Politik würde sie auf andere Gedanken bringen, aber sie waren immer wieder zu der Idee eines neuen Inn am Willow Lake zurückgekehrt.
Vernachlässigung und schlechtes Management hatten dazu geführt, dass das Inn Konkurs anmelden musste. Es war ihr als die perfekte Gelegenheit erschienen, ein Risiko einzugehen und etwas ganz Neues anzufangen.
Ihr erster Schritt hatte darin bestanden, Mr Bailey anzusprechen, den Vermögensverwalter der Bank, und ihm den Vorschlag zu machen, das Inn im Namen der Bank wiederzueröffnen, während sie sich um einen kleinen Firmenkredit bewarb. Es hatte wie die perfekte Lösung ausgesehen.
Nun stand sie tropfnass auf dem verblichenen Rosenteppich im Salon und starrte Greg Bellamy an, den neuen Besitzer des Inn.
Komisch, er sah gar nicht aus wie ein Mann, der die Träume anderer Menschen in den Boden stampfte. Er sah aus – mein Gott – wie ein wirklich netter Kerl. Mr Nice Guy mit einem unglaublichen Körper, einem Killerlächeln und Haaren, die sogar klitschnass toll aussahen.
Dennoch hatte sie keine Probleme damit, ihn zu hassen, während er zu einem Schrank eilte und ein paar Handtücher und Bademäntel und Slipper hervorholte. „Du kannst dich abtrocknen und das hier anziehen, ich werfe unsere Sachen schnell in den Trockner.“
Der Mann hat überhaupt keine Ahnung, dachte sie und schnappte sich das Bündel Frottee, um damit in dem nächstgelegenen Gästezimmer zu verschwinden. Der Laurel-Room, wie er früher genannt wurde. Oh, sie erinnerte sich an diesen Raum, an seine wundervollen Schnitzarbeiten und luftigen Decken, an den antiken Waschtisch mit seinem weißen Porzellanwaschbecken. Offensichtlich hatte Greg keine Zeit verloren, das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Die Wände waren himmelblau gestrichen, und an der Decke hing eine neue Lampe. Aus dem Fenster konnte sie Max auf dem Steg seine Angel ins Wasser halten sehen.
Sie versuchte, die Gefühle zu betäuben, die in ihr aufstiegen, während sie sich aus den kalten, klammen Sachen pellte. Der dicke Bademantel fühlte sich auf ihrer kalten Haut wunderbar an, aber sie war nicht in der Stimmung, sich wunderbar zu fühlen. Bitterkeit und Groll erfüllten sie wie ein Gift, und es war schwierig, sich nicht vom Pech verfolgt zu fühlen. Es kam ihr vor, als würde jedes Mal, wenn sie an der Reihe war, etwas passieren, das ihr ihren Traum vor der Nase wegschnappte.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie ihre Entscheidungen aus rein praktischen Erwägungen getroffen. Im Mittelpunkt hatte immer gestanden, was für Sonnet am besten war. Endlich hatte sie einen Punkt erreicht, an dem sie ein Risiko eingehen konnte. Wenn nicht das Inn, dann etwas anderes. Es stimmte, dass es aufgrund von gesetzlichen Auflagen niemals ein weiteres Inn am See geben könnte, aber es gab andere Optionen. Sie könnte Malerin werden, Buchhändlerin, sie könnte für den Triathlon trainieren, einen Hundefriseursalon eröffnen, Busfahrerin sein … tausend Möglichkeiten lagen vor ihr.
Das Problem war, sie wollte das hier. Das Inn am Willow Lake. Nichts anderes. Allerdings wollte sie es zu ihren Bedingungen, nicht zu Greg Bellamys.
Reiß dich zusammen, schalt sie sich und zog den Gürtel des Bademantels enger. Sie hatte ein großartiges Kind, eine liebevolle Familie, die Chance gehabt, als Bürgermeisterin zu dienen. Sie sollte ihre Erfolge zählen und nicht die Misserfolge auflisten.
Doch als sie mit ihrem nassen Bündel Klamotten unter dem Arm in die Lobby zurückkehrte, war sie weit entfernt davon, ruhig zu sein. Sie war immer noch ein brodelnder Kessel weißglühender Wut.
Greg hatte irgendwo eine Malerhose aufgetrieben, zu der er ein etwas zu enges T-Shirt trug. Sein Haar war auf attraktive Weise zerzaust. Die Tatsache, dass er so heiß aussah, ärgerte sie nur noch mehr. Das freundliche, warme Gasfeuer, das er in dem Kamin des Salons entzündet hatte, tat ein Übriges.
„Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind“, sagte er. „Ich habe gehört, dass du von deiner Reise zurück bist. Geht es Sonnet gut?“
„Ja.“ Okay, er war also nett und erkundigte sich
Weitere Kostenlose Bücher