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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Der Gedanke schoss Nina ungefragt durch den Kopf.
    Doch als Sophie sich jetzt umdrehte, um das Brautkleid zu bewundern, musste Nina sie für ihre Haltung bewundern. Sie war freundlich und kühl, wie eine leichte Brise vom See. Die Sonnenbrille ließ gerade genug Licht durch, dass man die Form ihrer Augen erkennen konnte. Langsam nahm sie die Brille ab und schaute sich im Speisesaal um. „Wow“, sagte sie. „Das weckt Erinnerungen.“
    Hier hatte Sophies eigene Hochzeit stattgefunden. Die Zeremonie draußen auf dem Steg und der Empfang und die Feier hier in der Halle. Eine Band hatte dort hinten in der Ecke auf einem Podest gespielt. Und der Bräutigam hatte zu viel getrunken und ein Loch in die Wand geschlagen. Da Nina nicht sicher war, ob Sophie zu ihr sprach, erwiderte sie nichts. Sie war überzeugt, dass Sophie sich nicht an sie erinnerte. Warum sollte sie sich auch an die Aushilfskellnerin erinnern?
    „Olivia, ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich mit einbezogen hast“, sagte Sophie.
    „Aber das ist doch selbstverständlich“, erwiderte Olivia.
    „Ich hatte befürchtet, wegen der Scheidung …“
    „Denk nicht mal daran. Ich fühle mich geehrt, dass du gekommen bist. Und ich bin so begeistert wegen des Babys.“
    „Begeistert.“ Auch was dieses Thema anbelangte, blieb Sophie cool. Ruhig und in Gedanken versunken. Die Frau war eine Eiskönigin. „Ja, natürlich.“
    „Ich gehe jetzt mal besser“, sagte Nina, überzeugt, einen Idioten aus sich zu machen, wenn sie länger bliebe. „Wir sehen uns, Sophie. Olivia, dein Kleid ist wunderschön. Wir sehen uns an deinem großen Tag.“
    Jenny begleitete sie hinaus auf den Parkplatz, wo es sofort aus ihr herausbrach. „Oh. Mein. Gott. Ist diese Frau zu fassen? Wie seltsam war das denn wohl?“
    „Zu seltsam für meinen Geschmack.“ Nina warf einen Blick über ihre Schulter zurück. „Ich denke, ich werde die Hochzeit ausfallen lassen …“
    „Oh nein, das wirst du nicht“, widersprach Jenny. „Schon gar nicht wegen dieser Frau.“
    „Es ist Olivias Tag.“
    „Ja, das ist es, weshalb du hier kein Drama veranstalten wirst, indem du ihre Hochzeit boykottierst.“
    „Das wäre kein Boykott. Ich …“
    „Schluss damit. Du kommst. Und Sophie wird da sein, genau wie Greg, und alles wird gut, weil wir alle erwachsen sind, richtig?“
    „Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war es noch so.“ Nina öffnete die Autotür.
    Jenny hielt sie fest. „Warte“, sagte sie und musterte ihre Freundin. „Du bist ein Wrack.“
    Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. „Ich bin … ich bin es nur einfach nicht gewöhnt, mit so etwas umzugehen.“
    Jenny, die schon immer ein weiches Herz gehabt hatte, zog Nina in eine Umarmung. „Süße, du warst immer so stoisch. Seitdem du mit deinem kleinen Baby in die Highschool gegangen bist. Es ist okay, ab und zu mal verletzlich zu sein.“
    Nina trat zurück und nickte. „Das ist einfacher gesagt als getan. Im Lauf der Jahre habe ich mich so daran gewöhnt, auf mich allein gestellt zu sein, dass ich einfach nicht weiß, wie man es anders macht. Weißt du, ich schaue zurück und frage mich, ob ich etwas bereue. Ich sage mir, nein. Wenn man in der Situation ist, in der ich war, fühlt man sich immer wie auf dem Präsentierteller. Manche Leute verunglimpfen dich, aber andere bewundern dich dafür, dass du Verantwortung übernimmst, Opfer bringst. Man gibt Dinge auf wie Bildung und Karrierechancen, und vielleicht auch ein wenig Privatsphäre. Aber das zerstört dich nicht. Es gibt nur eine Sache, die dich zerstört – dass man die Liebe verpasst, die alles anders macht, die Art von Liebe, die dich von den Füßen fegt und die nur zu ganz bestimmten Zeiten in dein Leben tritt. Und wenn man ein Kind hat und darum kämpft, alles irgendwie hinzukriegen, verpasst man diese besonderen Momente – sie vergehen, und man weiß gar nicht, was einem entgangen ist. Und ich dachte, diese Gelegenheiten wären für mich vorbei, dass ich sie in meinen Zwanzigern irgendwann hinter mir gelassen habe. Deshalb ist Greg so eine Überraschung für mich. Ich habe jetzt Gefühle, die ich niemals zuvor kannte. Für andere mag das alter Kram sein, aber für mich ist es brandneu. Deshalb habe ich solche Angst.“
    Nun weinten sie beide. Nina holte eine Packung Taschentücher aus ihrem Auto und bot sie Jenny an. „Und wenn du ein Wort davon deiner Schwester gegenüber erwähnst …“
    „Das würde ich niemals tun. Ich will für dich nur,

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