Bewahre meinen Traum
was ich mir schon immer für dich gewünscht habe“, sagte Jenny. „Rede dir das nicht aus, Nina. Nur weil es kompliziert ist, heißt das nicht, dass es für dich nicht das Richtige ist.“
24. KAPITEL
G reg bog auf den Parkplatz des Krankenhausanbaus ein, fand einen freien Platz und wandte sich an Daisy. „So“, sagte er. „Der letzte Kurs vor dem großen Ereignis.“
Sie nickte, schien aber abgelenkt zu sein, als sie sich aus dem Auto hievte. Greg vermutete, dass es daran lag, dass ihre Mutter gefragt hatte, ob sie sie heute begleiten dürfe. Sophie hatte versprochen, dabei zu sein, wenn das Baby kam, und um das zu dürfen, musste sie mindestens eine Kursstunde mitmachen. Sophie stieg aus dem Fond des Wagens, und Greg sah Angst in ihren Augen aufflackern. Willkommen in meiner Welt, dachte er. Zum Teufel, er fühlte die gleiche Furcht, fühlte sie jeden einzelnen Tag. Aber er wusste, dass ihr auszuweichen sie nicht verschwinden lassen würde.
Als die drei zusammen den Anbau des Krankenhauses betraten, fühlte er sich seltsam losgelöst von allem. Er hatte nicht gewusst, wie es sein würde, wenn Sophie käme. Er hatte sich gegen einen Ansturm schmerzhafter Gefühle gewappnet, die Art Schmerz, die sich bis auf die Seele durchbrannte. Denn so hatte er sich in dem letzten Jahr vor der Scheidung gefühlt, als ihnen beiden klar wurde, dass ihre Ehe vorüber war. Indes der Schmerz kam nicht. Er stellte fest, dass er Sophie anschauen konnte und einen Menschen sah, den er einst geliebt hatte, aber nun nicht mehr. Als Mutter seiner Kinder gehörten ihr ganze Kapitel seines Lebens, aber er selber gehörte ihr nicht. Sie kannten einander wie niemanden sonst, und das war auch in Ordnung. Er war nicht länger nur der Kinder wegen höflich zu ihr, sondern weil er sich weiterentwickelt hatte.
Wann das passiert war, konnte er nicht genau sagen. Er nahm an, es war ein schleichender Prozess gewesen, herauszufinden, wer er war, wenn er nicht mehr Teil eines Paares war. Und in letzter Zeit war er natürlich auch noch von etwas wesentlich Erfreulicherem abgelenkt worden – Nina.
„Du siehst sehr zufrieden mit dir aus“, merkte Daisy an, als sie hineingingen.
„Wirklich?“ Greg hatte gar nicht bemerkt, dass er lächelte.
„Ich schätze, du bist ziemlich froh, dass das hier bald vorüber ist“, sagte Daisy und bot ihm damit eine perfekte Ausrede.
„Ach, ich freue mich einfach auf den nächsten Schritt“, log er und hielt die Tür für Daisy und ihre Mutter auf. Der Gedanke ernüchterte ihn allerdings sofort, auch wenn sein Kopf immer noch bei Nina weilte. Seine Gefühle für sie waren nicht über Nacht explodiert. Sie waren seit langer Zeit gewachsen, aber an einem dunklen, unbekannten Ort. Nachdem er sie dann aber mal entfesselt hatte, waren sie wie eine Macht außerhalb seiner Kontrolle, wie ein Waldbrand, eine Obsession.
Er dachte die ganze Zeit an sie, sogar jetzt, während er mit seiner Exfrau und seiner schwangeren Tochter auf Gymnastikmatten zuging, die vor der Videoleinwand auf dem Boden lagen.
Konzentrier dich, Greg, ermahnte er sich. Hier ging es um Daisy. Er stellte Sophie der Kursleiterin Barbara Machesky vor. Auf den ersten Blick war Barbara die typische sich ihr Müsli selber mischende, Birkenstock tragende New-Age-Hebamme – zumindest vermittelte sie diesen Eindruck. Später lernten die Schüler dann ihre sachliche, an einen Drillsergeanten gemahnende Art kennen. Trotzdem, der Unterschied zwischen ihr und Sophie in ihrem europäischen Designeroutfit und den sorgfältig blondierten Haaren war beinahe komisch, und Greg spürte, wie Sophie sich eine Meinung über Barbara bildete.
Er erinnerte sich daran, dass seine Ex die Angewohnheit hatte, andere Menschen abzuschätzen und mit der Schnelligkeit einer fallenden Guillotine ein Urteil über sie zu fällen. Ihm gefiel es immer am besten, wenn sie danebenlag, so wie jetzt mit Barbara. „Daisy hat mir erzählt, dass sie so viel von Ihnen gelernt hat“, sagte Sophie in dem Tonfall, den sie bei ungenügenden Lehrern und Haushaltshilfen einzusetzen pflegte.
„Was Sie nicht sagen“, erwiderte Barbara. Die Herablassung war ihr offensichtlich nicht entgangen. Ihre Schüler, Greg eingeschlossen, waren ihr vollkommen ergeben. Sie schaffte es, in allen von ihnen Selbstvertrauen zu wecken – von dem Immigrantenpärchen aus Korea bis zu Daisy, die die Jüngste in dem Kurs war. „Setzt euch bitte alle. Wir sind heute ein Paar weniger. Randy und Gretchen
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