Bewahre meinen Traum
überlassen würde.
Doch das war nie infrage gekommen. Der Familienberater hatte sie ermutigt, auch eine Adoption ins Auge zu fassen, ruhig auch innerhalb der Familie. Daisy hatte sich mit dem Gedanken spielerisch für ungefähr, sagen wir, zehn Sekunden beschäftigt, bevor sie entschied, dass das nicht funktionieren würde. Es war eine der wenigen Entscheidungen, die ihr in all dem leicht gefallen war. Ganz am Anfang hatte sie auch darüber nachgedacht, die Schwangerschaft abzubrechen, aber das hatte sie nicht übers Herz gebracht. Und nachdem sie sich einmal entschlossen hatte, das Baby zu behalten, war sie auch entschlossen, es wirklich zu behalten.
Sie wünschte, sie würde eine unanfechtbar feste Überzeugung haben, was ihre eigene Zukunft anging. Ein so starkes Gefühl, das wie Musik in ihrem Kopf spielte, so wie es den Mädchen in den Fernsehfilmen immer ging. Aber das Glück hatte sie nicht. Sicher, sie hatte die Entscheidung getroffen und würde dabei bleiben, aber das heiß nicht, dass sie wusste, was zum Teufel sie da eigentlich machte.
Sie hatte versucht, einen Weg zu finden ihren Eltern mitzuteilen, dass Logan O’Donnell sich geweigert hatte, auf seine elterlichen Rechte zu verzichten. Er war aus dem Nichts bei ihr aufgetaucht, und seine Reaktion auf ihren Brief war total unerwartet gewesen. Er weigerte sich nicht nur, ihre Bedingungen zu akzeptieren, sondern stellte auch noch eigene auf. Die Daisy natürlich nicht einmal in Erwägung ziehen würde. Also hatten sie eine Pattsituation, und Daisy wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war noch nicht bereit, das mit ihren Eltern zu besprechen.
Aber es gab ein anderes Thema, das sie mit den beiden bereden musste. Ihre Zukunft. Doch auch das schob sie vor sich her, sicher, dass ihr Dad ausflippen würde, wenn er hörte, was sie vorhatte.
Ihre Mom hielt einen Matrosenanzug in Puppengröße hoch. „Was meinst du dazu?“
„Wie süß.“ Vielleicht waren es die Hormone, aber der Anblick von Babykleidung ließ Daisy innerlich ganz weich und schmalzig werden.
„Also gefällt dir das maritime Thema?“, fragte ihre Mom.
„Klar.“
Ihr Dad guckte sich Mobiles zum über die Krippe hängen an und schien sich mehr auf das Golfthema eingeschossen zu haben. Die Spannung zwischen ihren Eltern summte in der Luft wie ein herannahendes Gewitter. Daisy fühlte sich zwischen ihnen wie eine dieser Puppen mit Gummiarmen, die man für Zerrspiele benutzte. Warum hatte sie nur gedacht, hierherzukommen wäre eine gute Idee?
Weil die beiden – verheiratet oder nicht – ihre Eltern waren. Sie waren Emiles Großeltern. Und sollten sich besser langsam an den Gedanken gewöhnen.
25. KAPITEL
E s war der Abend vor Olivias Hochzeit, und Nina war ganz schwindelig vor Glück, weil Sonnet endlich zu Hause war. Gemeinsam mit ihr und Daisy saß Nina auf der Terrasse des Bootshauses, trank Eistee und genoss den milden Abend. Die Hitzewelle war etwas abgeebbt – eine kleine Gnade, die Nina nicht mehr für selbstverständlich nahm. Sie hatte sich gefragt, ob die glühende Hitze etwas mit ihren vollkommen verrückten Gefühlen für Greg zu tun hatte. Doch jetzt, wo die Temperaturen etwas gefallen waren, merkte sie, dass das Wetter keinen Einfluss hatte. Sie war immer noch verrückt nach ihm. Sie hatte so lange versucht, es zu leugnen, hatte versucht zu verhindern, sich an einen Mann zu binden, dessen Leben so kompliziert war.
Das Problem war jedoch, dass Nina die Komplikationen gefielen.
Ganz bewusst lenkte sie ihre Gedanken auf ihre Tochter. Sie musste mit Sonnet darüber sprechen, und zwar bald. Erst jedoch musste sie überlegen, was genau sie ihr sagen wollte.
Im Moment war sie einfach nur zufrieden damit, ihren Eistee zu trinken und die beiden Mädchen zu beobachten. Sie waren beste Freundinnen und erinnerten Nina an sich selbst und Jenny Majesky vor vielen Jahren; zwei junge Frauen, die einander liebten und vertrauten. Sonnet lag ausgestreckt auf der Sonnenliege. Sie litt noch unter Jetlag und hatte Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. Jedes der Mädchen stand vor einem großen Einschnitt in ihrem Leben. Sonnet würde mit dem College anfangen, Daisy ein Kind bekommen. Beide strahlten eine Mischung aus Jugend, Torheit, Angst und Aufgeregtheit aus. Teenager, dachte Nina, waren die „Rain Mans“ der menschlichen Rasse. In einigen Dingen so klug und in anderen komplett ahnungslos.
„Wie auch immer“, sagte Daisy gerade. „Ich kann es kaum erwarten, dass du ihn
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