Bewahre meinen Traum
Haaren, einer perfekten Haltung und einem liebevollen Lächeln für seinen jüngsten Enkelsohn. „Da sag noch mal einer, ich wäre zu nichts mehr nutz.“
„Das ist doch vollkommen sinnlos“, sagte Max. „Was ist denn mit normalen Knöpfen nicht in Ordnung? Oder mit einem Reißverschluss? Ja, das wär’s doch. Ein Hemd mit einem Reißverschluss.“
„Junger Mann, du solltest wissen, dass es sich hier um Dunhill-Perlmutt-Schmuckknöpfe von der gleichen Art handelt, wie sie zu meiner Hochzeit getragen wurden. Das war vor einundfünfzig Jahren genau hier im Camp Kioga.“ Mit flinken Fingern, die sein Alter Lügen straften, befestigte Gregs Vater die Knöpfe an Max’ Hemd. „Erzähl mal“, sagte er. „Wie war dein Sommer bisher?“
Max zuckte mit eleganter Lässigkeit die Schultern. „Okay.“
„Nur okay?“
„Ich habe einen Job bei den Hornets“, sagte er und taute langsam auf. „Das ist viel besser als nur okay.“
„Das würde ich wohl auch sagen. Du bist ein Glückspilz, dass du für ein professionelles Baseballteam arbeiten darfst.“
„Und ob. Nina hat mir den Job verschafft. Nina Romano – sie ist toll.“
Was du nicht sagst, dachte Greg. Er hatte sie in den letzten Tagen nicht so viel gesehen, wie es ihm lieb gewesen wäre, was kein Wunder war, mit Sonnet und Sophie in der Stadt und der kurz bevorstehenden Hochzeit. Das Inn war komplett ausgebucht, ein Großteil davon waren Hochzeitsgäste. Sie hatten so viel zu tun, dass er tagsüber nicht ausreichend Zeit gefunden hatte, sich mit Nina davonzustehlen. Wenn er alle Zeit der Welt hätte, würde er sie mit ihr verbringen – mir ihr reden und lachen und Liebe machen. Verliebt sein.
Max hielt eine silberne Fliege auf Armlänge von sich. „Wie wär’s, wenn wir die einfach weglassen?“
„Da träumst du wohl von“, sagte Greg.
Charles stellte bereits den gestärkten Kragen von Max’ Hemd auf. „Achtung“, sagte er. „Jetzt kommt’s.“
„Das ist so schwul“, sagte Max.
Greg lachte. „Glaubst du, damit kommst du in dieser Familie durch?“
„Die Schuhe drücken.“ Er scharrte mit den Füßen, die in glänzenden Lackschuhen steckten.
„Damit auch nicht.“
„Ich verstehe nicht, warum es so eine große Sache ist, zu heiraten“, murmelte Max. „Die meisten Ehen werden ja doch wieder geschieden.“
Greg wusste, dass Max nur eine Reaktion provozieren wollte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für eine große Familiendiskussion. „Nette Einstellung, Kumpel.“
„Stimmt doch“, erwiderte Max.
Greg spürte, dass sein Vater ihn beobachtete, sie beide beobachtete. Seinen Eltern von der Scheidung zu erzählen war fast genauso schlimm gewesen, wie es den Kindern zu beizubringen. Er hatte sich an dem Tag wie der größte Versager gefühlt und sich so unglaublich geschämt. Sie hatten ihm alle ihre Unterstützung angeboten, aber letztlich fühlte Greg sich verantwortlich dafür, dass die Liebe in seiner Ehe unrettbar versandet war.
Er nahm seinem Vater die seidene Fliege aus der Hand und legte sie so um Max’ Hals, dass sie sich in die Augen sehen konnten. „Schau mal, Kumpel. Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Menschen verlieben sich, und manchmal hält es für immer, wie bei Nana und Grandpa. Manchmal verändern sich die Gefühle aber auch, so wie bei deiner Mom und mir. Das ist aber kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Und darum geht es bei einer Hochzeit. Sich zu lieben und sein Bestes zu geben, damit es funktioniert. Das ist es, was wir Olivia und Connor wünschen, und deshalb schließen wir unsere Hemden mit diesen seltsamen Knöpfen und tragen seidene Fliegen.“
„Häh?“
Greg unterdrückte ein Lachen. „Halt einfach still, damit ich das hier fertigmachen kann.“ Nachdem er die Fliege gebunden hatte, trat er einen Schritt zurück und verspürte einen Anflug von Stolz. „Guck dir meinen Jungen an, Dad. Sieht er nicht einfach großartig aus?“
Und das tat er. Max’ Haare waren von einer seiner Cousinen frisiert worden, und sein Gesicht blitzte wie frisch geschrubbt. Im Laufe des vergangenen Jahres war er groß und stark geworden, und man sah, dass er an der Schwelle zum Mannsein stand.
„Kann ich jetzt nach draußen gehen?“, fragte er.
„Mach dich nicht schmutzig.“ Greg und sein Vater tauschten einen Blick.
„Wann werde ich denn diese ‚tolle‘ Nina Romano kennenlernen?“, fragte Charles.
„Sie wird sowohl bei der Hochzeit als auch bei der Feier dabei sein.“
„Wer?“,
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