Bewahre meinen Traum
geworden, der einzige Grund, warum ich blieb, ist, dass ich dachte, ich müsste für dich und Max da sein. Aber ich muss gehen, Dad. Für mich.“ Sie ging zu ihrer Mutter und umarmte sie. Dann umarmte sie Greg. „Nun, das wollte ich euch sagen. Damit ihr es wisst. Wir sehen uns nach der Trauung, ja?“
Nachdem sie gegangen war, wandte Greg sich an Sophie. Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Bevor du irgendwas sagst, sollst du wissen, dass ich nichts damit zu tun habe. Überhaupt nichts.“
„Ich weiß“, sagte er. Er dachte an Nina und spürte, wie die Verärgerung langsam ihn ihm hochkochte.
Sophie hob die Augenbrauen. „Wie, du meinst, ich bin nicht an allem Schuld?“
„Soph.“
„Dann machen wir ja tatsächlich Fortschritte. Und vielleicht zerschlägt sich das ja auch alles noch“, fügte sie hinzu. „Wir sollten uns keine Sorgen machen, bis es etwas gibt, worüber man sich sorgen kann.“
Doch der Fall war bereits eingetreten. Er musste sich Sorgen machen. Denn ihre Tochter war schon immer so gewesen. Sie hatte stets alles so lange für sich behalten, bis sie wusste, wie ihr nächster Schritt aussehen würde. Daisy hätte das Thema niemals angeschnitten, wenn sie sich ihrer Sache nicht hundertprozentig sicher wäre.
26. KAPITEL
A ls sie auf dem Weg zur Hochzeit auf der Uferstraße des Sees entlangfuhren, versuchte Nina, ihre Nervosität zu verbergen. Zwei Mal ertappte sie sich dabei, wie sie die Hand hob, um mit einer Haarsträhne zu spielen.
Sonnet, die schon immer ein unglaubliches Gespür für die Stimmungen ihrer Mutter gehabt hatte, warf ihr vom Fahrersitz aus einen Blick zu. „Entspann dich, Mom. Ich habe während meines Aufenthalts in Belgien nicht verlernt, Auto zu fahren.“
Nina war erleichtert, dass Sonnet den Grund für ihre Nervosität falsch einschätzte. „Ich weiß, aber man rostet ein, wenn man lange nicht gefahren ist. Deshalb wollte ich ja auch, dass du fährst. Um dich wieder daran zu gewöhnen. Mit Übung geht doch alles besser.“
„Dad hat mich auf der Basis mit einem Mobylette herumfahren lassen“, sagte Sonnet. „Das ist so eine Art Motorrad, aber mit einem winzigen Motor, sodass man nicht wirklich schnell fahren kann.“
Nina gefror das Blut in den Adern. „Davon hast du mir gar nichts erzählt.“
„Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“
„So etwas solltest du nicht tun“, sagte Nina. „Du solltest mir nicht Dinge verschweigen, nur um mir die Sorgen zu ersparen.“
„Mom. Das tust du mit mir andauernd. Und zwar schon seit immer.“
Und in diesem Moment erkannte Nina, dass Sonnet sie auf eine Art verstand, die sie sich niemals vorgestellt hatte. Niemand liebte sie so wie Sonnet.
„Sag mal ehrlich, wie war es, Teil einer Familie mit zwei Elternteilen zu sein?“
„Ganz gut. Interessant.“
„Inwiefern?“
„Ich habe noch nie eine Ehe aus der Nähe gesehen. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas wirklich funktioniert.“
„Und wie findest du es?“
„Dad und Angela … sie sind gut zusammen. Nicht perfekt, aber sie kümmern sich umeinander.“
Sonnets wehmütiger Ton berührte Nina. „Genau das wünsche ich mir für dich eines Tages.“ Sie wollte, dass ihre Tochter lernte, wie Menschen einander lieben und, ja, auch wie sie einander wehtun konnten. Sie wollte, dass Sonnet herausfand, wie man das alles überlebte und trotzdem noch nach fünfzig Jahren die Hand des gleichen Mannes hielt.
Die Abzweigung zum Camp Kioga war mit einem Strauß perlweißer Luftballons markiert. „Und ich wünsche mir das für dich, Mom.“
Nina wurde schon wieder von Gefühlen übermannt. Diese Sache mit Greg drohte sie in einen ständig tropfenden Wasserhahn zu verwandeln. Sie schaute aus dem Fenster, um ihre Reaktion zu verbergen. Als der tiefe, schattige Wald an ihnen vorbeiflackerte, atmete sie tief ein, blinzelte einmal schnell und versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen.
„Mom?“, fragte Sonnet.
„Das ist süß von dir“, sagte Nina.
Sie waren ein wenig zu früh für die Trauung. Camp Kioga war für den Anlass wunderschön hergerichtet worden, und der Parkplatz war voll. Die Leute hatten lange darauf gewartet, dass Olivia und Connor heirateten, und es wurden viele Gäste erwartet.
Nina schaute sich suchend nach Greg um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Sie hatte letzte Nacht nicht sonderlich gut geschlafen, weil sie sich die ganze Zeit überlegt hatte, was sie zu ihm sagen würde. Er schien überzeugt, dass
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