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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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benahm. Das war ein Anfang, von dem aus er alles Weitere lernen würde.
    „Hey“, sagte er und betrat die Schlafbaracke. Im Inneren war ein ganzer Frauenkosmos explodiert – Kleidersäcke und Bouquets, Seidenbänder, Haarspraydosen und allerlei Töpfe und Tiegel zum Cremen und Lacken und Anmalen.
    Sophie war allein. Sie trug ein ärmelloses hellblaues Kleid und bügelte gerade eine dazu passende Jacke. Sie war immer eine Meisterin am Bügeleisen gewesen. Mit effizienter Kompetenz schaffte sie es, jede Falte aus jedem Stoff herauszubügeln, sodass das Kleidungsstück danach wie neu aussah.
    Greg dachte an Nina, die vermutlich noch nie in ihrem Leben irgendetwas gebügelt hatte – und es vermutlich auch niemals tun würde.
    Er fuhr mit dem Finger in seinen Kragen und fragte sich, welche Etikette wohl in dieser Situation angemessen war. Schuldete er Sophie eine Erklärung? Er stand da und beobachtete sie, eine Fremde, die er mit versengender Intimität kannte. Sie kannte ihn genauso gut. Das hatte sie vermutlich schon immer. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er ihr erzählt hatte, dass er seine Firma verkaufen und von Manhattan nach Avalon ziehen würde.
    „Natürlich tust du das“, war alles, was sie gesagt hatte, und doch enthielten diese vier Worte eine ganze Welt des Verstehens. Jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel Greg auf, dass diese vier Worte das offizielle Ende ihrer Ehe verkündet hatten.
    Sophies Reaktion auf die Scheidung war eine andere gewesen. Irgendetwas in ihr drängte sie, wegzulaufen. Zu fliehen. Schnell und weit, sich unter Fremden zu verstecken. Vielleicht hatte sie sich neu erfunden, ihnen eine ganz andere Seite von sich gezeigt. Er wusste es nicht. Es ging ihn auch nichts an. Solange er Sophie kannte, war sie vor Ärger und Schmerz davongelaufen. Nachdem sie auf dem College Schluss gemacht hatten, war sie zum Studium nach Japan gegangen – und keiner von ihnen hatte gewusst, dass sie zu dem Zeitpunkt bereits mit Daisy schwanger war.
    Und so setzte sich das Muster fort. Wenn es um ihr persönliches Leben ging, wich Sophie dem Ärger nicht aus, sondern floh.
    „Brauchst du was, Greg?“, fragte sie.
    „Ich wollte nur sichergehen, dass bei dir alles in Ordnung ist.“
    Sie fuhr mit dem Bügeleisen über die Jacke. „Warum um alles in der Welt kommst du nur auf so eine Idee?“
    „Weil es mich interessiert. Der Kinder wegen, Sophie, und wegen dem, was wir füreinander mal waren. Es … es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht. Kann ich was für dich tun?“
    Sie lächelte. „Nein, danke. Du hast bereits genug getan.“
    „Hey Mom, Dad, kann ich kurz mit euch reden?“ Daisy machte einen zögerlichen Schritt in den Raum.
    Sie sah in diesem Moment so fürchterlich jung aus, das Haar auf Papilloten gedreht, wie ein Kind, das sich verkleidet hat. Nur dass sie nicht spielte. Alles war echt. Für immer. „Okay, es dauert vielleicht ein bisschen länger als eine Minute“, fügte sie hinzu. „Und es ist vermutlich nicht das beste Timing, aber es ist nicht leicht, euch beide mal zusammen zu erwischen.“
    Er und Sophie hatten es ihr auch nicht leicht gemacht. Sie waren inzwischen Meister darin, einander aus dem Weg zu gehen.
    Daisy schaute von ihm zu Sophie, dann wieder zu ihm. „Erst mal möchte ich euch beiden danken. Ich habe das bisher noch gar nicht richtig getan – einfach danke. Für alles, was ihr mir mein ganzes Leben über gegeben habt, und dafür, dass ihr so toll seid, was das Baby angeht. Danke. Ich hätte mir nicht mehr wünschen können.“
    Greg warf einen Blick zu Sophie. Daisy hatte schon lange nicht mehr freundlich zu ihrer Mutter gesprochen. Sophie blinzelte die Tränen weg, doch ansonsten blieb ihr Gesicht eine perfekte Maske.
    „Liebes, du weißt, dass wir alles für dich tun würden“, sagte er.
    Sie nickte. „Ich muss dir was sagen, Dad. Ich weiß, du dachtest, ich würde hier bleiben und bei dir im Inn arbeiten. Aber ich habe viel darüber nachgedacht und mich entschlossen, etwas anderes zu machen.“
    Greg spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er musste sich auf die Innenseite seiner Wange beißen, um sich von einer vorschnellen Reaktion zurückzuhalten.
    Sophie sagte nichts.
    „Wusstest du was davon?“, wollte er wissen.
    „Wage es nicht, mich zu beschuldigen …“
    „Hört auf“, fuhr Daisy dazwischen. „Könntet ihr beide nur ein Mal mir zuhören, anstatt euch zu streiten?“
    Greg biss die Zähne zusammen und verfiel in Schweigen, wobei er

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