Bewahre meinen Traum
Sportmannschaft. „Also“, versuchte er sich an einem scherzhaften Ton. „Halt dich von Schwierigkeiten fern und hab ein schönes Leben. Ich denke nicht, dass sich das gegenseitig ausschließt.“
Sie ließ sich von seinem schwachen Versuch, die Stimmung aufzuhellen, nicht täuschen. Genau wie er schien sie zu verstehen, dass auf der Fahrt in die Stadt etwas passiert war. Etwas Geheimnisvolles und Wichtiges und Unmögliches. Sie schaute ihn unverwandt an, und er hatte das Gefühl, zu ertrinken. Er wünschte, er wüsste nichts über sie. Nicht ihr Alter, nicht ihren Nachnamen oder die Tatsache, dass sie weinte, als er ihr sagte, sie müsse sich selber respektieren.
Er war froh, dass das Fahrrad zwischen ihnen stand, denn ansonsten hätte er sich vielleicht genauso dumm benommen wie der Kadett namens Laurence Jeffries. So attraktiv war sie. Und nein, sie sah nicht aus wie gerade erst fünfzehn.
Ein extrem wissendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Was denkst du gerade, Greg?“
„Wenn du älter wärst, könnte hieraus … was werden.“ Es platzte einfach so aus ihm heraus. Keine Gedanken, nur Wörter. Mädchen wie Nina Romano waren offensichtlich die Hauptursache für Gehirnschäden bei Jungen.
„Eines nahen Tages werde ich älter sein.“ In ihrer Stimme lag ein Versprechen.
„Dann wird es vielleicht eines Tages zu etwas werden.“
Sie lachte leise. „Klar. Weil du natürlich auf mich warten wirst.“
„Das kann man nie wissen.“ Greg überließ ihr das Fahrrad, stieg ins Auto und legte einen Gang ein. Sie stand einfach nur da und sah so wunderschön aus, dass seine Augen bei ihrem Anblick schmerzten. Sag nichts, ermahnte er sich. Es funktioniert nicht. Er schenkte ihr sein Herz in seinem Lächeln. „Ich könnte dich überraschen.“
3. TEIL
Heute
Seit 2005 ist Avalon die Heimat eines eigenen, unabhängigen Baseballteams, den Hornets, Mitglied der Can-Am League. Unabhängige Baseballligen sind bekannt für die hohe Qualität ihres Spiels und den harten Wettbewerb. Ein Baseballspiel an einem warmen, klaren Abend ist eine der Hauptfreuden des Sommers. Eintrittskarten sind für sechs Dollar beim Concierge des Inn zu erwerben. Im Baseball wie im Leben bringt jeder Tag eine neue Gelegenheit.
6. KAPITEL
G reg bog gerade auf den Parkplatz des Baseballfeldes, als das Little League Training zum Ende kam. Aus der Ferne gesehen war es eine idyllische Szene. Die umgebenden Wälder erstreckten sich über die sanft ansteigenden Hügel, das goldene Licht des späten Nachmittags fiel schräg auf das grüne, diamantförmige Spielfeld, auf dem lachende Kinder sich laut rufend unterhielten, während sie ihre Sachen zusammensuchten. Greg fragte sich, ob irgendetwas so gut war, wie es aussah, oder ob das reines Wunschdenken war. Dann erblickte er Max, der alleine auf der Spielerbank saß. Großartig, dachte er. Sein Kind war wieder auf die Bank geschickt worden.
Es gab keine fürchterlichere Tortur, als die Gefühle des eigenen Kindes verletzt zu sehen. Es war eine Tortur, weil Greg sich so hilflos fühlte. Es war nicht die Art Schmerz, die man mit einer Eiskompresse oder einem Pflaster heilen konnte. Diese Verletzung war unsichtbar, vor allem wenn es um Max ging, der dazu neigte, alles in sich hineinzufressen.
Greg saß noch eine Minute im Truck und versuchte sich davon abzubringen, sich einzumischen. Sich mit dem Trainer anzulegen wäre für Max keine Hilfe. Der Junge musste lernen, seine eigenen Schlachten zu schlagen, und nach allem, was Greg wusste, hatte Max sich die Auszeit selbst gewählt. Oder schlimmer noch, er saß da, weil wieder einmal sein Temperament mit ihm durchgegangen war. Das wäre nicht das erste Mal.
Irgendwie hatte Max bei der Scheidung und dem darum entstandenen Drama den Kürzeren gezogen. Das ging los mit dem Umzug aus der Stadt, Sophies Job in Europa, Daisys Schwangerschaft. Max war von dem Strudel einfach mitgerissen worden und hatte sich mit einer Leichtigkeit in der neuen Schule und der neuen Stadt eingewöhnt, die seine wahren Gefühle komplett verbarg. Gefühle, die er weder mit Greg noch mit Sophie oder seinem Therapeuten besprechen wollte. Ab und zu flippte er dann aus und gewährte Greg einen Blick auf die Wut, die in ihm tobte und die er nicht immer beherrschte. Greg hatte gedacht, Mitglied einer Sportmannschaft zu sein wäre das richtige Ventil für Max. Sein Sohn war schon immer sehr körperlich gewesen, ein guter Athlet, im Winter verrückt nach Eishockey und im
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