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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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hatte, verspürte er auch einen leichten Anflug von Eifersucht, der ihn beschämte. Dieses Mädchen bedeutete nur Ärger. Er wusste nicht, wieso er ihr gegenüber solche Beschützerinstinkte entwickelte. Sie war einfach noch so jung, so dumm. Jemand musste doch ein Auge auf sie haben.
    Jetzt steckte er jedoch in einem Dilemma. Sie in die Stadt zu fahren würde zehn Minuten dauern. Der Rückweg zum Country Club weitere zehn. Seine Eltern würden sich fragen, wo er nur abgeblieben war. Er könnte Nina befehlen, hier zu warten, während er nach drinnen ging und die Situation erklärte, aber er wusste, dass sie die Chance nutzen und flüchten würde. Er würde es riskieren müssen, seine Eltern zu verstimmen, denn dieses minderjährige Mädchen davon abzuhalten, nachts allein durch die Gegend zu radeln, war wichtiger.
    Er legte ihr Fahrrad in den Kofferraum seines Wagens und hielt Nina dann die Beifahrertür auf. „Steig ein.“
    „Ich mach den ganzen Sitz nass. Das könnte die Polster ruinieren.“
    „Mach dir keine Sorgen um den Sitz. Steig einfach ein.“
    Nina zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, euch Bellamys ist es egal, wenn etwas kaputtgeht.“
    Die Abneigung in ihrer Stimme verwunderte Greg. „Uns Bellamys? Du kennst meine Familie also gut?“
    Sie schnaubte. „Ich kenne euren Schlag. Verwöhnt. Herrisch. Sich immer einmischend. Wer braucht euch schon?“
    Er fragte sich, woher diese Ressentiments gegenüber seiner Familie kamen. Wahrscheinlich war sie generell voller Ressentiments. Unbekümmert setzte er sich hinter das Lenkrad und fuhr vom Parkplatz. Der Kofferraumdeckel schlug bei jeder Bodenwelle gegen das Fahrrad.
    „Du hättest ihm den Kiefer brechen können. Warum bist du so wütend? Bist du so eine Art Rassist, der es nicht sehen kann, dass er mit einem weißen Mädchen zusammen ist?“
    „Seine Hautfarbe ist mir völlig egal. Aber du bist minderjährig. Da hat er nichts mit dir zu schaffen.“
    „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin kein Kind mehr. Ich weiß, was ich tue. Und nur zu deiner Information, Laurence Jeffries ist siebzehn. Also sind wir gar nicht so weit auseinander.“
    Großartig, sie waren beide noch Kinder. „Ihr seid Lichtjahre voneinander entfernt. Du bist ein Schulmädchen, und er steht kurz davor, in die Army einzutreten.“
    „Mit sechzehn kann ich die Schule beenden, ohne dass ich dafür die Erlaubnis meiner Eltern brauche“, sagte sie.
    „Guter Plan. Das wird dich weit bringen.“
    „Ich meine ja nur.“ Sie schmollte ein wenig. „Wird deine Familie dich jetzt umbringen, weil du einfach abgehauen bist?“
    Vermutlich. „Mach dir darüber mal keine Gedanken.“
    „Ihr hattet bestimmt gerade so eine ‚Es ist Zeit, dass wir über deine Zukunft sprechen, mein Sohn‘-Unterhaltung, oder?“, sagte sie. „Ich wette, das tun sie immer, wenn sie dich mit in den Club nehmen.“ Sie wechselte das Thema. „Wie heißen deine Schwestern?“
    „Ellen und Joyce.“
    „Und dein Bruder ist Philip. Er sieht viel älter aus als du.“
    „Das ist er auch. Er hat eine Frau und ein Kind, aber die sind übers Wochenende in der Stadt geblieben.“
    „Dann bist du also ein Onkel.“ Sie machte ein kleine Pause. „Onkel Greg.“
    Mit ihrer nächsten Frage wurde sie noch ein wenig forscher. „Hast du eine Freundin?“
    Er wollte ihr sagen, dass sie das überhaupt nichts anging, aber er tat es nicht. Allein der Gedanke an Sophie riss die alte Wunde auf. Er und Sophie Lindstrom hatten sich letzten September in der Wirtschaftsvorlesung kennengelernt, und er hatte sich auf den ersten Blick total in sie verknallt. Angefangen bei ihrer nordischen Schönheit über ihre Scrabble-Künste bis zu ihrem unersättlichen Hunger im Bett faszinierte und fesselte sie ihn.
    „Sie macht gerade ein Auslandssemester“, erklärte er Nina.
    „Ha. Das heißt, sie hat dich sitzen lassen.“
    Das Mädchen war erstaunlich feinfühlig, das musste man ihr lassen. „Wo müssen wir hin?“, fragte er in dem Versuch, das Thema Sophie fallen zu lassen.
    „Lass mich einfach an der Ecke Maple und Vine Street raus. Und du hättest das nicht tun müssen, weißt du. Ich lebe hier schon immer, ich kenne mich aus.“
    „Wenn du so klug bist, würdest du nicht mit Jungs abhängen, die viel älter sind als du.“
    „Leck mich“, sagte sie.
    Er entschied sich, nicht darauf zu reagieren, denn das war genau das, was sie wollte. Glücklicherweise versuchte sie nicht noch einmal, ihn zu provozieren,

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