Bewahre meinen Traum
Und das, so nahm Greg an, war der Grund für seine angestauten Gefühle.
„Hey, Max …“
„Ich bin fertig, okay? Ich will darüber nicht mehr sprechen.“
„Was genau der Grund ist, warum wir darüber sprechen sollten.“
„Dad! Ich verhungere.“
Greg beschloss, es für den Moment gut sein zu lassen. Auf einer Bank sitzend konnte ein Junge viele Dinge in seinem Kopf heraufbeschwören, aber manchmal war es besser, sich zurückzuhalten. „Was das angeht“, sagte er also, „da kann ich Abhilfe schaffen.“
„Was, hast du etwa herausgefunden, wie man kocht?“
„Klugscheißer. Ich kann kochen.“ Greg versuchte es zumindest. Anfangs kam er nur mit dem Grill klar. Er hatte einen Weg gefunden, beinahe jede Mahlzeit auf dem Grill zuzubereiten, wobei er selbst vor Pfirsichen nicht zurückgeschreckt war, die er mit Eiscreme serviert hatte. Im Laufe der Zeit war er zu Fertiggerichten mit genauen Anleitungen übergegangen. „Aber heute Abend werde ich nicht kochen.“
„Gehen wir mit Brooke aus?“ Ein Ausdruck, der zugleich komisch und verstörend war, legte sich über Max’ Gesicht. Der Junge hatte eine Schwäche für Brooke Harlow, so viel war mal sicher.
„Nein, wir gehen nicht mit Brooke aus. Wir fahren hoch ins Camp Kioga.“
„ Ja! “ Das Wort zischte aus ihm heraus wie Luft aus einem Ballon.
„Ich hatte gehofft, dass dir das gefällt.“ Greg entspannte sich auf der zehn Meilen langen Fahrt durch die Wildnis der Catskills. Das Camp lag auf der anderen Seite des Sees, weit von der Stadt entfernt. Die Arbeit von Gregs Nichte Olivia, das Gelände von einem im Tiefschlaf liegenden Sommercamp in ein Familienresort zu verwandeln, hatte sich gelohnt. Seit beinahe einem Jahr war das Camp das ganze Jahr über geöffnet, doch es bedurfte noch ungefähr eines weiteren Jahres, bis alles perfekt wäre. Dennoch war Olivias Hingabe inspirierend, und die Art, wie sie das Projekt angegangen war, spielte keine kleine Rolle in Gregs Entscheidung, das Inn am Willow Lake zu kaufen. Etwas Greifbares zu erschaffen, es zum Laufen zu bringen – das war der richtige Weg, um ein neues Leben anzufangen und es wachsen zu sehen.
Auch wenn in dem Camp noch Bauarbeiten vorgenommen wurden, waren seine Schlafbaracken, die Hütten und das Haupthaus schon bewohnbar. Zwei weitere von Gregs erwachsenen Nichten waren gekommen, um bei den Vorbereitungen für die Hochzeit zu helfen, und das heutige Barbecue fand zu ihrer Begrüßung statt. Gregs Eltern und sein älterer Bruder Philip waren auch da. Als er mit Max vorfuhr, waren schon alle auf der Terrasse des Haupthauses versammelt. Gespräche und Gelächter vermischten sich mit der leisen Musik aus den Außenlautsprechern. Daisy war bereits da. Sie war früher am Tag alleine hierhergefahren. Sie saß so an einem Tisch, dass ihre Schwangerschaft unübersehbar war, trank Limonade und lachte mit ihren älteren Cousinen. Bei ihrem Anblick verspürte Greg einen Anflug von Bedauern.
Schluss damit, sagte er sich. Sich ihrer Schwangerschaft wegen unbehaglich zu fühlen stand einfach nicht zur Debatte. Er hatte Monate gehabt, sich an die Vorstellung zu gewöhnen, und er musste diese Anfälle hinter sich lassen.
Max sprang die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf. Er konnte es kaum erwarten, alle zu begrüßen. Greg folgte etwas langsamer mit einer Flasche Wein und einem Sixpack Bier in der Hand – seinem Beitrag zum Barbecue – und schaute zu, wie Max von seinen Verwandten wie von einem Kokon umhüllt wurde. Max war der jüngste Sohn des jüngsten Sohnes der Bellamy-Familie. Er war der letzte seiner Generation, der erwachsen würde. Seine Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen schienen seine Jugend zu lieben und wollten, dass er solange wie möglich klein blieb. Greg hatte damit kein Problem. Er hatte bereits ein Kind, das zu schnell erwachsen geworden war. Max’ Lieblingsmitglied der Familie war Olivias Hund, ein kleiner Mischling namens Barkis. Innerhalb weniger Minuten lagen die beiden auf dem Boden und spielten Zerrspiele mit einem alten Plüschtier.
Natürlich waren Olivia und Connor – das zukünftige Brautpaar – anwesend, genau wie eine bunte Mischung aus Cousins, Cousinen und Freunden. Olivia war nur zehn Jahre jünger als Greg, aber er hatte seiner Cousine keine große Aufmerksamkeit gewidmet, als sie aufgewachsen war. Dazu war er viel zu beschäftigt gewesen. Vage erinnerte er sich an ein paar missliche Jahre für Olivia, in denen sie eine Zahnspange trug,
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