Bewahre meinen Traum
fusselige Haare, eine Brille und Gewichtsprobleme hatte. Irgendwann hatte sie sich dann aber in diese zauberhafte Frau verwandelt, die voller Selbstbewusstsein war und vor Glück nur so strahlte.
Es waren schon seltsamere Sachen passiert, dachte Greg. Sein Blick blieb an Rourke McKnight hängen. Der Polizeichef von Avalon war heute nicht im Dienst. Bis vor Kurzem war er noch der ewige Junggeselle der Stadt gewesen – bis er letzten Winter mit Jenny Majesky, Ninas bester Freundin, eingeschneit worden war. Die Leute machten Witze darüber, dass der Polizeichef sie nur heiratete, weil ihr die Sky River Bakery gehörte und er süchtig nach ihren unglaublichen, ekstatische Gefühle verursachenden Donuts war, aber Greg wusste, dass die Geschichte weitaus komplizierter war. Das waren Beziehungen immer, ob sie nun hielten oder zerbrachen. Greg nahm sich vor, später mit Jenny zu reden. Vielleicht konnte sie ihm einen Einblick verschaffen, was in Nina vor sich ging.
Während des Essens entspannte er sich und genoss mit einem Gefühl der Dankbarkeit die Gesellschaft seiner Familie. Einfach mit ihrer Anwesenheit, weil sie waren, wie sie waren, hatten sie ihm über das Ende seiner Ehe hinweggeholfen. Er beobachtete, wie Daisy und die Nichten die Hochzeitszeremonie mit der Präzision eines Schlachtplans entwarfen. Olivia, wie immer top organisiert, brachte ausgedruckte Diagramme, für die sie den Nachtisch beiseiteschob, um sie auf dem Tisch auszubreiten.
„Nach Jenny – meiner Trauzeugin – kommen die Cousinen in Reihenfolge ihres Alters“, sagte Olivia. „Ist das okay?“
„Du bist die Braut“, erwiderte Jenny. „Du musst nicht fragen.“
Daisy nickte. „Ich bin die Letzte – aber nicht die Unwichtigste.“ Sie tätschelte ihren runden Bauch. Ihre Cousinen reagierten darauf mit ehrlicher Zuneigung. Sie schienen sich auf das Baby zu freuen, was Gregs eigene Panik nicht gerade beschwichtigte, aber Daisy zu gefallen schien.
„Julian Gastineaux ist der Trauzeuge“, erklärte Olivia Daisy. „Er kommt nächste Woche aus Kalifornien. Ich dachte, das interessiert dich.“
Greg sah, wie das Gesicht seiner Tochter wie eine Rose erblühte. Kein gutes Zeichen. Connor Davis’ Bruder Julian war im gleichen Alter wie Daisy. Sie hatte ihn letzten Sommer kennengelernt, als sie beide hier im Camp Kioga gearbeitet hatten. Julian war die Art Junge, der jedes Mädchen zum Erröten brachte. Er war groß, ein gut aussehender Mischling und unglaublich selbstbewusst. Mit seinen Dreadlocks, dem Ohrring und mindestens einem sichtbaren Tattoo schien er unberechenbar zu sein. Da er und Daisy ungefähr gleich alt waren, hatten sie im letzten Sommer viel Zeit miteinander verbracht. Greg erinnerte sich an ihn als einen Adrenalinjunkie, der von großen Höhen und hohen Geschwindigkeiten gar nicht genug bekommen konnte.
Inzwischen musste Greg jedoch zugeben, dass Julian nicht derjenige war, der unnötige Risiken einging. Daisy war es. Letzten Sommer war sie noch ein Highschool-Mädchen gewesen, das mit einem Jungen aus Kalifornien geflirtet hatte. Ein Jahr später stand sie kurz davor, Mutter zu werden. Dennoch, wenn er ihr strahlendes Gesicht so sah, ging er davon aus, dass sie noch nicht bereit war, die Liebe ganz hinter sich zu lassen. Greg ermahnte sich, damit aufzuhören sich zu viele Gedanken zu machen. Dieser Tage hatte Daisy größere Sorgen als mit dem Bruder des Bräutigams zu flirten.
Als die Unterhaltung sich der Gästeliste zuwandte, bemerkte Greg, dass Jenny sich zurückzog. Sie trat an die Brüstung der Veranda und schaute über den See. Ihr Leben war anders verlaufen als das der Mädchen. Für sie hatte es keine Privatschulen und Privilegien gegeben. Das schien sie nicht zu stören, aber er nahm an, dass sie das Gespräch über Leute, die sie nicht kannte, langweilte.
Was ihm die perfekte Gelegenheit bot, sie wegen Nina Romano zu befragen. Er schnappte sich eine gekühlte Flasche Chardonnay und trat zu Jenny, um ihr Glas nachzufüllen.
„Danke“, sagte sie lächelnd. „Ein schöner Abend.“
Greg ließ seinen Blick über die Gesellschaft gleiten, und einen Moment hatte er ein Bild aus früheren Zeiten vor sich, als das Camp noch aktiv war. Er fragte sich, ob diese Zeiten wirklich so schön waren, wie er sie in Erinnerung hatte, oder ob Wehmut ihnen einen rosafarbenen Schimmer verlieh. „Geht es dir gut?“, fragte er.
„Mir gefällt es, Philips Seite der Familie kennenzulernen, auch wenn sie so anders ist als
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