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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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geendet hatte. Den Fehler würde Daisy nicht machen. Es lag nicht an den Genen, gab sie zu. Es lag nur an ihrer eigenen Dummheit.
    Sie hörte dem Trockner in der Waschküche zu, wie er eine Ladung Wäsche herumschleuderte. Das rhythmische Geräusch war irgendwie beruhigend. Gedankenverloren streichelte sie mit einer Hand ihren Bauch. Das Gute war, dass sie bald zu dick sein würde, um ihre Knöchel überhaupt noch sehen zu können. Wenn das mal nicht eine frohe Botschaft war.
    Rastlos legte sie das Buch beiseite – brauchte sie wirklich das Bild des Gebärmutterschleimpfropfes in ihrem Kopf? – und trat an das Fenster zum See. Sie dachte an die unzähligen Weisen, auf die sich ihr Leben verändert hatte, seitdem sie im letzten Sommer am Willow Lake gewesen war. Damals hatte sie mitten in ihrer rebellischsten Phase gesteckt, war wegen der Scheidung unglaublich wütend auf ihre Eltern gewesen und fest entschlossen, die beiden dafür zahlen zu lassen. Ihre Dummheit war aber nur auf sie selber zurückgefallen, was im Nachhinein betrachtet kein Wunder war. Sie war jetzt diejenige, die die Konsequenzen zu tragen hatte.
    Ihr Mom hatte sie angefleht, zu ihr nach Den Haag zu ziehen. Sie hatte ihr die beste Pflege für Daisy und das Baby versprochen, und alle Unterstützung, die nur möglich war. Daisy hatte das Angebot abgelehnt. Ihre Wut auf ihre Mutter saß einfach noch zu tief. Also war sie nun hier, an diesem wunderschönen Ort, und vor ihr lag eine mehr als ungewisse Zukunft. Irgendwie war es irreal, im Verwalterhäuschen des alten Inn zu leben. Es kam ihr vor wie ein Anwesen in einem alten Film mit dem riesigen Grundstück und den verschiedenen Gebäuden. Aus dem Fenster sah Daisy ihren Dad mit Nina Romano auf der Veranda des Bootshauses am andere Ende des Grundstücks. Sie schienen eine sehr intensive Unterhaltung zu führen.
    Sonnet, Ninas Tochter, war Daisys erste und beste Freundin hier in Avalon. Nina selbst war ihr hingegen immer irgendwie ein Rätsel geblieben. Jetzt, wo Sonnet auf dem Weg aufs College war, hatte Daisy erwartet, Nina würde es ein wenig langsamer angehen, vielleicht ein Buch schreiben oder sich ein Hobby suchen. Doch stattdessen stürzte sie sich kopfüber in etwas Neues – nämlich in ein gemeinsames Geschäft mit Daisys Vater.
    Daisy war sich nicht sicher, was sie darüber denken sollte. Sie bewunderte Nina, und es war tröstlich zu wissen, dass Nina auch eine junge, alleinerziehende Mutter gewesen war und sich für sie alles zum Guten gewendet hatte. Daisy mochte Nina, war aber gleichzeitig von ihr auch eingeschüchtert. Nina war die Single-Mom, die jeder bewunderte – hart arbeitend, entschlossen und so erfolgreich, dass eine Zeitschrift sogar einen Artikel über sie veröffentlich hatte, weil sie die jüngste Bürgermeisterin des Staates gewesen war. Nina hatte etwas an sich, das in Daisy das Gefühl auslöste, nicht zu genügen.
    Was ihren Dad anging, hatte Daisy nicht so sehr das Gefühl, ungenügend zu sein, sondern sie fühlte sich eher hilflos. Sie wusste einfach nicht, wie sie ihm helfen sollte. Er schien immer noch jeden Tag zu leiden, und er wirkte so verloren, auch wenn das den meisten Menschen nicht auffiel, weil er sehr gut darin war, es zu verbergen. Daisy wusste, dass er sich von der Schuld bezüglich der Scheidung auffressen ließ. Er gab sich die Schuld daran, dass seine Ehe nicht gehalten hatte. Weil er so beschäftigt damit gewesen war, seine Firma aufzubauen, hatte er nicht ausreichend Zeit für seine Familie gehabt. Jetzt versuchte er einen Neuanfang – kleine Stadt, kleines Familienunternehmen, alles, was dazugehört. Aber trotzdem war er immer noch konstant traurig. Immer noch verletzt und wirklich sehr einsam. Er war der Jüngste der vier Bellamys, und nach Aussage von Daisys Großmutter war er auch der Unbekümmertste. Vielleicht war das der Grund, warum er es hasste, allein zu sein.
    Daisy dachte oft daran, mit ihrem Baby in eine eigene Wohnung zu ziehen, wie es heutzutage so viele alleinerziehende Mütter taten. Ein Teil von ihr sehnte sich nach Unabhängigkeit. Dann fiel ihr jedoch jedes Mal ein, wie einsam ihr Vater war, und die Vorstellung, ihn zu verlassen, erschien ihr gemein.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Grübeleien. Vielleicht einer der Arbeiter. Mit den ganzen Renovierungsarbeiten am Haupthaus wimmelte es überall von Handwerkern, die Dinge vermaßen, reparierten, Fragen stellten und manchmal sogar Daisys Meinung hören wollten, als wenn

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