Bewahre meinen Traum
als Mitarbeiter von Davis Construction auswiesen, gipsten, grundierten und malten überall. Ein Elektriker installierte eine Lampe über dem Kaminsims. Die Lobby fing langsam an, wie ein luxuriöser Salon aus alten Zeiten auszusehen. Die Decke zierten reich verzierte Stuckleisten, das Marmor des Kamins glänzte, die Holzrahmen der Fenster waren neu überarbeitet worden.
Nina erblickte Greg hinter einem provisorischen Tisch bestehend aus einer Holzplatte und zwei Sägeblöcken, auf dem eine Zeichnung lag, die er intensiv studierte. Hinter seinem einen Ohr steckte ein Bleistift, ein Werkzeuggürtel hing ihm tief auf den Hüften, und auf dem Gesicht hatte er einen vollkommen vertieften Ausdruck. Er ist wirklich entschlossen, das hier zu behalten, dachte Nina. Das spürte sie, und es verwirrte sie. Das hier ist mein Traum , wollte sie ihm sagen. Nicht deiner. Doch als sie sich in dem großen, leeren Raum umschaute, erkannte sie seinen Einfluss in den restaurierten Details – das Parkett und die Täfelung, die frische Farbe an den Wänden und die strahlend weißen Maurerarbeiten. Hätte sie dieses spezielle Taubengrau für die Wände gewählt, dieses tiefe Dunkelbraun für den Boden?
Als sie den Salon durchquerte, heulte gerade eine Kreissäge auf, und sie musste warten, bis sie Greg auf sich aufmerksam machen konnte. Er schaute zu ihr auf, und auf seinem Gesicht erstrahlte ein warmes, willkommen heißendes Lächeln. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
„Ich habe mich entschieden“, sagte sie. Wegen des Lärms musste sie sehr nah bei ihm stehen, um gehört zu werden. Er war so viel größer als sie, dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, wenn sie ihm in die Augen schauen wollte. Als sie es tat, geriet sie ein wenig aus dem Gleichgewicht, als wenn sie am Rand eines Abhangs balancierte. Nur Mut, sagte sie sich. Du tust das Richtige.
Sie schluckte schwer, befeuchtete sich die Lippen und sagte: „Ich nehme das Angebot an.“
Obwohl um sie herum das vollkommene Renovierungschaos herrschte, hatte Nina das Gefühl, sie und Greg wären ganz allein. Das Grinsen, das sich langsam auf seinem Gesicht ausbreitete, hatte einen fatalen Effekt auf Nina. Sie versuchte, so zu tun, als würde sie jeden Tag von so umwerfenden Männern wie ihm so angelächelt, aber vermutlich durchschaute er sie sofort. Seit ihren schicksalshaften Tagen als Teenager, der verrückt nach Jungs war, stand sie einfach auf hübsche Gesichter. Greg wischte sich seine mit Gipsstaub bedeckte Hand an der Malerhose ab und streckte sie ihr hin. „Ausgezeichnet, Nina. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.“
Nun, das werden wir noch sehen, dachte sie. Dann bedeutete sie ihm, ihr durch die Glastür zu folgen, die die Lobby mit dem Wintergarten verband. Hier war es ruhiger, und die geöffneten Fenster hatten den strengen Geruch frischer Farbe vertrieben. Sie erwartete immer noch, dass er feststellen würde, wie schwer es war, ein Geschäft zu leiten und gleichzeitig alleinerziehender Vater zu sein. Er würde es vielleicht nicht mal bis zum Ende des Sommers schaffen. Doch die fortgeschrittenen Renovierungsarbeiten und die Tatsache, dass er nicht davor zurückschreckte, die Ärmel hochzurollen und mit anzupacken, überraschten sie. Sein unerschütterliches Selbstbewusstsein hingegen überraschte sie nicht. Er wischte sich die Hände mit einem Tuch ab, das in seiner hinteren Hosentasche gesteckt hatte, und sagte: „Mann, du weißt wirklich, wie man einen Mann zittern lässt.“
„Das war keine Absicht“, sagte sie. „So bin ich nicht, Greg. Ich manipuliere andere Menschen nicht.“
„Hey, ganz locker.“ Er lachte laut auf. „Ich wollte dir nichts unterstellen.“
Nina errötete. Nach vier Jahren Konferenzen im Stadtrat war sie hypersensibel. „Ich meine ja nur, dass ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht habe.“
„Das habe ich auch nie gedacht. Und falls es dir hilft, ich habe das Angebot auch nicht leichtfertig abgegeben.“
„Ich bin bereit, sofort anzufangen“, sagte sie mit einem Mal ganz geschäftlich. „Ich kann heute Abend einziehen. Meine ganzen Sachen sind im Truck meines Bruders.“
„Einziehen?“ Er schien verwirrt.
„Das Bootshaus“, erinnerte sie ihn und wies mit dem Umschlag, in dem sich der Vertrag befand, in die entsprechende Richtung. „Das ist Teil unserer Vereinbarung. Ich muss auf dem Grundstück wohnen, wenn ich die Arbeit richtig erledigen soll.“
„Und du willst im Bootshaus leben.“ Er
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