Bewahre meinen Traum
Verpflichtungen und hoffte, damit in der Zukunft einen Sorgerechtsstreit verhindern zu können. Der Junge wäre ein Idiot, wenn er nicht auf Daisys Angebot eingehen würde, das ihn quasi vollkommen unbehelligt sein Leben weiterleben ließ. Andererseits hatte er bereits bewiesen, dass er ein Idiot war, also war Greg nicht so sicher, wie Logan auf die Nachricht reagieren würde.
Greg schaute sich um – er war nicht sicher, wonach er Ausschau hielt. Ein Zeichen? Jemand, der ihm einen Rat geben könnte? Beides würde er hier wohl kaum finden. Shane Gilmore, der Bankdirektor, saß in seinem Glaskubus am Telefon. Brooke Harlow, die Vermögensverwalterin, war nicht an ihrem Platz. Auf der anderen Seite des Tresens wartete die Notarin; das Missfallen war ihr deutlich anzusehen, als sie den Brief überflog und ein Formular ausfüllte. Ihre Haare waren stahlblau, und sie strahlte eine Voreingenommenheit aus, die Greg zu hassen gelernt hatte. Er war es satt, dass Fremde einen Blick auf Daisy warfen und das Schlimmste annahmen.
„Komm, setzen wir uns.“ Er führte sie vom Tresen weg. Was Greg betraf, konnte die verdammte Notarin warten, bis die Hölle zufror. Sophie hatte ihnen geraten, den Brief notariell beglaubigen zu lassen und per Kurier zu schicken, um sich den Empfang quittieren zu lassen. Daisy setzte sich auf eine der niedrigen Bänke in der Lobby und hielt die Papiere auf dem Schoß.
Greg überlegte, was Nina ihm über ihre Erfahrungen mit dem Vater ihres Kindes erzählt hatte. Ein junger Mann – selbst ein von Hormonen gesteuerter, unvorsichtiger Junge – musste wenigstens darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass er ein Kind gezeugt hatte. Nina behauptete, nie bereut zu haben, wie sie die Sache mit Sonnets Vater gehandhabt hatte – zu warten, bis er seinen Abschluss an der West Point Academy gemacht hatte und mit einer anderen Frau verlobt war. Das passt zu ihrer unabhängigen Natur, dachte Greg – so hatte sie sichergestellt, das einzige Elternteil für ihre Tochter zu sein. Wollte Daisy es auch alleine schaffen? Auf ihrem Gesicht war klar zu erkennen, wie sehr sie sich mit der Entscheidung quälte. Sie war sich einfach nicht sicher.
Unruhig spielte sie mit dem Stift. „Mom sagt, das ist allein meine Entscheidung und niemandes sonst.“
Also hatte sie mit Sophie gesprochen, dachte er. Das war doch schon mal ein – wenn auch kleiner – Fortschritt. „Da hat deine Mom recht.“
„Was, habt ihr etwa auch darüber gesprochen?“
Er nickte. Es bereitete ihm ein perverses Vergnügen, dass Sophie und er endlich mal einer Meinung waren. Jetzt, wo sie durch ein Weltmeer getrennt waren und selten miteinander sprachen, verstanden sie sich ganz gut.
Zu Vorbildern für Daisy eigneten sie sich aber auch nicht wirklich. Als junge Eltern mit einem ungeplanten Kind hatten sie ihr Bestes gegeben. Eine lange Zeit hatte das auch ausgereicht, aber nicht für immer. Als Sophie ihm seine neugeborene Tochter vorgestellt hatte, war er von einem so intensiven Gefühl der Liebe erfasst worden, dass diese sich auch in seine Gefühle für Sophie mit hineinschlich. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er sich – und Sophie – davon überzeugt, dass sie heiraten sollten. Sie hatten geglaubt, zum Wohle des Kindes das Richtige zu tun.
„Deine Mom und ich wollen beide, dass du deine eigenen Entscheidungen triffst“, sagte er.
„Damit ich, wenn ich es vermassel, alleine mir die Schuld geben kann.“
„Daisy …“
„Ich verstehe das, Dad. Glaub mir, das tu ich.“ Und damit schien sich irgendwas in ihr zu lösen. Sie stand auf und marschierte entschlossenen Schrittes zur Notarin, unterschrieb alle Durchschläge des Formulars und schob sie der Frau über den Tresen zu.
Zeig’s ihr, dachte Greg. Der unerbittliche Stolz seiner Tochter zeigte sich in ihrer Körperhaltung und ihrem gereckten Kinn, als sie die Papiere in einen großen Umschlag steckte.
„Greg.“ Mit einem höflichen Lächeln im Gesicht kam Brooke Harlow aus einem Büro im hinteren Teil des Gebäudes. „Schön, dich zu sehen.“
„Gleichfalls.“ Er nahm kurz ihre Hand. Sie hatten sich seit ihrem Beinahe-Date auf dem See nicht mehr gesehen, aber er hatte nicht vergessen, wie attraktiv sie war. Kein einziges Haar tanzte aus der Reihe. Sie trug einen engen Rock und High Heels, die ihre Beine betonten. Greg kam der unpassende Gedanke, wie lange er schon nicht mehr mit einer Frau geschlafen hatte. In letzter Zeit schien er überall, wo er ging und stand,
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